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Das Deutsche Arzneiprüfinstitut mit neuen Aktivitätsfeldern
Grundlage für die Operation des DAPI sind laut Dr. Frank Diener anonymisierte Daten, die die Rechenzentren der Werbe- und Verlagsgesellschaft deutscher Apotheker mbH (WuV) zur Verfügung stellen. Da diese Daten keinen Personenbezug und damit auch keine Personenbeziehung mehr haben, sind sie vollständig datenschutzirrelevant und können für die Erstellung von pharmakoökonomischen und -epidemiologischen Analysen verwendet werden.
Aus den angelieferten Daten lässt sich entnehmen:
- Wer ein Arzneimittel für wen verordnet hat: die Verordnungen sind dabei nach 17 Apothekenregionen, 23 KV-Regionen, 25 Arztgruppen und 7 Kassenarten aufgeschlüsselt sowie versichertenanonym nach dem Versichertenstatus (Mitglied, freiwillig versichert, Rentner).
- Was wo verordnet wurde: Aufgeschlüsselt nach Postleitzahl, Anzahl der Verordnungen und Status (Hilfsmittel, Sprechstundenbedarf, Unfall).
- Wann ein Arzneimittel verordnet wurde: Dabei wird zwischen Ausstellungsdatum und Abrechnungsmonat unterschieden.
- Taxation: Untergliedert nach Gesamtbrutto, Zuzahlungsbetrag, Einzeltaxe, Nachtdienst, gebührenfrei, gebührenpflichtig etc.
"Das Datenmaterial, das wir von den Rechenzentren geliefert bekommen, ist ziemlich mächtig. Wir werden es in einem 2-Phasen-Konzept aufarbeiten. In der Phase 1 wollen wir es nutzen, um Navigatoren, das heißt kontinuierliche, standardisierte Regionalanalysen zur Arzneimittelversorgung zu erstellen", erklärte Diener. Geplant seien Navigatoren nach Arztgruppen, nach Kassenart, Taxstudien, Nuller-Verordnungen, Zuzahlungsbefreite Verordnungen, Importarzneimittel und Arzneimittel der Negativliste. Insgesamt wolle man 848 monatliche Auswertungen in der Phase 1 vornehmen.
Die Ergebnisse dieser Auswertungen sollten in Form von Heften an die Mitglieder des DAPI abgegeben werden, um diesen Argumentationshilfen für Verhandlungen mit Krankenkassen, Ärzten und Politikern an die Hand zu geben. Ebenfalls sei geplant, den Mitgliedern über die Homepage des DAPI (befindet sich in Vorbereitung) Zugang zu den Auswertungen zu verschaffen. "Jedes DAPI-Mitglied soll einen adäquaten Nutzen via Services für geleistete Beträge erhalten", so Diener.
Derzeit werden Daten für das 1. Quartal 2001 in Probeläufen ausgewertet, um nachzuprüfen, ob die Daten plausibel sind und Schwachstellen auszumerzen. Sobald diese Probeläufe abgeschlossen sind (noch in diesem Jahr) soll die Phase 1 der Datenauswertung beginnen.
Erweiterung der pharmazeutischen Kompetenz durch Datennutzung
In Phase 2, die voraussichtlich Anfang 2003 startet, sind laut Dr. Martin Schulz zusätzlich zu den Regionalanalysen pharmazeutische, therapeutische, pharmakoökonomische und -epidemiologische Auswertungen geplant. Beispielsweise könnten die Daten für
- "maßgeschneiderte" Spezialauswertungen,
- Zeitreihenanalysen (z. B. wie entwickelt sich die Diabetestherapie über die Jahre),
- zur Detektion von Unter-, Über- und Fehlversorgung,
- zur Erstellung eines Morbiditätsindex
und vielem mehr verwendet werden. Schulz dazu: "Die Verwendung sowohl von anonymisierten als auch von personalisierten Daten im Rahmen der zentralisierten Erfassung bietet neben der ökonomischen Bewertung von Verordnungsanalysen auch eine Reihe von Möglichkeiten zur Erweiterung der pharmazeutischen Kompetenz des Apothekers bzw. der Apothekerschaft."
So könnten die Daten nicht nur zur Detektion von für die Implementierung pharmazeutischer Betreuungsprojekte in Betracht kommenden Patientengruppen eingesetzt werden, sondern auch bei der Betreuung des einzelnen Patienten (der im Rahmen einer Einwilligungserklärung der Erfassung und Abfrage personenbezogener Daten zugestimmt hat) einen Beitrag leisten.
Beispielsweise könnten die Apotheken durch Abfrage von Neben- und Wechselwirkungen kompetente Aussagen über potenzielle und tatsächliche Arzneimittelrisiken in Bezug auf ihre epidemiologische Relevanz abgeben. Das DAPI könnte sich, zusammen mit dem Zentrum für Arzneimittelinformation und pharmazeutische Praxis (ZAPP) und der Arzneimittelkommission zu einem Frühwarnsystem weiterentwickeln. Weiterhin könnten pharmazeutisch betreute Patienten auch bei Apothekenwechsel und ohne elektronisches Rezept gezielt auf Neben- und/oder Wechselwirkungen hingewiesen werden.
Einen weiteren wichtigen Nutzenpunkt stellt Schulz zufolge die chonologische Erfassung von Medikationen dar. Als Beispiele für mögliche Einsatzgebiete nannte er Complianceanalysen, die Umsetzung und Beibehaltung von EBM(evidence based medicine)-Leitlinien oder auch die Implementierung von Reminderaufgaben.
Und nicht zuletzt, so Schulz, erlaube die Auswertung der Daten im Rahmen der DAPI-Erfassung auch eine interessante Verknüpfung von ökonomischen und pharmazeutisch-fachlichen Kriterien. So könne z. B. mithilfe der Daten auch unter betriebswirtschaftlichen Aspekten evaluiert werden, für welche Patienten Betreuungsprojekte sinnvoll erscheinen. Schulz fasste zusammen: Die genannten Beispiele sind nur ein kleiner Aspekt dessen, was sich durch die zentrale Datenerfassung im Rahmen des DAPI an bislang nicht denkbaren Möglichkeiten bietet.
Der Zugriff auf ,apothekeneigene' Daten kann gerade in Zukunft einen heute noch nicht abschätzbaren Vorteil bieten." Allerdings gab er zu bedenken, dass diese Möglichkeiten natürlich nur dann optimal ausgeschöpft und auch nach außen vertreten werden können, wenn von Seiten der Apotheker, der Kammern und Verbände eine 100%ige Beteiligung und Unterstützung an den Projekten des DAPI bestehe. Diese Unterstützung zu erlangen sei daher auch eines der vordringlichen Ziele des DAPI.
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