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- DAZ 34/2003
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Fortbildung
Ozon: Wenn die Luft Kopfschmerzen bereitet
Ozon wird durch eine photochemische Reaktion aus Vorläuferverbindungen (Stickoxide und Kohlenwasserstoffe) in der unteren Troposphäre (vor allem in bodennahen Schichten) gebildet. Die Schlüsselrolle bei der Entstehung des Ozons kommt dem Stickstoffdioxid zu. Bereits durch relativ energiearme langwellige UV-Strahlung zerfällt es zu Stickstoffmonoxid (NO) und atomarem Sauerstoff: NO2 + UV-Licht → NO + O
Das dabei frei werdende hochreaktive Sauerstoffatom verbindet sich sofort mit dem molekularen Sauerstoff der Luft zu Ozon: O2 + O → O3
Das bei der Reaktion ebenfalls gebildete Stickstoffmonoxid (NO) wird photochemisch nicht zersetzt, oxidiert aber an der Luft langsam zu Stickstoffdioxid, womit wieder der Ausgangspunkt der Reaktionskette erreicht wird. Begünstigt wird die Oxidation von NO durch Radikale in der Luft, die z. B. bei der Verbrennung von Benzin entstehen.
Bei schönem Wetter beginnt die Ozonbildung mit dem morgendlichen Berufsverkehr in den Ballungszentren; die höchsten Tageskonzentrationen werden in der Regel nachmittags gemessen. Mit Luftströmungen können Abgase oder Ozon aus Ballungsgebieten über größere Strecken verfrachtet werden, sodass sich auch in Reinluftgebieten hohe Konzentrationen aufbauen können.
Je wärmer es ist, desto mehr Ozon wird gebildet
Die Ozonkonzentration wird in der Einheit "Mikrogramm pro Kubikmeter" (µg/m³) angegeben. Die heutige Grundbelastung von 40 – 80 µg/m³ ist etwa doppelt bis dreifach so hoch wie zu Beginn des Jahrhunderts. Ozonwerte über 180 µg/m³ (Stundenmittelwerte) treten fast ausschließlich im Sommer bei Temperaturen über 20 °C auf.
Konzentrationen über 240 µg/m³ wurden in Deutschland bisher selten gemessen. Sollte sich das Klima jedoch derart verändern, dass heiße, trockene Sommer wie der diesjährige Ausnahmesommer die Regel werden, könnte sich dies natürlich ändern.
Ozon belastet den gesamten Organismus
Ozon ist einer der am stärksten oxidierenden Stoffe. Die komplexen Schäden, die es auf zellulärer Ebene anrichtet, können sich u. a. in Entzündungen der Atemwege oder Verminderung der Widerstandsfähigkeit gegenüber Infektionen äußern. Ozon kann zu Schäden an der Erbsubstanz führen und steht daher im Verdacht, die Entstehung von Krebs zu fördern.
Neben der Beeinträchtigung der Atemwege werden ab Konzentrationen von rund 200 µg/m³ eine Vielzahl verschiedener Beschwerden wie Augenreizungen, Kopfschmerz, Husten, Brustschmerzen, Müdigkeit und Atemnot genannt. Allerdings ist nicht jeder Mensch in gleichem Maße davon betroffen. Offenbar gibt es große individuelle Unterschiede in der Ozonempfindlichkeit.
Über Langzeitwirkungen und Spätschäden durch Ozon liegen kaum Untersuchungsergebnisse vor; eine gesundheitliche Gefährdung kann deshalb auch dann nicht mit Sicherheit ausgeschlossen werden, wenn keine akuten Beschwerden vorliegen.
Kinder, ältere Menschen und Lungenkranke leiden besonders
Als besonders gefährdet gelten Lungenkranke, Kinder und alte Menschen. Kinder sind gegenüber Luftschadstoffen empfindlicher als Erwachsene. Dafür gibt es mehrere Gründe: Schon in Ruhe atmen sie schneller als Erwachsene; da sie außerdem auch körperlich aktiver sind, verbrauchen sie mehr Atemluft und atmen deshalb vergleichsweise größere Ozonmengen ein. Bei Säuglingen und Kleinkindern ist die Immunabwehr noch nicht vollständig ausgeprägt. Sie sind daher anfälliger für die durch Ozon ausgelösten Entzündungsreaktionen in den Atemwegen.
Nicht ins Freie gehen und Anstrengung vermeiden
Empfindlichen Menschen wird empfohlen, sich bei hohen Ozonkonzentrationen möglichst nicht im Freien aufzuhalten, denn die Ozonwerte in Innenräumen liegen je nach Lüftungszustand 10 bis 80% niedriger als in der Außenluft. Dabei gilt, je weniger gelüftet wird, desto ozonärmer ist die Innenraumluft. Patienten mit Asthma oder chronischer Bronchitis wird ab Ozonkonzentrationen von etwa 160 µg/m³ empfohlen, körperliche Anstrengungen zu vermeiden, insbesondere sollte kein Ausdauersport betrieben werden.
Ozon als Therapeutikum?
Ozon schadet dem menschlichen Organismus – es kann ihm offenbar jedoch auch nützen. Eine positive Wirkung des Ozons kennen Schwimmbegeisterte: in modernen Schwimmbädern wird Ozon anstelle von Chlor zur Reinhaltung des Wassers verwendet. Auch in der Trinkwasseraufbereitung kommt Ozon zum Einsatz, da es keimtötend auf Bakterien, Viren und Pilze wirkt. Diese Wirkung ist es auch, die Ozon für Heilpraktiker interessant macht. Von ihnen wird die "Ozontherapie" für eine Vielzahl von Erkrankungen empfohlen:
- Arterielle Durchblutungsstörungen
- Wunden und Verbrennungen
- Darmerkrankungen
- Rheumatische Erkrankungen
- Viruserkrankungen
- Altersbedingte Erkrankungen wie Konzentrations- und Leistungsschwäche, Vergesslichkeit
- Hauterkrankungen und allergische Reaktionen.
Ozon wird dabei auf unterschiedliche Weise appliziert.
- Große Eigenblutbehandlung (50 – 60 ml Eigenblut, mit Ozon angereichert, werden reinfundiert)
- Kleine Eigenblutbehandlung (eine Mischung aus Eigenblut und Ozon wird intramuskulär injiziert)
- Begasung mit dem Kunststoffbeutel oder mit der Kunststoffglocke
- Injektion, intramuskulär, intraartikulär oder subkutan
- Darminsufflation (Ozon wird rektal gegeben)
- Zusatzbehandlung mit ozonisiertem Olivenöl oder ozonisiertem Wasser.
Für den Erfolg der Ozontherapie sprechen Einzelberichte von Patienten, Studien, die den Anforderungen an eine gute klinische Praxis genügen, existieren allerdings nicht. ral
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