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Aus Kammern und Verbänden
Apothekerkammer Hessen: Apotheker diskutieren mit Industrievertretern
Erste Erfahrungen mit dem GMG
LAK-Präsidentin Dr. Gabriele Bojunga berichtete den Vertretern der forschenden Pharmaindustrie von den ersten Erfahrungen der Apotheker mit dem neuen Gesetz. Zwar sei es noch zu früh, um in toto die Entwicklung abschätzen zu können, doch seien erste Trends zu beobachten.
Zunächst gebe es trotz guter Aufklärung der Patienten bei den Themen Zuzahlung und Befreiung einen anhaltend großen Erklärungsbedarf in der Apotheke. Warum sind die ehemals günstigen Produkte plötzlich so teuer? Auch die Presse greife dieses Thema eifrig auf und fördere damit die Negativstimmung bei den Patienten.
Bojunga berichtete, dass in Hessen die ersten 40 Apotheken vorsorglich die Vorkehrungen für den Versandhandel getroffen und eine entsprechende Genehmigung beim Regierungspräsidium eingeholt haben. Weitere Anträge laufen. Nach Freigabe der OTC-Preise seien generell bislang keine Preisschlachten zu beobachten.
Es gebe zwar Ausnahmen, doch deren Hard-selling-Methoden, u. a. für Analgetika, halte sie unter heilberuflichen Gesichtspunkten für sehr bedenklich. Einige wenige Apotheken haben bereits Filialapotheken etabliert: Es sei fraglich, ob die Beschränkung auf drei Filialapotheken auch in Zukunft aufrechterhalten werden kann.
Hausapothekenmodell und Integrierte Versorgung
Mit Interesse verfolgten die Arbeitskreismitglieder den Stand der Qualifizierungsmaßnahme der LAK Hessen zur Teilnahme am Hausapothekenmodell, nachdem bereits Gerhard Potuschek, Landesgeschäftsführer der Barmer Ersatzkasse Hessen, zum Thema Integrierte Versorgung referiert hatte.
Die Integrierte Versorgung solle ein Wegbrechen von Grenzen zwischen den Versorgungsebenen bewirken und sektorenübergreifende Versorgungsmodelle herbeiführen. Die wohnortnahe Apotheke qualifiziere sich in Kooperation mit der Barmer Ersatzkasse zur Hausapotheke bzw. zum Rundum-Betreuer, insbesondere auch in der Versorgung von chronisch kranken Patienten.
Das Homeservice-Angebot biete einen entscheidenden Zeitvorteil im Gegensatz zum Versandhandel, und die Erstellung von Arzneimitteldossiers und Medikationsberichten ermögliche die enge Kooperation mit dem behandelnden Arzt. Schließlich erhalte die Krankenhausapotheke im Rahmen der Integrierten Versorgung eine erweiterte Abgabemöglichkeit von Arzneimitteln zur ambulanten Behandlung des Patienten im Krankenhaus.
Qualität statt Rosinenpickerei
Die Vergütung des Apothekers, so Bojunga, sei im Zuge der Reform auch gerechter geworden. Durch die Umstellung der Arzneimittelpreisverordnung lohne sich die sog. "Rosinenpickerei" durch den Verkauf hochpreisiger Medikamente nicht mehr. Ob die derzeitige Berechnungsgrundlage allerdings ausreiche, müsse abgewartet werden. Was in Zukunft zähle, seien gute Qualität und pharmazeutische Dienstleistung, und "die setzt sich durch", betonte die Präsidentin.
Diskutiert wurden auch die Nachteile von Reimportregelungen, durch die sich im Gesundheitssystem mittlerweile kaum noch Kosten einsparen lassen. Schließlich appellierte Bojunga an die Verantwortung der pharmazeutischen Industrie Arzneimittelfälschungen zu verhindern. Hier sei der Hersteller ebenso in der Pflicht wie die Politik. Es gebe bereits gute Anbieter, die die nötige Technik für die Produktion von fälschungssicheren Verpackungen zur Verfügung stellen.
Klaus Losack, Sprecher des Gesundheitspolitischen Arbeitskreises, freute sich, dass die Pharmazeuten sich den Herausforderungen der Gesundheitsreform so progressiv stellen und vor allem auf dem Gebiet der pharmazeutischen Betreuung ihre Angebote stetig ausweiten.
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