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Frauenpolitik – ein Rezept für die Apothekenzukunft (Kommentar)

Kommentar

"Apotheke? Das ist nur was für Frauen, einen Mann kann das niemals auslasten." Das ließ mich vor Jahren eine erfahrene Apothekenleiterin wissen - ich selbst stand damals noch am Anfang meiner beruflichen Laufbahn. Was auch immer hinter dieser Überzeugung stand - ich nahm sie stumm, verwundert und beeindruckt zur Kenntnis. So sehr beeindruckt, dass ich mich noch Jahrzehnte später dran erinnere.

Tatsache ist: die Zahl der Frauen im Apothekerberuf steigt seit Jahren - doch in der Berufspolitik dominieren mit großer Mehrheit die Männer. Vermutlich auch deshalb, weil sie sich in ihren Apotheken nicht ausgelastet fühlen? Für Frauen jedenfalls scheint die Last des Alltags deutlich schwerer zu wiegen: sie üben ständig den Spagat zwischen Familie und Beruf - und schaffen ihn häufig mehr recht als schlecht.

Häufiger als Männer sind sie nicht selbstständig, sondern angestellt tätig und haben so weniger Freiheiten, was die Zeiteinteilung betrifft. Warum sollten sich Frauen also zusätzlich noch die Berufspolitik aufhalsen? Weibliche Vorbilder fehlten bis vor kurzem fast ganz und welche Frau kriegt schon Lust aufs Mitmischen, wenn sie vorher erst in eine Altherrenriege einbrechen muss?

Hinzu kommt noch in vielen Fällen traditionelles, nicht hinterfragtes Denken: Bei Wahlen wählen auch Frauen häufig Männer - sie gelten allein aufgrund ihres Mannseins als kompetent, während eine Frau ihre Kompetenz stets erst beweisen muss.

Es gibt also vielfältige Gründe, warum Frauen noch immer in der Berufspolitik unterrepräsentiert sind. Das zu ändern - dafür treten einige wenige Kolleginnen und Kollegen seit langem ein. Eine offizielle Initiative, ausgehend von den ABDA-Gremien und in diese eingebunden, könnte eine sinnvolle Verstärkung sein und ist daher nur zu begrüßen.

Eine Politik, die "mehr für Frauen" (im Beruf) tut, könnte auch ein Rezept gegen den Arbeitskräftemangel in Apotheken sein. Diese Annahme ist zugegeben optimistisch, aber nicht völlig unrealistisch. Warum "verschwinden" denn so viele Apothekerinnen auf Nimmerwiedersehen in den Familien oder - bei entsprechendem sozialen Status - auf den Golf- und Tennisplätzen? Offensichtlich sind die Arbeitsplätze in Apotheken nicht attraktiv und anspruchsvoll genug - auch nicht mehr für Frauen.

Eine Neuausrichtung der apothekerlichen Tätigkeit, zum Beispiel durch pharmazeutische Betreuung und intensive Therapiebegleitung, plus entsprechender Anerkennung durch Gesellschaft und Politik muss unbedingt stattfinden. Das aufwändige Studium wäre in der Tat eine Verschwendung, wenn das pharmazeutische Know-how später ausschließlich in die Familie abtaucht.

Frauenpolitik ist - so meine ich - im Apothekerstand zugleich Arbeitsmarktpolitik. Die Zeit ist mehr als reif!

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