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- DAZ 46/2005
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Arzneistoffporträt
Roter Weinlaubextrakt
Physikalische Maßnahmen, Kompression und medikamentöse Therapie bilden die drei Säulen der CVI-Behandlung. Die Pharmakotherapie wird dabei von den Phytopharmaka dominiert. Mit geeigneten Präparaten gelingt bei CVI-Patienten meist eine mindestens ebenso starke Ödemreduktion wie mit Kompressionsstrümpfen Klasse 2 – bei erheblich besserer Compliance.
Messbare Besserung schon in 12 Wochen
Die Wirkung des Roten Weinlaubextrakts auf die Symptome einer CVI sind mittlerweile in kontrollierten klinischen Studien gut belegt. Nun wurden die Ergebnisse einer aktuellen GCP-konformen Multizenterstudie vorgestellt. Dabei erhielten 260 Patienten im CVI-Stadium I/II einmal täglich entweder 360 mg oder 720 mg Roten Weinlaubextrakt oder Plazebo. Mit der Wasserplethysmographie wurde dabei in der Verumgruppe eine Volumenreduktion von 76 ml, in der höheren Dosisgruppe von 100 ml erzielt, während im Plazebo-Arm das Unterschenkelvolumen um 34 ml anstieg. Nach Absetzen der Medikation nahm der Wadenumfang auch in der Verum-Gruppe wieder zu. Dies verdeutlicht, dass die Behandlung mit Rotem Weinlaubextrakt in der Praxis dauerhaft durchgeführt werden muss. Subjektive Beschwerden wie Schmerzen, Schweregefühl, Kribbeln- und Spannungsgefühle in den Beinen besserten sich in der Studie unter Rotem Weinlaubextrakt ebenfalls.
In einer Folgestudie mit 80 CVI-Patienten im Stadium I/II wurde im Laser-Doppler innerhalb von 6 Wochen eine gegenüber Plazebo signifikant verbesserte Hautdurchblutung im Knöchelbereich gemessen. Damit war ein ebenfalls signifikant verbesserter, transkutan bestimmter Sauerstoffpartialdruck verbunden. Diese Effekte tragen zu einer besseren Nährstoffversorgung der Haut im kritischen Unterschenkelbereich bei, die damit nach Ansicht von Experten weniger vulnerabel ist. Daher wird dem Roten Weinlaubextrakt auch ein präventiver Effekt bei CVI zugeschrieben.
Wirkprinzip aufgeklärt
In der CVI-Pathogenese spielen nach heutiger Erkenntnis Metabolite des Eikosanoidstoffwechsels, die von neutrophilen Granulozyten und aktivierten Thrombozyten freigesetzt werden, eine entscheidende Rolle. Sie induzieren Kontraktionen des venolären Endothels. Dabei entstehen Interzellularspalten, wodurch die Bildung von Ödemen, Thrombosen und ein Gefäßremodeling provoziert werden. Mit In-vitro-Studien an isolierten humanen Endothelzellen hat nun eine Arbeitsgruppe an der Universität München den Wirkmechanismus des Roten Weinlaubextrakts AS195 aufgeklärt: Die enthaltenen Flavonoide (z. B. Quercetinglucuronid) blockieren die schädlichen Effekte der Eikosanoidprodukte auf die Endothelzellen und wirken gleichzeitig reparativ. Die Endothelzellen können sich daraufhin regenerieren und ihre Barrierefunktion wieder wahrnehmen. Auf diese Weise wirkt der Rote Weinlaubextrakt der Ödembildung entgegen.
*Boehringer Ingelheim Pharma GmbH & Co. KG, Binger Str. 173, 55216 Ingelheim
Quelle
Vorträge anlässlich der Sitzung „Phytopharmaka und Phytotherapie bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen“ auf dem Kongress „Phytopharmaka und Phytotherapie 2005: Forschung und Praxis“ am 7. Oktober 2005 in Berlin
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