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Arzneimittel und Therapie
Asthma bronchiale: Mometason – auf dem Weg zum idealen Corticosteroid
Noch immer sterben jährlich rund 6000 Menschen an den Folgen des Asthma bronchiale, eine extrem hohe Zahl, wenn man bedenkt, dass viele durch eine verbesserte medikamentöse Behandlung gerettet werden könnten. Vor allem die chronische Entzündung des Asthma-Geschehens müsste konsequent und regelmäßig behandelt werden. Noncompliance und Angst vor einer Vielzahl von Nebenwirkungen (Cortison-Angst) beim Einsatz der Corticosteroide erschweren eine konsequente Asthmabehandlung.
Während der Asthmapatient Bronchodilatatoren, die gegen die obstruktiven Beschwerden wirken, therapietreu einnimmt, da er in aller Regel eine Sofortwirkung spürt, vernachlässigt er die Gabe der Corticosteroide, die gegen die bronchialen Entzündungsreaktionen gerichtet sind. Dabei sollten die Corticosteroide, so die Experten, die Basis der Asthmabehandlung bilden. Denn durch sie wird die chronische Entzündung behandelt und damit die Schwere der Asthmaanfälle erheblich reduziert.
Das neue Glucocorticosteroid Mometason könnte dazu beitragen, dem idealen inhalativen Corticosteroid näher zu kommen. Untersuchungen haben ergeben, dass Mometason aufgrund seiner sehr hohen Affinität zum Steroidrezeptor eine starke antiphlogistische Wirkung entfaltet und dass eine systemische Verfügbarkeit in der empfohlenen Dosis fehlt. Ein neu entwickelter Trockenpulverinhalator als Applikator, der Twisthaler, trägt außerdem dazu bei, dass der größte Teil des Wirkstoffs an seinen Wirkort in die Bronchien gelangt.
Hohe Affinität zum Corticosteroidrezeptor
Unter den bisher bekannten inhalativen Corticosteroiden bindet Mometason mit der höchsten Affinität an die Corticosteroidrezeptoren der Zelle. Der Wirkstoff kann daher bei gleicher Wirkstärke in einer niedrigeren Dosierung verabreicht werden. Studien zeigten, dass die tägliche Dosis von 400 mg Mometason genauso wirksam war wie 500 mg Fluticason, wodurch sich eine Einsparung von 20% der Wirksubstanz errechnet. Im Vergleich zu Budesonid, das in einer Dosis von 800 mg verabreicht wird, sind 400 mg Mometason bei halber Substanzbelastung signifikant wirksamer. Aufgrund dieser niedrigen Dosierung und einer hohen Rezeptorbindungsaktivität ist nur eine einmal tägliche Gabe von Mometason notwendig, was wiederum die Compliance fördert.
Nur geringe systemische Verfügbarkeit
Die Angriffspunkte für Mometason sind die gleichen wie bei anderen Glucocorticosteroiden: Die Synthese der inflammatorischen Proteine wie z.B. die Interleukine IL 1, IL 5 und IL 6 sowie TNF-alfa werden reduziert, während antiinflammatorische Zytokine wie das IL10 induziert werden.
Ein weiterer Vorteil von Mometason ist seine geringe systemische Verfügbarkeit. Dies ist gerade bei inhalativen Corticosteroiden von Vorteil, denn in der Regel werden nur etwa 30% der inhalierten Substanzen bronchial deponiert, der größere Anteil wird verschluckt und gastrointestinal resorbiert, über den First-Pass-Effekt in der Leber metabolisiert und renal bzw. biliär ausgeschieden. Während herkömmliche Corticosteroide nach Deposition im Bronchialraum vom Rezeptor resorbiert werden und so in die Blutbahn gelangen, kommt es bei Mometason zu einer verzögerten Resorption, die durch die hohe Lipophilie der Substanz weiter eingeschränkt wird. Untersuchungen fanden heraus, dass die systemische Bioverfügbarkeit nach Applikation insgesamt weniger als 1% beträgt und damit um etwa den 10- bis 30fachen Wert unter den anderen auf dem Markt befindlichen inhalativen Steroiden liegt.
Die Ergebnisse werden untermauert durch die Erfahrungen, die man aus der intranasalen Applikation von Mometason hat. Selbst bei dieser Verabreichung zeigte sich keine Beeinflussung der Hypophysen-Nebennierenrindenachse und damit der körpereigenen Cortisolsynthese. Hinzu kommt, dass sich auch bei den lokalen Nebenwirkungen der Steroide, die sich z.B. durch Pilzbesiedelungen im Mund- und Rachenraum äußern, ein ebenfalls günstiger Trend für Mometason abzeichnet. Um solche Nebenwirkungen generell zu vermeiden, sollten Patienten angewiesen werden, unmittelbar nach der Inhalation den Rachenraum mit Wasser auszuspülen, um evtl. vorhandene Wirkstoffpartikel zu entfernen.
Neuer Inhalator unterstützt Compliance
Ein Großteil der inhalativ applizierten Steroide wird nach wie vor geschluckt, gelangt in den Magen-Darm-Trakt und steht damit am Wirkort, dem Bronchialsystem, nicht zur Verfügung. Es wird daher ständig daran gearbeitet, bessere Inhalatoren zu entwickeln, die es dem Patienten ermöglichen, möglichst viel Wirkstoff in die Lunge zu befördern. Untersuchungen der Aerosolmedizin zeigen, dass verschiedene Faktoren für eine gute Lungendeposition des Wirkstoffes verantwortlich sind: die Teilchengröße des Wirkstoffes, das Atemzugvolumen und der Atemfluss, die Atemwegs- und Alveolarmorphometrie des Patienten und nicht zuletzt das Handling des Inhalationsgerätes.
Der neu entwickelte Twisthaler bietet einige Vorteile gegenüber bisher verfügbaren Geräten. Ein eingebautes Zählwerk verbessert die Compliance des Patienten, er sieht, wie viel Dosen er entnommen hat. Durch einfaches Aufdrehen einer Kappe ist das Gerät "geladen". Durch diese Drehbewegung wird die dosierte Menge Wirkstoff in eine kleine Vorratskammer gefüllt und unter den Strömungskanal geführt. Bisherige In-vitro-Untersuchungen haben gezeigt, dass die Wirkstofffreisetzung des Twisthalers fast unabhängig von der Inhalationsgeschwindigkeit ist. Geprüft wird derzeit noch, ob auch das Partikelspektrum unabhängig von der Flussrate ist.
Quelle: Nach Vorträgen von Prof. Dr. Thomas Hohlfeld, Düsseldorf, Prof. Dr. Dr. Claus Krögel, Jena, Priv.-Doz. Dr. Tobias Welte, Magdeburg, und Dr. K.-H. Gerhard Scheuch, Gauting, auf einem Pressesymposium der Essex-Pharma zu Mometason.
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