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Berichte
LAV Baden-Württemberg: Zukunftsmarkt Gesundheit
"Ganz unpolitisch geht es nicht", begann Hofferberth ihren Vortrag vor gut 200 Zuhörerinnen und Zuhörern und erläuterte, dass sich die Apotheken in einer desaströsen finanziellen Situation befänden, in der sie keine große Lust hätten, weitreichende Zukunftsmodelle zu entwickeln. "Nichtsdestotrotz: Sollte die wirtschaftliche Lage der Apotheke kalkulierbar stabil werden – und hier setzt sich der Apothekerverband mit aller Kraft ein –, lohnt es sich, die Apotheken in zukunftsorientierte Projekte einzubinden." Unter dieser Prämisse richtete die LAV-Geschäftsführerin dann den Blick nach vorn.
Breites Dienstleistungsspektrum
Hofferberth untermauerte das breit angelegte Dienstleistungsspektrum der öffentlichen Apotheke. Hier wird dem Patienten und Kunden eine Palette an Service-Möglichkeiten im Themenfeld Gesundheit dargeboten, das seinesgleichen in anderen Wirtschaftszweigen lange suchen müsse. In der Zukunftsorientierung gelte es vor allem, sich an den Bedürfnissen der Patienten zu orientieren, besonders für den Bereich der Prävention. "Die Apotheke ist weit mehr als eine Verteilstelle für Arzneimittel", erklärte Hofferberth und stellte exemplarische Dienstleistungen im Rahmen der Gesundheitsprävention vor.
Die Apotheke, so Hofferberth weiter, könne dem Patienten Hilfestellungen bieten, sich selbst mehr für seine Gesundheit zu engagieren und selbst mehr Verantwortung zu übernehmen. Es gelte, einen Umdenkungsprozess einzuleiten. "Wir müssen weg von der Erwartungshaltung des Patienten, dass jegliche Art von Erkrankungen von der GKV oder von irgend einer Krankenversicherung abgedeckt sein muss.
Durch den Apothekenbesuch und eine Stärkung der Selbstmedikation könnten Arztbesuche vielfach vermieden werden. Auch seien Apotheker in der Lage, bei Wellness- und Fitnessangeboten die Spreu vom Weizen zu trennen. Der Apothekerverband fördere deshalb die Kooperation mit seriösen Anbietern auf diesem Gebiet, wie zum Beispiel die Zusammenarbeit mit dem Heilbäderverband Baden-Württemberg.
Mehr Entscheidungsfreiheit
Ein Mehr an Entscheidungsfreiheit für den Patienten und auch für den Apotheker würde dem System und auch dem Einzelnen zu Gute kommen, folgerte Hofferberth. Apotheken sind fachlich in der Lage, verschiedene Arzneimittel gleicher Wirkstoffart zu beurteilen und dem Patienten gegebenenfalls Unterschiede zu erläutern. Sie könnten damit dem Patientenwunsch fachkundig nachkommen. Leider, so bedauerte die Juristin, sehe das unser Krankenversicherungssystem zur Zeit nicht vor.
Als schon weit gediehen und zukunftsweisend riss Hofferberth das Telematikprojekt der Apotheker an und sprach sich damit für eine stärkere Vernetzung im Gesundheitswesen aus. Die Compliance des Patienten könne festgestellt werden, und besonders bei chronisch Kranken wäre die Apotheke in der Lage, eine Reminderfunktionen wahrzunehmen. "So wie es für die meisten Patienten einen Hausarzt gibt, können wir uns zukünftig das Angebot einer Hausapotheke für den Patienten vorstellen", sagte die LAV-Geschäftsführerin.
Besondere Beachtung bei den Zuhörern erlangte Hofferberths Darstellung des Konzeptes der pharmazeutische Betreuung, also die ständige Begleitung des Patienten im Rahmen seiner Medikation, die sie zusammenfassend als das wesentliche Zukunftsziel für die Apotheken darstellte. Nur unter der fachkundigen Anleitung und Hilfe gelangt der Patient zu einem wünschenswerten Selbstmanagement.
Planungen der Politik, einen Versandhandel für Arzneimittel zuzulassen, beantwortete Hofferberth mit dem Modell eines Home-Service, das es ermöglicht, den Patienten bis an das Krankenbett zu versorgen.
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