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- DAZ 27/2002
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Ich war drin (Randnotiz)
Sie erinnern sich noch an die heftigen Debatten um das Für und Wider dieses Hauses im Herbst des vergangenen Jahres, als der Beschluss bekannt wurde, dieses Haus zu kaufen? Nein, beleben wir diese Diskussion nicht mehr – das Haus ist gekauft und bezogen. Aber vielleicht interessiert es Sie, wofür die Millionen ausgegeben wurden? Hier mein erster Eindruck, denn: Ich war drin.
Steht man vor dem früher als Bankgebäude genutztem Anwesen, das sich in der Straßenzeile zwischen einem nüchternen Polizeigebäude zur rechten und einem Büro-Wohnhaus zur linken einfügt, kann man nicht ahnen, was sich hinter den dicken Mauern des von vorne einstöckigen Gebäudes auftut. Lediglich der Eingang mit seinem von einem Säulengeländer geschmückten Balkon könnte darauf hindeuten, dass es so zurückgenommen, wie es sich von außen zeigt, innen nicht weiter geht.
Dieser Eindruck trügt nicht. Das Aha-Erlebnis ist perfekt, wenn man das Haus durch die mächtigen Holzflügeltüren betreten hat und in der Eingangshalle steht. Die große Einfahrt führt geradeaus in einen Hinterhof, der groß genug ist, dass früher Kutschen dort Geld anliefern konnten, als das Haus noch die Funktion eines Bankgebäudes hatte. Ein gepanzerter Raum rechts hinten weist noch darauf hin, wo früher die Goldreserven lagerten.
In der Mitte der Eingangshalle schwingt sich nach rechts eine repräsentative Treppe mit rotem Teppich in die oberen Gemächer empor – dorthin, wo heute die Spitze unserer Berufsvertretung residiert: wunderschöne holzgetäfelte Räume, zum Teil auch mit vielleicht einem Kick zu dunkelroten Tapeten ausgeschlagen, eingerichtet mit modernem, hochwertigem Mobiliar. In diesem Stockwerk befindet sich auch das so genannte, bereits legendäre Kaminzimmer, in dem in Zukunft z. B. Politiker empfangen werden sollen, um mit ihnen einen guten Rotwein aus dem wohltemperierten Weinkeller zu trinken oder eine Zigarre zu rauchen. Dem amtierenden und den künftigen ABDA-Präsidenten steht damit nun endlich ein adäquater Lobbyraum zur Verfügung, für den man sich nicht mehr schämen muss. Wir können gespannt sein, wie sich diese Räume und diese Atmosphäre auf die Gesetze und Verordnungen auswirken, mit denen wir in Zukunft leben müssen.
Wenden wir uns in der Eingangshalle nach links, gelangen wir in eine große einstockwerk-große Halle, liebevoll restauriert, mit mehreren neuen Flügeltüren versehen und einem opaken Glasdach – über dem, wie man bei einem Rundgang durch das Haus feststellen konnte, ein weiteres Stockwerk liegt, über das sich ein zweites Glasdach spannt. Die Halle dürfte wohl der große Versammlungsraum der ABDA werden.
Bei einem ersten flüchtigen Rundgang erschließt sich das Haus noch nicht zur Gänze und im Detail, es bleiben lediglich Eindrücke: Hinter der Fassade Jägerstraße 49/50 liegt von vorne nicht ahn- und sichtbar ein großer Gebäudekomplex mit vielen großen und kleineren, durchwegs sehr hohen Räumen. Man müsste die verwinkelten Korridor- und Raumfluchten zwei-, dreimal durchschreiten, um sich zu orientieren, welcher Mitarbeiter wo sein Büro hat. Während den Geschäftsführern und Abteilungsleitern einzelne repräsentative Zimmer zugeteilt werden konnten, dürfen angestellte Mitarbeiter(innen) und das Sekretariat mit den großen Hallenräumen des Hauses vorlieb nehmen, die durch Trennelemente aus Glas und Stahl in einzelne Büroparzellen abgeteilt wurden – nein, das Bild vom Käfig oder Stall darf hier nicht verwendet werden, es empfindet wohl jeder anders. Vielleicht stimmen ja auch die mit modernster hochwertiger Küchentechnik ausgestatteten Teeküchen für Mitarbeiter denjenigen ein wenig versöhnlich, der sein kleines individuelles Büro vermisst.
Nett ist der frühere Tresor- oder Wertpapierraum mit gusseiserner Wendeltreppe und Galerie, der zum kleinen Sitzungszimmer umfunktioniert wurde, ausgestattet mit modernster Technik für Multimediapräsentationen.
Endlich, die ABDA hat ein würdiges, repräsentatives Haus gefunden und bezogen und darf sich dort wohlfühlen. Endlich, man wird hier nach Herzenslust Politiker und Repräsentanten des Gesundheitswesens einladen können, ohne sich schämen zu müssen. Endlich, man wird in gediegener Atmosphäre die Probleme des Versandhandels, der Importe, der Krankenkassenrabatte, des Apothekensterbens und der Drehungen der Arzneimittelpreisverordnungen erörtern können, bis es einem schwindelig wird. Hoffentlich verstehen das dann auch die Politiker und Kassenfunktionäre und wissen den Rahmen einzuordnen und zu schätzen und missdeuten ihn nicht. Und wenn wir uns das Häuschen eines Tages nicht mehr leisten können – es war ein Schnäppchen und bleibt eine gute Kapitalanlage. Nicht wahr?
Peter Ditzel
Seit 1. Juli arbeitet unsere Berufsvertretung, die ABDA, in ihrem neuen Domizil: Jägerstraße 49/50 in Berlin. Man hofft, mit dem Bezug des neuen Hauses näher an der Politik, an den Politikern zu sein und die Lobby-Arbeit zu verbessern. Beim diesjährigen ABDA-Sommerfest, zu dem die ABDA traditionell Politiker und Partner im Gesundheitswesen aus allen Bereichen zu einem geselligen Beisammensein einlädt, bestand die Gelegenheit, die Räume des neuen Hauses zu besichtigen. Wir haben uns dort umgesehen.
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