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Fortbildungskongress in Meran eröffnet: Kampf für das Prinzip des unabhängi
Ähnlich wie Ärzte bereits von einer Zuwendungsmedizin sprechen im Gegensatz zu einer Zuteilungsmedizin, präge auch eine Zuwendungspharmazie das Vertrauensverhältnis zwischen Heilberuf und Patient. Mit der von den Heilberufen erbrachten persönlichen Leistung, für die sie uneingeschränkt einschließlich ihres Privatvermögens hafteten, werde ein bestmöglicher Verbraucherschutz gewährleistet, so Metzger.
Will die SPD den Heilberuf Apotheker abschaffen?
Mit der Empfehlung des Runden Tisches zur Einführung des Arzneiversandhandels werde die Deregulierung des gesamten Arzneimittelmarktes eingeleitet. Metzger zitierte aus dem vor kurzem veröffentlichten Regierungsprogramm der SPD: "Der Vertrieb und die Preisbildung für Arzneimittel werden liberalisiert und fortentwickelt."
Im Klartext bedeute dies, dass die Arzneimittelpreisverordnung abgeschafft werden solle, was gleichzusetzen sei mit der Abschaffung des Apothekers als freier Heilberuf, folgerte Metzger. Denn dieser freie Heilberuf sei dem erklärten Ziel eines liberalisierten Arzneimittelmarktes hinderlich, da der Apotheker auch dem Mehrverbrauch von Arzneimitteln entgegentreten müsse – zweifellos ein Hindernis für zu liberalisierende Märkte. Dementsprechend habe auch der Vertreter der Pharmaindustrie bei der Abstimmung am Runden Tisch für eine Liberalisierung des Arzneimittelvertriebs gestimmt.
Der BAK-Präsident fragte, was denn die Triebfeder für diese Absichtserklärung der SPD sei, während doch in derselben Regierungserklärung stehe, dass Mittelstand und Handwerk das Herz unserer Wirtschaft seien, der Motor für Investition, Wachstum und Beschäftigung und somit zu unterstützen seien. Gerade die Apotheken sind doch Mittelstand, so Metzger und wies auf die Leistungen der Apotheken für unsere Gesellschaft hin: sie haben gegen den Trend in den letzten Jahren mehr als 10 000 Arbeitsplätze geschaffen, sie stellen die modernste Einzelhandelsbranche dar mit einer zusammen mit dem Großhandel geschaffenen Logistik, die jedes Arzneimittel, auch seltene, innerhalb weniger Stunden in ganz Deutschland verfügbar macht und das zu einem festen Preis.
Aufgrund eines fehlenden Preiswettbewerbs habe sich ein Qualitätswettbewerb etabliert, worauf Metzger ausdrücklich hinwies. Für ihn sei unverständlich, warum dann gerade die freie Heilberufsapotheke durch einen liberalisierten Arzneimittelvertriebsmarkt abgelöst werden solle, wo doch das Beispiel des US-amerikanischen Arzneimittelmarktes zeige, dass dort die Pro-Kopf-Ausgaben für Arzneimittel doppelt so hoch seien wie in Deutschland.
Die Bevölkerung will ihren Apotheker
Dass die Bürgerinnen und Bürger die Gefahren, die von einem liberalisierten Arzneimittelvertriebsmarkt ausgehen, erkannt haben, zeige der überwältigende Zuspruch zur Unterschriftenaktion "Pro Apotheke". Metzger wörtlich: "Beim Arzneimittel, beim persönlichen Rat, da wollen die Menschen keinen internationalen Großkonzern als Provider, da wollen sie die persönlich bekannte Apothekerin, den Apotheker in seiner von ihr oder ihm verantworteten Apotheke."
Der BAK-Präsident dankte allen Kolleginnen und Kollegen für die Unterstützung der Aktion "Pro Apotheke" und forderte dazu auf, bis zum Ende der Aktion am 15. Juni nicht nachzulassen. Diese "wahrscheinlich größte Unterschriftensammlung der Bundesrepublik Deutschland" sei ein Zeichen für den Willen der Bevölkerung zur unmittelbaren Mitsprache und für den Unwillen gegenüber einer Politik, die den Willen des Volkes missachte.
Äußerungen Dritter, die ABDA führe einen vergeblichen Kampf zum Wohle der Kleinen, vergeblich deshalb, weil sich Logistikkonzerne wie die Deutsche Post AG bereits für neue umsatzträchtige Vertriebswege interessierten und sich bereits mit 10% an der Schweizer Versandapotheke Mediservice AG beteiligt hätten, hielt Metzger entgegen: "Noch sind wir in diesem Land nicht so weit, dass Großunternehmen gegen den erklärten Willen der Bevölkerung ihre Interessen nach Belieben durchsetzen können." Die ABDA führe keinen Kampf zum Wohl der Kleinen, sondern für das Prinzip des unabhängigen Heilberufs, gemeinsam mit den anderen Heilberufen und der Bevölkerung.
Fortbildung in Italien Pflicht
Grüße zum 40-jährigen Jubiläum des Meraner Fortbildungskongresses der Bundesapothekerkammer überbrachte Dr. Maximin Liebl, Präsident der Apothekerkammer der Provinz Bozen. Fortbildung, anfangs noch aus Spaß am Lernen betrieben, werde mehr und mehr zur Notwendigkeit, nicht zuletzt deshalb, weil der Apotheker und seine Tätigkeit in Frage gestellt würden. So sei er gezwungen, sein Wissen auf dem neuesten Stand zu halten. Fortbildung wurde beispielsweise von den italienischen Apothekern zunächst nicht mit besonderem Ernst betrieben, so Liebl. Doch dies habe sich mittlerweile geändert. Derzeit finde man eine Fülle an gut besuchten Fortbildungsangeboten. Umfragen in Italien belegten, dass der Apotheker in der Bevölkerung ein großes Ansehen genieße, nicht zuletzt aufgrund seiner Kompetenz. Diesen Stand wolle man erhalten. Seit kurzem sei nun Fortbildung für Apotheker in Italien zur Pflicht geworden. Im Rahmen des Programms Educazione continua in medicina (ECM) müssen 150 Fortbildungspunkte in einem bestimmten Zeitraum erreicht werden. Zwar würden bisher bei Nichterreichen der Punktzahl noch keine Sanktionen angedroht, doch diskutiere man bereits darüber, diejenigen, die sich nicht fortbildeten, von der Kammer auszuschließen.
Ehrungen und Festvortrag
Im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung zum Meraner Fortbildungskongress wurden der Dr. Hellmuth-Häussermann-Preis und die Lesmüller-Medaille an verdiente Apothekerinnen und Apotheker verliehen (siehe die Notiz unter "Personen" in dieser Ausgabe).
Den Festvortrag hielt Prof. Dr. Gesine Schwan, Präsidentin der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt/Oder zum Thema "Die Bedeutung nicht verarbeiteter Schuld für die politische Kultur der Demokratie". Sie setzte sich damit u. a. mit der Frage auseinander, wie wir damit umgehen sollen, wenn die junge Generation danach fragt, wo wir, wo unsere Eltern unter der Nazi-Diktatur standen. Und wie wir mit dem Beschweigen der Vergangenheit, nicht dem Verschweigen, umgehen können.
Die Vorteile unseres heutigen Apothekenwesens und des unabhängigen Heilberufs Apotheker für die Gesellschaft stellte Johannes Metzger, Präsident der Bundesapothekerkammer (BAK), in den Mittelpunkt seiner Eröffnungsansprache zum 40. Fortbildungskongress der Bundesapothekerkammer im Südtiroler Meran, der vom 26. bis 31. Mai stattfindet. Er rief dazu auf, in der Initiative "Pro Apotheke", der "wahrscheinlich größten Unterschriftenaktion der Bundesrepublik Deutschland" nicht nachzulassen. Sie zeige den Willen der Bevölkerung, nämlich den Erhalt des heutigen Apothekensystems.
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