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- DAZ 43/2003
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Arzneimittel und Therapie
Stress-Harninkontinenz: Hochvisköses Gel verengt die Harnröhre
Es handelt sich um eine periurethrale Gewebsverfestigung mittels Injektion von Mikropartikeln in einer Hyaluronsäurematrix in die Urethra. Damit steht Frauen, die unter Stress-Harninkontinenz leiden, eine neue und nahezu schmerzfreie Therapieoption zur Verfügung. Sie können sich jetzt auch ambulant behandeln lassen und damit einem operativen Eingriff aus dem Wege gehen.
Die Schließmuskelschwäche des Blasenapparats, die ursächlich für Stress-Inkontinenz-Beschwerden ist, kann damit ausgeglichen und ein unkontrollierter Harnaustritt vermieden werden. Durch den ambulanten Eingriff können die Patientinnen am gleichen Tag, sobald sicher gestellt ist, dass die Blase entleert werden kann, schon wieder nach Hause.
Geeignet für fast alle Frauen
Jede zehnte Frau über 20 Jahre leidet unter Inkontinenz und damit unter einer enormen Beeinträchtigung der Lebensqualität. Die so genannte Stress-Inkontinenz tritt am häufigsten auf. Dabei wird der unfreiwillige Urinabgang durch körperliche Anstrengung, Niesen, Husten oder Lachen ausgelöst. Viele fühlen sich dadurch stark in ihrer Mobilität eingeschränkt.
Bislang wurden die Patientinnen vorwiegend mit Beckenbodengymnastik oder Elektrostimulation behandelt. Diese Therapieformen führen aber häufig nicht zum gewünschten Erfolg. Ein operativer Eingriff ist nur bei schweren Fällen der Harninkontinenz anzuraten und kommt nicht für jede Patientin in Frage.
Die ambulante Implacement-Therapie mit Zuidex™ könnte daher eine wirkungsvolle und verträgliche Behandlungsalternative darstellen. Die Patientinnen sind zum größten Teil in kürzester Zeit beschwerdefrei und gewinnen ihre Mobilität zurück.
Die Therapieform richtet sich an Frauen, bei denen konservative Verfahren keine Wirkung gezeigt haben, die ihre Familienplanung noch nicht abgeschlossen haben, keine OP wünschen oder körperlich zu schwach dafür sind. Allerdings fehlen noch Langzeitergebnisse.
Injektion von Mikropartikeln in die Urethra
Während bei bisherigen Injektionstherapien Fremdkörper wie etwa Silikon injiziert wurden, basiert Zuidex™ auf der so genannten NASHA-Technologie (Non-Animal Stabilized Hyaluronic Acid). Dahinter verbirgt sich eine neue Möglichkeit, Hyaluronsäure-Moleküle mit Dextranomeren zu verbinden.
Durch die Stabilisierung der Hyaluronsäure entsteht eine dreidimensionale Struktur, ein Gel, das in jede beliebige Form gebracht werden kann. Das Rohmaterial wird biosynthetisch hergestellt und zeichnet sich somit durch eine hohe Reinheit und Verträglichkeit aus. Die Implacement-Therapie ist ein einfaches minimalinvasives Verfahren zur Behandlung der Stress-Harninkontinenz.
Das sterile hochviskose Gel wird unter örtlicher Betäubung mit einem spezielle Instrument in die Harnröhre eingebracht. Dieser Implacer™ besteht aus vier Spritzen, durch die das Zuidex™-Gel an vier Stellen submukös in die Harnröhrenwand injiziert wird. Dadurch kommen die Harnröhrenwände näher zusammen, wodurch ein besserer Verschluss der Harnröhre erreicht und der Kontinenzmechanismus verbessert wird.
Die in dem biokompatiblen und biologisch abbaubaren Gel enthaltene nicht-animalische Hyaluronsäure fungiert hauptsächlich als Trägersubstanz für Dextranomer-Mikropartikel, die an der Injektionsstelle verbleiben und allmählich vom umliegenden Bindegewebe eingeschlossen werden. Die Haltbarkeit des Implantats beträgt ungefähr vier Jahre.
Physiotherapie bei leichter Stress-Harninkontinenz
Die Entwicklung medikamentöser, physiotherapeutischer und operativer Behandlungsmethoden von Stress-Harninkontinenz bei Frauen ist in den letzten Jahrzehnten weit fortgeschritten. Dennoch bleiben die Heilungsquoten oftmals hinter den Erwartungen zurück. Operative Eingriffe sind nicht für jede Patientin geeignet, weswegen nach wie vor konservative Verfahren eine wesentliche Rolle in der Therapie einnehmen.
Liegt eine leichte Form der Stress-Inkontinenz vor, wird häufig als erstes die Physiotherapie angewendet. Sie zielt auf eine Stärkung der Muskulatur im Beckenboden und damit auf einen besseren Verschluss der Harnröhre ab. Zur physikalischen Therapie zählen daneben Elektrostimulation sowie Übungen mit Vaginalgewichten. Sie werden in die Scheide geschoben. Um ein Herausrutschen zu verhindern, wird die Beckenbodenmuskulatur automatisch angespannt.
Die Beckenbodenübungen werden häufig auch vorbeugend empfohlen, beispielsweise nach einer Entbindung, wodurch das Risiko der Stress-Inkontinenz um ein Vielfaches steigt. Erfolgsversprechend sind die physikalischen Behandlungsmethoden allerdings nur dann, wenn die Patientinnen langfristig zur täglichen Gymnastik bereit sind. ck
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