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Janssen-Cilag-Bevölkerungsstudie: Der Patient vor der Wahl
Für die Studie wurden im vergangen Jahr gut 1000 Personen interviewt. Jeweils die Hälfte der Befragten kamen aus den Altersgruppen der 25- bis 34-Jährigen und der 60- bis 69-Jährigen. Auf diese Weise sollte herausgefunden werden, ob sich bei jungen, gesunden und bei älteren, z. T. chronisch kranken Menschen Unterschiede in der Einschätzung des Gesundheitswesens ausmachen lassen. Erstaunlicherweise fanden sich nur in wenigen Punkten geringfügige Abweichungen. Daher wurde bei den Ergebnissen der Studie regelmäßig nicht zwischen den Altersgruppen differenziert.
Beitragstabilität ist nicht das Maß aller Dinge
Die Entwicklung im deutschen Gesundheitswesen wurde von allen Interviewten überwiegend negativ bewertet: 68 Prozent gaben an, die Situation für Patient und Beitragszahler habe sich verschlechtert. Sieben Prozent betrachten die Situation als "eher besser", 25 Prozent meinen, sie sei gleichgeblieben. Auch mit Beitragserhöhungen rechnen die meisten der Befragten: 18 Prozent erwarten einen "starken" Anstieg, 58 Prozent glauben, die Beiträge werden "etwas" erhöht, 23 Prozent gehen davon aus, dass die Beiträge stabil bleiben.
Auf die Frage, worum sich die Gesundheitspolitik in Zukunft mehr kümmern sollte, antwortete nur ein Viertel "um gleichbleibende Beiträge". 36 Prozent möchten das Augenmerk auf "mehr medizinische Leistungen" gerichtet wissen. Die übrigen 44 Prozent wünschen, dass sich die Politik beiden Bereichen gleichermaßen annimmt. Eine einseitig an Beitragsstabilisierung orientierte Politik fand selbst bei den jungen, gesunden Befragten, die eine Verschlechterung für die Beitragszahler feststellen und einen Beitragsanstieg erwarten, kein Mehrheit.
Mäßiges Vertrauen in die Akteure im Gesundheitswesen
Ein weiterer Fragenkomplex sollte das Vertrauen in die Gesundheitspolitik und deren Akteure ermitteln. Dazu wurde den Befragten eine Liste von sieben Akteuren im Gesundheitswesen vorgelegt: Bund und Länder, Ärzte, Krankenkassen, Gewerkschaften, Arbeitgeber, Wissenschaftler und pharmazeutische Industrie (Apotheker kamen nicht vor!). Das ernüchternde Ergebnis: 22 Prozent gaben an, keiner der aufgelisteten Gruppen zu vertrauen. Im Hinblick auf die Vertretung der Patienteninteressen genießen die Ärzte das meiste Vertrauen (26 Prozent), die Krankenkassen folgen mit 19 Prozent.
Was die Beitragszahlerinteressen betrifft, so vertraut ein Viertel darauf, dass diese von den Krankenkassen vertreten werden, knapp ein Fünftel zählt auf die Gewerkschaften. Die pharmazeutische Industrie musste sich damit abfinden, dass die Bevölkerung ihr kein Vertrauen entgegenbringt. Im Hinblick auf diese Antworten ist es nicht überraschend, dass fast 80 Prozent der Befragten eine eigenständige Instanz zur Patientenvertretung für erforderlich halten.
Hohes Informationsbedürfnis
Die Studie fand zudem heraus, dass sich die Versicherten mehr Information und Transparenz im Gesundheitswesen wünschen. 54 Prozent halten die Möglichkeiten, sich über die Qualität der Ärzte zu informieren für nicht zufriedenstellend. Über 90 Prozent würden es begrüßen, wenn Ärzte umfassender über ihre Tätigkeitsschwerpunkte, Erfahrungen und Qualifikationen informieren dürften. Die Einführung eines ärztlichen Gütesiegels, das alle zwei Jahre nach einer externen Qualitätsprüfung ausgegeben wird, findet bei guten 80 Prozent Zustimmung. Dabei sind 57 Prozent dafür, dass die Qualitätsprüfungen auf freiwilliger Basis eingeführt werden sollten (hier sprach sie die jüngere Altersgruppe etwas häufiger für einen Zwang aus).
Auch eine Behandlungsquittung nach jedem Arztbesuch wird von 82 Prozent befürwortet. Dabei sollte die Quittung mindestens die erhaltenen Leistungen aufführen, 56 Prozent möchten zudem die ärztliche Vergütung genannt wissen und den Leistungserhalt durch persönliche Unterschrift bestätigen.
Patienten wollen wählen
In einem letzten Themenkomplex wurde erfragt, wie die Bevölkerung zu Wahlmöglichkeiten innerhalb der gesetzlichen Krankenversicherung steht. Den Interviewten wurden 14 Angebote unterbreitet, wie sie das Leistungsspektrum der Krankenkassen erweitern oder einschränken können, jeweils verbunden mit einer Beitragsreduktion bzw. -erhöhung.
93,5 Prozent wählten wenigstens eines der Angebote: 33 Prozent sind bereit mehr zu zahlen, wenn sie dafür Extra-Leistungen erhalten, 54 Prozent würden ihren Beitrag durch die Abwahl bestimmter Leistungen gerne verringern, bei 13 Prozent der Befragten gleichen sich die Kosteneffekte durch Ab- und Zuwahl aus. Bei den beitragreduzierenden Angeboten fand die Verpflichtung zur Teilnahme an Vorsorguntersuchungen (74 Prozent) und das Hausarztmodell (51 Prozent) den meisten Anklang.
Aber auch eine von den Krankenkassen zusammengestellte eingeschränkte Liste wirksamer und preisgünstiger Arzneimittel würden 47 Prozent akzeptieren. Des weiteren entschieden sich 38 Prozent für die Ausgliederung ärztlicher Leistungen bei Bagatellerkrankungen und 34 Prozent für die Einführung einer pauschalen Praxis-Eintrittsgebühr von 10 DM. Bei den beitragserhöhenden Angeboten fand die "Innovationsgarantie" am meisten Zuspruch: 60 Prozent (63 Prozent aus der jüngeren, 56 aus der älteren Altersgruppe) wollen sicherstellen, dass ihnen moderne Therapieformen zur Verfügung stehen.
Selbst diejenigen, die sich für eine Beitragsreduktion durch die Arzneimittelliste oder das Hausarztmodell entschieden hatten, wollen mehrheitlich nicht auf Innovationen verzichten. Auch alternative Behandlungsmethoden stehen hoch im Kurs: 48 Prozent wollten alternative Behandlungsverfahren beim Arzt, 41 Prozent Heilpraktikerbehandlungen abgesichert wissen.
Insgesamt ließ sich bei den Wahlmöglichkeiten feststellen, dass die Präferenzen der Bevölkerung sehr unterschiedlich sind: die Befragten wählten 674 verschiedene Kombinationsmöglichkeiten. Selbst das häufigste Muster tauchte nur bei zwei Prozent auf.
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