Prisma

T-Lymphozyten: Werden im Knochenmark geschult

Nach bisheriger Lehrmeinung "erlernen" T-Lymphozyten ihre Fähigkeit zur spezifischen Immunabwehr in Lymphknoten und Milz. Ein Team um Professor Volker Schirrmacher vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) hat dieses Dogma der Immunologie nun jedoch in Frage gestellt.

T-Lymphozyten sind die wichtigsten Waffen des Körpers im Bereich der zellulären Immunabwehr. Um Eindringlinge angreifen zu können, müssen sie ihre Gegner aber erst einmal kennen gelernt haben. Dieses Erkennen und Einprägen ("Priming") erfolgt durch Kontakt mit den individuellen Oberflächenmerkmalen der Zielzellen, die den T-Lymphozyten über dendritische Zellen präsentiert werden. Erst danach entwickeln sich "naive" T-Zellen zu aktiven Killerzellen bzw. Gedächtniszellen.

Bisher gingen die Immunologen davon aus, dass das "Priming" der T-Lymphozyten ausschließlich im besonderen Milieu der sekundären lymphatischen Organe Lymphknoten und Milz stattfinden kann. Das Knochenmark als primäres lymphatisches Organ galt zwar als Ursprungsort der T-Lymphozyten, nicht aber als Ort der immunologischen Prägung. Diese Sichtweise wurde nun durch die Forscher vom DKFZ im Tierversuch widerlegt.

Die Ergebnisse lassen sogar vermuten, dass das Knochenmark der Hauptort für die Ausbildung der primären T-Zell-Antwort gegen im Blut zirkulierende Antigene ist. "Möglicherweise sind die Lymphknoten eher für die lokale Krankheitsabwehr von Bedeutung, während das Knochenmark aufgrund seines extrem hohen Lymphozyten-Durchsatzes die Immunkontrolle von Krankheiten im ganzen Körper gewährleisten kann", erklärt Schirrmacher.

Quelle: Pressemeldung des DKFZ, Nature Medicine 9 (9), 1151-1157 (2003)

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