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Neues Informationsblatt: "Zum Kinderwunsch gehört Folsäure!"
Folsäure, das "Schwangerschaftsvitamin"
Folsäure spielt eine große Rolle bei allen Zellteilungs- und Wachstumsprozessen. In den ersten vier Schwangerschaftswochen – in denen die Schwangerschaft in der Regel noch nicht bekannt ist – werden Gehirn und Rückenmark angelegt, und der Rückenmarkskanal muss sich schließen. Eine ungenügende Folsäurezufuhr ist einer der Gründe für Fehlentwicklungen des Rückenmarks und des Zentralnervensystems durch Neuralrohrdefekte, die sich als offener Rücken (Spina bifida) äußern können, wie es in einer Presseinformation des BgVV heißt.
Jährlich sind in Deutschland mindestens 1600 ungeborene Kinder davon betroffen; die, die zur Welt kommen, sind unterschiedlich schwer behindert. Ein Leben – darauf weist die Arbeitsgemeinschaft Spina bifida hin – das anders ist und dennoch nicht weniger erfüllt sein kann.
Der Bedarf an Folsäure bei Frauen und beim ungeborenen Leben ist selbst mit einer gesunden und ausgewogenen Ernährung nicht zu decken, so das BgVV. Folsäure muss dem Körper deshalb über geeignete Präparate zusätzlich zugeführt werden. "Dies kann durch folsäurehaltige Nahrungsergänzungsmittel oder durch Arzneimittel erreicht werden. Die Kosten dafür liegen unter dreißig Pfennig pro Tag", betont Prof. Dr. Hildegard Przyrembel, Leiterin des Fachgebietes Ernährungsprophylaxe und Ernährungstherapie im BgVV.
Studien, an denen bis zu 200 000 Frauen teilnahmen, haben belegt, dass mit der zusätzlichen Einnahme von Folsäure die Häufigkeit von Fehlentwicklungen des Rückenmarks und Zentralnervensystems verringert werden kann. Die ärztlichen Fachgesellschaften empfehlen bereits seit 1995, dass alle Frauen, die sich Kinder wünschen, oder nicht gezielt verhüten, täglich 400 Mikrogramm (0,4 Milligramm) Folsäure zu sich nehmen sollten – zusätzlich zu den in der Nahrung enthaltenen Folaten.
Nur 1 Prozent nimmt Folsäure ausreichend dosiert
Eine vom Robert Koch-Institut im Rahmen des Bundes-Gesundheitssurveys durchgeführte Studie zur Folsäureversorgung junger Frauen zeigt, dass lediglich ein Prozent der untersuchten Frauen zwischen 18 und 40 Jahren Folsäurepräparate in ausreichender Dosierung zu sich nahmen.
Man kann annehmen, dass nicht jede der Frauen schwanger werden wollte. "Dennoch belegt das Ergebnis das große Informationsdefizit über die möglichen Folgen eines Folsäuremangels für das werdende Kind", meint Dr. Bärbel-Maria Bellach, Leiterin der Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsberichterstattung des RKI. Die Laboruntersuchungen ergaben, dass bei 87 Prozent der Frauen die Folsäureversorgung (gemessen in roten Blutkörperchen) in einem Bereich lag, wo mit mindestens einer Verdoppelung des Risikos gerechnet werden muss, ein Kind mit offenem Rücken zur Welt zu bringen.
Die Aktion zur Aufklärung junger Frauen und werdender Mütter über die Bedeutung einer ausreichenden Folsäureversorgung wird von der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe, dem Berufsverband der Frauenärzte e.V., der Deutschen Akademie für Kinderheilkunde und Jugendmedizin sowie der Arbeitsgemeinschaft Spina bifida inhaltlich unterstützt.
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