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Arzneimittel und Therapie
Postoperatives Erbrechen: Prophylaxe von Übelkeit und Erbrechen
Einig ist man sich vor allem darin, dass postoperatives Erbrechen möglichst vermieden werden muss. Denn es belastet nicht nur den Patienten, sondern erhöht auch das Risiko für Aspirationen, Aufplatzen von OP-Nähten oder Rupturen der Speiseröhre. Außerdem müssen Patienten, die ambulant operiert wurden, wegen dieser Nebenwirkung häufig unerwartet stationär aufgenommen werden.
Studie mit sechs Interventionsmöglichkeiten
Zur Prophylaxe von postoperativer Übelkeit und Erbrechen gibt es zahlreiche Möglichkeiten. Die heute zugelassenen antiemetischen Wirkstoffe gelten als effektiv und relativ sicher. Sie unterscheiden sich jedoch erheblich bezüglich der Kosten, was für Kliniken ein wichtiges Argument für oder gegen den Einsatz eines dieser Medikamente sein kann.
Weiterhin gibt es Möglichkeiten, das Risiko zu reduzieren, indem man bereits während der Anästhesie emetogene Faktoren ausschaltet oder ihren Einfluss vermindert. Dazu zählen die Verwendung des Injektionsarkotikums Propofol (Disoprivan®) anstelle von Inhalationsnarkotika wie Isofluran (Forene®) oder Desfluran (Suprane®), die Verwendung von Stickstoff anstelle Stickstoffoxid als Trägergas und der Einsatz von Remifentanil (Ultiva®) anstelle von Fentanyl (Actiq®, Durogesic®).
In einer kürzlich im New England Journal of Medicine veröffentlichten Studie wurden 5199 Patienten mit erhöhtem Risiko für postoperatives Erbrechen für eine von sechs Interventionen randomisiert (siehe Kasten). Weiterhin wurden Kombinationen von jeweils zwei oder drei dieser Maßnahmen untersucht. Primärer Endpunkt war das Auftreten von Übelkeit oder Erbrechen innerhalb von 24 Stunden nach der Operation.
Studiendesign
Randomisierung von 5199 Patienten mit erhöhtem Risiko für postoperative Übelkeit und Erbrechen für eine der folgende Interventionen:
- 4 mg Ondansetron/kein Ondansetron (Zofran®)
- 4 mg Dexamethason/kein Dexamethason (Fortecortin®)
- 1,25 mg Droperidol/kein Droperidol (Dehydrobenzperidol®)
- Propofol oder Inhalationsnarkotikum
- Trägergas Stickstoff oder Stickstoffoxid
- Remifentanil oder Fentanyl
Annähernd gleiche Effektivität
Die untersuchten antiemetischen Wirkstoffe Ondansetron (Zofran®), Dexamethason und Droperidol waren in ihrer Effektivität annähern gleich: sie reduzierten das relative Risiko von postoperativer Übelkeit und Erbrechen um etwa 26 Prozent. Der Ersatz eines Inhalationsnarkotikums durch Propofol reduzierte dieses Risiko um 19 Prozent, bei der Verwendung von Stickstoff anstelle Stickstoffoxid als Trägergas bei der Anästhesie betrug die Reduktion 12 Prozent. Die Verwendung von Remifentanil anstelle Fentanyl führte jedoch zu keiner signifikanten Risikoreduktion.
Kombinationen nur bei hohem Risiko empfohlen
Da die in der Studien durchgeführten Prophylaxemaßnahmen sich gegenseitig nicht beeinflussen, erscheint bei besonders hohem Risiko für postoperatives Erbrechen eine Kombination verschiedener Verfahren sinnvoll. Auch dazu wurden in der Studie spezielle Analysen durchgeführt. Dabei ergab sich beispielsweise, dass eine Kombination der beiden relativ kostengünstigen antiemetischen Wirkstoffe Droperidol und Dexamethason für die Patienten einen größeren Nutzen brachte als der alleinige Einsatz des teureren Wirkstoffs Ondansetron.
Generell empfehlen die Autoren jedoch, kombinierte Maßnahmen nur bei Hochriksikopatienten zu erwägen. Bei Patienten mit mittlerem Risiko genüge eine einzelne prophylaktische Intervention, bei sehr geringem Risiko für postoperatives Erbrechen könne eventuell sogar darauf verzichtet werden.
Dr. Claudia Bruhn, Berlin
Quelle
Apfel, Ch. C., et al.: A factorial trial of six interventions for the prevention of postoperative nausea and vomiting. N. Eng. J. Med., 350(24), 2441–2451 (2004).
White, P. F.: Prevention of postoperatve nausea and vomiting – a multimodal solution to a persistent problem. N. Eng. J. Med., 350(24), 2511–2512 (2004).
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