- DAZ.online
- DAZ / AZ
- DAZ 31/2002
- Apotheker in Thüringen ...
DAZ aktuell
Apotheker in Thüringen warnen: Wundermittel auf Kaffeefahrten
"Die Patienten haben häufig den Eindruck, es handelt sich um hochwirksame Arzneimittel, die helfen ihre Krankheit zu behandeln. Die Patienten werden absichtlich getäuscht, um die überteuerten Produkte verkaufen zu können", sagt Danny Neidel, Leiter der Arzneimittelinformationsstelle der Landesapothekerkammer. Skrupellose Geschäftemacher würden die Notsituation kranker Menschen ausnutzen und versuchen, ihre Produkte unter Verwendung von wissenschaftlich unhaltbaren Heilversprechen für mehrere hundert Euro zu verkaufen.
Bei den Produkten handele es sich in der Regel um Nahrungsergänzungsmittel. Diese haben aus ernährungsphysiologischer Sicht ihre Bedeutung, wenn sie z. B. bekannte Vitamin- oder Mineralstoffdefizite korrigieren und damit der allgemeinen Gesunderhaltung dienen. "In bestimmten Situationen kann eine gezielte Ergänzung der Nahrung mit einzelnen Nährstoffen sinnvoll sein, so z. B. im Rahmen der Schwangerschaft und Stillzeit", erklärt Danny Neidel. "Die Behandlung von schweren Krankheiten, wie z. B. Krebs ist mit solchen Produkten nicht möglich", betonte der Apotheker weiter.
Eine klare Gesetzgebung fehlt derzeit in diesem Bereich. Für Nahrungsergänzungsmittel gelten die Bestimmungen des Lebensmittelrechts. Damit muss der Verbraucher auf die gewohnten Schutzmechanismen aus dem Bereich der Arzneimittel verzichten. Bei Arzneimitteln ist ein aufwändiges Zulassungsverfahren notwendig, in dem Qualität, Wirksamkeit und Unbedenklichkeit nachgewiesen werden müssen. "Gerade deshalb sollte der Patient ausschließlich auf seriöse Produkte bekannter Anbieter zurückgreifen", sagt Danny Neidel.
"Neben der finanziellen Schädigung der Patienten besteht vor allem die Gefahr, dass die Patienten auf die vom Arzt verordnete Therapie verzichten oder die Einnahme wichtiger Medikamente vernachlässigen. Dies führt zu einer Verschlechterung der Situation der Patienten" so der Apotheker.
Nachdem sowohl der Mitteldeutsche Rundfunk als auch die Verbraucherzentrale Thüringen bereits vor dubiosen Wundermitteln gewarnt hatten, unterstützt die Landesapothekerkammer dieses Anliegen. "Wir raten dringend davon ab, Medikamente, Vitamine oder Nahrungsergänzungsmittel aus dubiosen Quellen zu beziehen. Sie sollten ausschließlich in der Apotheke und nach vorheriger Beratung gekauft werden", so der Leiter der Arzneimittelinformationsstelle in Thüringen abschließend.
Die Landesapothekerkammer Thüringen bestätigt in einer Pressemeldung Berichte des Mitteldeutschen Rundfunks, wonach insbesondere auf Werbeverkaufsfahrten aber auch über das Internet und auf Messen verstärkt Wundermittel gegen Krebs, Diabetes, Neurodermitis und weitere Erkrankungen angeboten werden.
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.