Arzneimittel und Therapie

Neue Therapieoption bei M. Crohn: TNF-alpha-Hemmer Certolizumab

ck | Für Patienten mit Morbus Crohn könnte eine neue Therapieoption zur Verfügung stehen: Für den subkutan verabreichten Tumornekrosefaktor alpha(TNFα)-Inhibitor Certolizumab pegol (Cimizoia™) wurden viel versprechende Ergebnisse einer großen klinischen Studie präsentiert. Certolizumab soll im ersten Quartal 2006 in Europa und den USA zur Zulassung eingereicht werden, teilte die UCB GmbH Deutschland mit.

In Europa leiden nach Schätzungen rund 500.000 Menschen an Morbus Crohn, der langfristig mit einer höheren Krankheitsaktivität verbunden ist als die Colitis ulcerosa. Häufigste Komplikationen sind intestinale Obstruktion und Fistelbildung. Zwei Drittel bis drei Viertel aller Betroffenen müssen sich im Laufe ihres Lebens einer Operation unterziehen. Außerdem leiden Patienten mit Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa in allen Bereichen, wie physischem Leistungsvermögen, sozialem Kontaktvermögen und psychischer Verfassung unter signifikanten Einschränkungen der Lebensqualität.

Modifiziertes Antikörperfragment

Certolizumab pegol ist ein pegyliertes Fab-Fragment eines humanisierten monoklonalen Anti-TNF-Antikörpers, das mit hoher Affinität an TNFα bindet und so dessen Aktivität neutralisiert. Es ist ein TNF-Inhibitor, bei dem auf den Fc-Teil des Antikörpers verzichtet werden konnte. Als Fab-Fragment wäre das Molekül so nicht stabil genug, um ausreichend hohe Serumspiegel aufzubauen.

Deshalb wurde das Antikörperfragment mit zwei verknüpften Polyglycol-Ketten modifiziert, die dem Wirkstoff eine hinreichende Stabilität verleihen. Dieses modifizierte Antikörperfragment besitzt eine biologische Halbwertszeit von etwa zwei Wochen. TNFα ist ein zentraler proinflammatorischer Mediator im Rahmen der Krankheitspathogenese des M. Crohn. Auf seiner Blockade beruht auch die Wirkung des monoklonalen Antikörpers Infliximab (Remicade®), der in Form zweistündiger Infusionen verabreicht wird. Im Unterschied zu diesem besteht Certolizumab aber nur aus dem pegylierten Fab-Fragment, das heißt dem für die Antigenbindung erforderlichen Bereich des Antikörpers, was eine subcutane Gabe ermöglicht. Dabei induziert Certolizumab offensichtlich nur selten die Bildung von Antikörpern, die seine Wirkung abschwächen oder Nebenwirkungen induzieren könnten.

Krankheitsaktivität signifikant reduziert

Die Wirksamkeit und Sicherheit von Certolizumab bei Patienten mit Morbus Crohn belegt die randomisierte placebokontrollierte Phase-III-Studie PRECiSE 2. Eingeschlossen waren 668 Patienten, etwa ein Viertel von ihnen waren mit Infliximab vorbehandelt, d. h. es handelte sich zum Teil um Patienten in fortgeschrittenen Krankheitsstadien oder um therapeutische Problemfälle, von denen 64% in einer Vorlaufphase unter Gabe von Certolizumab einen deutlichen Rückgang der Krankheitsaktivität zeigten. Anschließend wurden diese Responder der Gabe von Placebo (210 Patienten) oder Certolizumab (400 mg s.c. alle vier Wochen, 215 Patienten) zugeteilt.

In der Certolizumab-Gruppe zeigten nach 26 Wochen 63% der Patienten einen klinischen Respons gegenüber 36% unter Placebo. 48% der Patienten der Verum-Gruppe befanden sich nach 26-wöchiger Therapie in Remission (Placebo: 29%). Damit verbunden kam es zu signifikanten Verbesserungen der Lebensqualität. Das Ansprechen war unabhängig von der Höhe des C-reaktiven Proteins (CRP), das Rückschlüsse auf die Entzündungsaktivität erlaubt.

Nebenwirkungen waren meist mild bis moderat ausgeprägt und traten unter Verum nicht häufiger auf als in der Placebo-Gruppe. Unerwartete Ereignisse wurden nicht beobachtet. Antikörper gegen Certolizumab waren bei 8% der Patienten nachweisbar.

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