Ernährung aktuell

Übergewicht und Adipositas: Dauerhaft schlank dank Diät?

Mehr Gemüse, Obst und Vollkornprodukte, fettarme Milch und Milchprodukte, etwas Fleisch und Fisch, dazu Sport und Bewegung Ų diese Tipps sind immer besser als Hungertrip und Blitzdiät. Warum das so ist und warum eine dauerhafte Gewichtsreduktion den meisten so schwer fällt, wurde auf einem Journalistenseminar der Deutschen Gesellschaft für Ernährung vom 28. bis 29. Januar auf dem Petersberg erörtert.

Übergewicht hat in Deutschland epidemische Ausmaße erreicht, jeder fünfte deutsche Erwachsene ist adipös (Body-Mass-Index > 30), jeder dritte sollte aus medizinischen Gründen sein Gewicht möglichst senken (auf einen BMI unter 25). Idealerweise sollte das Gewicht das ganze Erwachsenenleben über stabil bleiben, im Zuge des Alterns kann eine leichte Zunahme aber toleriert werden.

Vor allem bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist das Übergewicht wegen der damit verbundenen Risiken besonders bedenklich, sie haben noch Jahrzehnte vor sich. Typ-2-Diabetes, Dyslipoproteinämie, Hypertonie, gestörte Fibrinolyse, Arteriosklerose, Herzinfarkt, Schlaganfall, Belastung von Leber und Gelenken – die Liste ließe sich fortsetzen.

Die Kosten für die Behandlung der Folgen des Übergewichts werden mit ca. 20 Mrd. Euro angegeben, hinzu kommen indirekte Kosten durch Arbeitsunfähigkeit und vorzeitige Berentung. Ein Body-Mass-Index (Körpergewicht in Kilogramm dividiert durch das Quadrat der Körpergröße in Metern) von 18,5 bis 24,9 gilt als normal, als ideal werden 19 bis 20 für Frauen und 22 bis 23 für Männer angesehen.

Das Körpergewicht wird durch verschiedene Faktoren beeinflusst. Man weiß inzwischen, dass die Gene zu mindestens 50% Einfluss haben. Welche Gene das sind, ist noch unbekannt, genetische Tests daher bislang auch unsinnig. Einen entscheidenden Einfluss hat die Gesamtenergieaufnahme, also primär nicht so sehr, ob Fett oder Kohlenhydrate zugeführt werden.

Da Kohlenhydrate aber schneller sättigen und weniger Energie haben als Fett (und Alkohol), sind sie natürlich günstiger. Am besten werden sie als komplexe Zucker in Form von (ballaststoffreichem) Obst und Gemüse zugeführt. Ein ebenso wichtiger Faktor ist die körperliche Bewegung. Bei gleichem BMI sind die erwähnten Gesundheitsrisiken bei wenig Bewegung deutlich höher.

Diäten: ein Milliardengeschäft – vielfach unseriös

Das Geschäft mit den Diäten ist ein Milliardengeschäft – Schlankheitsmittel, "Light"-Produkte, Formula- und viele andere Diäten; aus Profitgier werden in diesem Bereich viele Unwahrheiten, unhaltbare Versprechungen und unseriöse Geschäfte gemacht. Einige Beispiele hierfür:

Fatburner

– ein aufgebauschtes Modewort für viele unterschiedliche Stoffe (Enzyme, Carnitin, Pyruvat, Chitin, Taurin, verschiedene Mineralstoffe, Vitamine, Bitterstoffe, Kaffee, Tee, Algen, Wachstumsfaktoren ...), die alle in der Lage sein sollen, Fett zu entfernen. Es gibt praktisch keine seriöse Veröffentlichung dazu, und eine Wirkung ist bei diesen Stoffen kaum zu erwarten. Im Gegenteil – teilweise sind gesundheitliche Gefährdungen zu befürchten. Die wahren "Fatburner" sind eine fettarme, energiereduzierte Mischkost und Bewegung.

MCT

= mittelkettige Fettsäuren werden als "Fett, das nicht fett macht" beworben. Tatsächlich haben sie zwar einen niedrigeren Energiewert als langkettige Fettsäuren und führen zu einer höheren postprandialen Thermogenese, aber der Effekt ist gering, sodass man praktisch seine gesamte Fettzufuhr auf MCT umstellen müsste, um einen Effekt zu erzielen. Dies wäre allerdings nicht nur teuer, Geschmack und Verarbeitbarkeit der Fette sind auch problematisch und größere Mengen zudem nicht gut verträglich. MCT haben ihren Platz in der Diätetik (s. Kasten), zur Gewichtsabnahme sind sie ungeeignet.

Formula-Diäten

können bei starker Adipositas zeitlich begrenzt unter ärztlicher Kontrolle sinnvoll sein, haben aber nur einen Wert, wenn hinterher auch eine Ernährungsumstellung stattfindet, evtl. auch unter Einbeziehung der Formula-Diäten als Ersatz für einzelne Mahlzeiten.

Schlankheitspräparate:

"Schlankheitsmittel" wie Entwässerungs- und Abführmittel, Amphetamin-ähnliche Substanzen sowie Substanzen mit an und für sich anderen Indikationen, die eventuell aber auch zur Gewichtsreduktion führen (Fluoxetin, Topiramat, Bupropion, Clenbuterol, Schilddrüsenhormone), sind strikt abzulehnen. Eine medikamentöse Therapie kann jedoch prinzipiell bei Adipösen, denen es nicht gelingt, durch Energiereduktion, Bewegung etc. abzunehmen, als unterstützende Motivationshilfe erwogen werden.

Infrage kommen hierfür z. B. Xenical® (Orlistat), das die Fettresorption hemmt, sowie der Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer Reductil® (Sibutramin), der den Stoffwechsel anregt. Beide Substanzen sind allerdings nicht nebenwirkungsfrei und nur für Adipöse ab einem BMI über 30 zugelassen, also nicht für "5 Kilo zuviel"-Kunden geeignet. Eine Vielzahl von Substanzen befindet sich in der klinischen Prüfung, in absehbarer Zeit ist jedoch keine mit einem günstigen Nutzen-Risiko-Verhältnis zu erwarten.

Blutgruppen-Diäten

haben keine wissenschaftliche Grundlage, sind widersprüchlich, einseitig, teilweise sehr fettreich und eine Gewichtsabnahme ist nicht zu erwarten.

Glyx-Diäten:

Der glykämische Index (GI) drückt in Zahlen die blutzuckersteigernde Wirkung eines Lebensmittels bzw. der darin enthaltenen Kohlenhydrate aus. Bezogen wird er auf die blutzuckersteigernde Wirkung von Glucose, die als Messlatte den glykämischen Referenzwert 100 hat. Schnell verfügbare Kohlenhydratarten (GI > 60) lassen den Blutzucker rasch und steil ansteigen, komplexe Kohlenhydrate (GI < 60) sorgen dagegen für einen langsamen und flachen Blutzuckeranstieg. Letzteres hat Vorteile, denn Höhe und Geschwindigkeit des Blutzuckeranstiegs beeinflussen die Manifestation eines Typ-2-Diabetes und den Verlauf von koronaren Herzkrankheiten.

Verfechter von Glyx-Diäten haben jedoch nicht diese Effekte auf die Gesundheit im Focus, sondern propagieren die Lösung des Problems Übergewicht alleine durch Konzentration auf Lebensmittel mit niedrigem glykämischem Index, unabhängig von der Höhe der Energie- und Fettzufuhr. Das funk-tioniert jedoch nur bedingt. Prinzipiell ist ein hoher Anteil an Lebensmitteln mit niedrigem glykämischem Index zwar wünschenswert, Fett und Energiezufuhr dürfen dennoch nicht entgleisen.

Nur dauerhafte Veränderung der Gewohnheiten hilft

Die meisten Diäten haben Nebenwirkungen, sind einseitig und werden nicht lange durchgehalten. Besonders frustrierend ist die Tatsache, dass – selbst bei einer mehr oder weniger erfolgreichen Gewichtsabnahme durch eine zeitlich begrenzte Kalorieneinschränkung – die Rückkehr zu den alten Essgewohnheiten fast zwangsläufig zum Wiederanstieg des Körpergewichts führt.

Bei einer reduzierten Energiezufuhr reduziert sich nämlich auch der Energieverbrauch. Selbst Programme zur Gewichtsreduktion (Optifast®, AOK u. a.) erbringen nur selten eine langfristige Gewichtsabnahme, und über "Begleitfaktoren" wie Verbesserung assoziierter Erkrankungen, verbessertes Gesundheitsverhalten, eventuelle Nebenwirkungen und Verbesserung der Lebensqualität erfährt man nur wenig.

Um eine nachhaltige Gewichtsreduktion zu erzielen, reicht es eben nicht, über einen mehr oder weniger kurzen Zeitraum weniger Energie aufzunehmen; der Verzehr von viel Obst und Gemüse und wenig Fett (30% der Gesamtenergie dürfen Fett sein) muss vielmehr von Dauer sein und durch einen regelmäßigen Mahlzeitenrhythmus, wenig Snacks, Ruhe beim Essen und mehr Bewegung im Alltag unterstützt werden.

Die Adipositastherapie sollte nach BMI und gesundheitlichem Risiko bzw. vorhandenen Begleiterkrankungen individuell angepasst werden. Dabei kann es durchaus bei ausgewählten Patientengruppen (kein zu hohes Körpergewicht, entsprechender Bildungsstand) primär um eine Verbesserung der Gesundheit, nicht um eine Gewichtsreduktion gehen (durch gesunden Lebensstil, Steigerung des Selbstbewusstseins).

Am besten ist natürlich auch in Hinsicht auf Übergewicht Prävention, die bei den täglichen Verführungen unseres Lebens jedoch nicht leicht zu realisieren ist, vor allem wenn man die entsprechende Veranlagung hat. Leichter wäre es, wenn in der Schule Schulmilch statt Colaautomaten angeboten würde, die Lebensmittelindustrie auf Kinderprodukte mit extra viel Zucker sowie auf Werbung für Kinder verzichten würde, kein Süßigkeitenregal an der Supermarktkasse stünde, genussvolles Essen unter Verwendung qualitativ hochwerter Lebensmittel (Slow Food) stärker propagiert würde – aber das sind derzeit nun mal nur Wunschvorstellungen.

ICH nehme ab – neues Abnehmprogramm der Deutschen Gesellschaft für Ernährung

Um Abnehmwillige zu unterstützen und sie vor dem gefürchteten Jo-Jo-Effekt zu bewahren, hat die Deutsche Gesellschaft für Ernährung ein Programm zur Gewichtsreduktion entwickelt, das "den Menschen, seine Gesundheit und sein Wohlbefinden in den Mittelpunkt stellt". Kern des Programms ist die Frage: Was kann ich ändern, damit ich mich wohler fühle und abnehme.

Das Programm richtet sich an Abnehmwillige mit einem BMI von 25 bis 35, Einzelkämpfer wie Gruppen. Hauptziel ist die schrittweise Umstellung des Ernährungsverhaltens verbunden mit Bewegung und Entspannung. Die erreichte Gewichtsreduktion soll damit nicht spektakulär, aber dauerhaft sein. Es gibt keine festen Speisepläne, sondern nur Anregungen.

In einer Studie zur Effektivität des Programms erreichten die teilnehmenden Frauen nach 52 Wochen eine Reduktion des Fett- und eine Steigerung des Kohlenhydrat- sowie Ballaststoffverzehrs, die durchschnittliche Gewichtsreduktion betrug zwei Kilogramm, 40% der Teilnehmerinnen erreichten einen Gewichtsverlust von mehr als fünf Kilogramm.

Die Körperzusammensetzung wurde optimiert, das Ernährungsverhalten verbessert, die Risikofaktoren reduziert und die Lebenszufriedenheit nahm zu. Zu beziehen ist das Programm "ICH nehme ab" (Preis 35 Euro, bis zum 30. März Einführungspreis 29 Euro) über den DGE-Medienservice, Fax (02 28) 9 09 26 10. Informationen und Bestellformulare gibt es im Internet unter www.dge.de.

Was sind MCT-Fette?

Triglyceride mit Fettsäuren mittlerer Kettenlänge (meist 8 bis 10 C-Atome) heißen MCT-Fette (engl. medium-chain-triglycerides = mittelkettige Triglyzeride). Es handelt sich um spezielle Fette, die sich von den langkettigen Nahrungsfetten in ihren physikalischen und chemischen Eigenschaften erheblich unterscheiden, was vor allem bei der Fettresorption zum Tragen kommt. Mittelkettige Fettsäuren werden erheblich einfacher resorbiert.

Die Moleküle der mittelkettigen Fettsäuren sind kleiner als die der langkettigen Fettsäuren und daher besser wasserlöslich als jene. In der Natur kommen MCT-Fette nur vereinzelt vor, z. B. in Kokosfett und Butter. Industriell werden sie durch Kokosfetthydrolyse und Fraktionierung der mittelkettigen gesättigten Fettsäuren Capron-, Capryl-, Caprin- und Laurinsäure gewonnen und anschließend mit Glyzerin verestert. MCT-Fette sind halbsynthetische Spezialspeisefette (Triacylglyzeride), die ursprünglich als Nebenprodukt bei der Herstellung langkettiger Fettsäuren anfielen, heute aber gezielt hergestellt werden – vor allem für den diätetischen Lebensmittelbereich.

MCT-Fette in der Ernährungstherapie

Die speziellen Eigenschaften der MCT-Fette bei der Resorption werden in der Ernährungstherapie bestimmter Gallen- und Bauchspeicheldrüsen-Erkrankungen, aber auch bei einer Reihe von Magen- und Darmkrankheiten, die mit Verdauungs- und Resorptionsstörungen einhergehen, genutzt. Bei den meisten dieser Erkrankungen handelt es sich letztlich um eine gestörte Resorption des verzehrten normalen Nahrungsfettes, d. h. einer der wichtigsten Energieträger fällt für den Organismus aus.

Der Einsatz von MCT-Fetten, die viel schneller als normale langkettige Nahrungsfette in Energie umgesetzt werden, hat sich auch bei Kindern bewährt, die an Mukoviscidose erkrankt sind und deshalb zum Teil einen um 5 bis 10% über der Norm liegenden Kalorienbedarf aufweisen. Ein weiteres Argument für MCT-Fette bei Fettresorptionsstörungen ist der drohende Mangel an fettlöslichen Vitaminen, wenn nicht genügend Fett vom Darm resorbiert wird, da das Fett den Transportweg für diese Vitamine darstellt.

Was steckt hinter der Blutgruppen-Diät?

Im AB0-Blutgruppensystem können menschliche Erythrozyten drei verschiedene Antigeneigenschaften haben: A, B oder AB. Fehlen diese, spricht man von der Antigeneigenschaft 0. Die Blutgruppenzugehörigkeit richtet sich also nach den Antigenen des Trägers. Sie ist allein von der Art des endständigen Zuckers bestimmter Glykolipide der Erythrozytenmembran abhängig. Im Laborversuch konnte gezeigt werden, dass an diese Zucker Eiweißsubstanzen aus Lebensmitteln – Lectine – binden können.

Der Erfinder der Blutgruppendiät, Peter D'Adamo, leitet daraus ab, dass Lectine aus Lebensmitteln in die Blutbahn übertreten, mit den Erythrozyten der für sie passenden Blutgruppe verklumpen und somit verschiedene Krankheiten begünstigen. Mit entsprechenden "blutgruppenspezifischen" Ernährungseinschränkungen soll sich dies jedoch vermeiden lassen. So sollen z. B. Personen mit der Blutgruppe 0 Weizen meiden, Personen mit Blutgruppe A auf Milchprodukte verzichten, Blutgruppe-B-Träger auf verschiedene Fische und Personen mit Blutgruppe AB auf Schweinefleisch.

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