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- DAZ 19/2004
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Die Seite 3
Deutschlands Apotheken geht es nicht mehr gut. Sie leiden an den Folgen des Beitragssatzsicherungsgesetzes und unter den Auswirkungen des GKV-Modernisierungsgesetzes. Die goldenen Zeiten für Apotheken, (wenn es sie denn einmal gegeben hat, dann lagen sie in den 60er und 70er Jahren, in den 80er und 90er Jahren wurden sie schnell blasser) sind nun endgültig vorbei. Die wirtschaftlichen Zahlen und das betriebswirtschaftliche Ergebnis des letzten Jahres zeigen die Entwicklung nur allzu deutlich.
Die Umsatzrendite ist in den letzten Jahren kontinuierlich gesunken. Lag sie in 2001 noch bei 1,4%, fiel sie in 2002 auf 1% und ist nun bei 0,7% des Bruttoumsatzes gelandet. Bei einer "typischen Apotheke" mit einem Umsatz von 1,2 Mio. Euro bedeutet dies konkret ein "betriebswirtschaftliches Betriebsergebnis" von 8400 Euro – das löst wahrlich keine Neidgefühle anderer Branchen aus, genauso wenig wie das Vorsteuereinkommen eines Apothekers, der eine typische Apotheke leitet. Es lag im letzten Jahr bei 78 000 Euro. Davon müssen nicht nur die persönliche Einkommensteuer, sondern auch seine Absicherung gegen Krankheitskosten, Arbeitsunfähigkeit und für die Altersvorsorge abgezogen werden. Außerdem haftet der Apothekenleiter mit seinem persönlichen Vermögen für alle Verpflichtungen aus dem Apothekenbetrieb.
Wie langsam das Vorsteuereinkommen gewachsen ist, zeigt der Vergleich mit dem Jahr 1992: damals betrug es 71000 Euro. In Zeiten des GMG ist ein Anstieg – wenn überhaupt – kaum zu erwarten. Jetzt mögen Apothekenkritiker sagen, dass die Prognosen des vergangenen Jahres ja gar nicht eingetreten seien. Mit Einführung des BSSichG war die Rede von Rohertragsverlusten für die Apotheke von 30000 bis 40000 Euro.
Diese Verluste traten auch ein. Doch die Apotheke konnte ein Drittel davon durch Kostensenkungen auffangen (Entlassungen, Arbeitszeitreduzierungen, Rationalisierung), die zwei anderen Drittel wurden durch Rohertragszuwächse im OTC- und Randsortiment, also außerhalb der GKV-Umsätze, kompensiert und durch einen starken Dezember, der Vorzieheffekte aufgrund der Gesundheitsreform brachte. Für die Zukunft werden solche Auffangmechanismen wohl nicht mehr zur Verfügung stehen.
Patientin Apotheke – ja, es geht ihr nicht gut. Über 100 Apotheken sind in 2002 gestorben, mehr als 160 im vergangenen Jahr, nur wenige sind hinzugekommen. Die Zahl der Apotheken in Deutschland nimmt mit Beginn dieses Jahrtausends ab. Der Trend zeigt weiter abwärts. Dabei ist in Deutschland keine Überversorgung festzustellen, allerdings auch keine Versorgungswüste.
Mit durchschnittlich 3875 Einwohnern pro Apotheke liegt Deutschland im europäischen Mittelfeld (der Durchschnitt im Europa der 15 beträgt rund 3300 Menschen je Apotheke). Experten prognostizieren ein anhaltendes Apothekensterben, wo es zum Stillstand kommen wird, darüber gibt es unterschiedliche Ansichten. Das hängt weitgehend davon ab, was jeder aus seiner Apotheke macht, wie geschickt er sich den veränderten Marktbedingungen anpasst, und mit welchen Gesetzen die Politik auf die weitere Entwicklung im Gesundheitswesen reagiert.
Jobmaschine Apotheke – das war einmal. Noch vor zwei Jahren schufen Apotheken in einem Jahr fast 3000 neue Arbeitsplätze. Ein Mangel an PTA und Approbierten war sogar zu beklagen, Personal wurde händeringend gesucht. Im Jahr 2003 hat sich die Situation aufgrund des BSSichG dramatisch geändert: Die Zahl der Beschäftigten in Apotheken hat sich um 2700 reduziert. Bei einem Drittel der Angestellten in Apotheken wurden Vollzeitstellen auf Teilzeitstellen umgestellt und Arbeitszeiten reduziert.
Es war die Antwort der Apotheken auf die von der Politik geforderten Einsparungen. Jetzt droht ein Teufelskreis: Apotheken bilden – aus Kostengründen – zu wenig aus; dann droht allerdings die Ausbildungsplatzabgabe, die wiederum Ertragskraft entzieht. Deshalb rufen Berufspolitiker dazu auf, einen Ausbildungsplatz für PKA bereitzustellen, Praktikantenplätze für PTA und Pharmaziestudierende anzubieten.
Genesung für die Patientin Apotheke in Sicht? Meine nüchterne Prognose: Die früheren "gesunden" Zeiten für Apotheken wird es nicht mehr geben. Aber die Apotheke der Zukunft wird nicht leidend unter Schmerzen dahin siechen müssen, wenn..., ja wenn sie sich den neuen Bedingungen des Gesundheitsmarkts anpasst, ihre Daseinsberechtigung täglich unter Beweis stellt (Beratung, Betreuung, Dienstleistungen), wirtschaftliche Chancen im OTC-Geschäft und im so genannten Nebensortiment aufgreift, eine wirtschaftliche Betriebsführung betreibt, ohne in Richtung Ketten zu marschieren. In diesem Sinne: gute Besserung!
Peter Ditzel
Patientin Apotheke
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