DAZ aktuell

Lutz Bäucker: Wünsch Dir was!

Frau Schmidt wünscht sich, dass sich die Patienten ihre Arzneimittel per Mausklick in Holland oder sonstwo besorgen – Hauptsache, nicht in einer deutschen Apotheke. Herr Friese, Herr Metzger und Herr Keller wünschen sich zwei Millionen Unterschriften von ebendiesen Patienten gegen den Internet-Deal. Und außerdem wünschen sie, dass ansonsten möglichst alles beim Alten bleibt. Der Allgemeine Patientenverband wünscht sich mehr Pillen per Internet. Frau Mittermaier und Herr Huber aus der Münchner Fußgängerzone wünschen sich mehr Beratung von ihrem Apotheker. Herr Glaeske aus Bremen wünscht sich, dass alles mal in geordnete Bahnen geleitet wird und den Apothekern mal Beine gemacht werden.

Jeder hat einen Wunsch frei in diesen Tagen, die nicht die Tage der deutschen ApothekerInnen sind, nein, wirklich nicht! Es wird gewünscht und verwünscht, pharmazeutische Wünschelrutengänger schnüren durchs Land auf der Suche nach letzten Adern der Hoffnung, wünschen sich mittels rotgedruckter Anzeigen unter dem Nackedei des Tages die Solidarität der Kundschaft herbei und vergessen bei allen guten Wünschen die Wirklichkeit: warum und für wen machen wir das? – müsste man den Lesern, Hörern und Zuschauern mal erklären.

Und: wie geht's weiter? Der Apo-Alltag 2002 ist weißgott kein Wunschkonzert, sondern desillusionierend. Trotzdem: hinterm Horizont geht's weiter. Das will auch der Augsburger Professor Gerhard Riegl zeigen und wünscht sich viele Teilnehmer an seinem "Großen Apotheken-Votum 2002". Mindestens 1000 sollen mitmachen, wenn's im Mai los geht: Fragebögen für die werte Kundschaft, 200 000 Stück, damit wir mal rauskriegen: was wünscht sich unser Kunde eigentlich von uns? Ein Leben lang gratis Tempotücher? Immer Kalender zum neuen Jahr? Rabatte, Prozente, Zugaben? Gute Worte oder gute Wünsche? Wirklich Warnungen vor Risiken und Nebenwirkungen? Nette Ansprache? Balsam für die Seele oder Perubalsam für den wunden Hintern?

Was weiß ich denn, wir werden es rauskriegen – beim Großen Apo-Votum 2002! Ich wünsch mir: machen Sie mit, liebe Kollegen, bevor Sie sich gar nix mehr wünschen können. Geben Sie unserer Sache fundierte Erkenntnisse als Munition gegen diejenigen, die ihr egoistisches Wunschdenken (Frau Schmidt: Wiederwahl! Die Kassen: mehr Macht! Die Internetdealer: mehr Kohle!) unverfroren zum angeblichen Wunsch der Patienten erklärt haben. Riegls Umfrage – eine Chance, mehr über uns selbst zu erfahren und vielleicht doch noch rechtzeitig aus der selbst verschuldeten Unmündigkeit ausbrechen zu können.

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