Ernährung aktuell

Tee und seine Sorten (Folge 2): Rotbuschtee – koffeinfreier Genuss aus Sü

Im ersten Teil unserer Teeserie (DAZ Nr. 17/2006, S. 59f) haben wir uns mit dem Grüntee, einem Produkt der Teepflanze Camellia sinensis beschäftigt. In dieser Folge wollen wir den Rotbuschtee unter die Lupe nehmen, der botanisch ganz andere Wurzeln hat, sich in den letzten Jahren aber ebenfalls zunehmender Beliebtheit erfreut. Rotbuschtee und seine Spezialitäten gelten als erfrischendes, gesundes Getränk zur Förderung des Wohlbefindens und werden auch zur Gewichtsnormalisierung sowie zur Unterstützung der Verdauung und des Fettstoffwechsels eingesetzt.

Rotbuschtee, auch Rooibos, Redbos, Massaitee, Buschmannstee, Redbuchsie, Redbusch oder Koopmans-Tea genannt, ist die Bezeichnung für einen wohlschmeckenden und koffeinfreien Tee, der traditionell in Südafrika getrunken wird und seinen Siegeszug auch auf Europa ausgebreitet hat. Lateinisch heißt der Rotbusch "aspalatus linearis" und gehört zur Pflanzenfamilie der Schmetterlingsblütler beziehungsweise der Hülsenfrüchte. Der ausdauernde Strauch mit langen, dünnen Trieben, nadelförmigen Blättern und gelben Blüten sieht unserem einheimischen Ginster ähnlich, mit dem er auch verwandt ist. Von den ca. 200 Arten, die allesamt in Südafrika wachsen, ist nur der "linearis" bedenkenlos trinkbar.

Der mineralstoffreiche, leicht süßlich und fruchtig schmeckende Tee stammt ursprünglich aus der Region Cedarberg in Südafrika. Dort begann auch die Karriere des Rotbuschtees, als Einheimische Anfang des 20. Jahrhundert feststellten, dass sich aus seinen Blättern ein wohlschmeckender Aufguss herstellen lässt. Ein russischer Emigrant entdeckte dann das wirtschaftliche Potential des Tees und begann 1930 mit dem Anbau auf Plantagen.

Anbau, Ernte und Teeherstellung

Der Rotbusch ist recht anspruchsvoll, was den Standort betrifft. Rund um die Cedarberge nördlich von Kapstadt hat er die idealen Bedingungen gefunden und dankt dies mit üppigem Wachstum. 18 Monate alt muss ein Rotbusch bei seiner ersten Ernte sein, anschließend kann jährlich geerntet werden. Er liefert ca. weitere 8 bis 9 Jahre nennenswerte Erträge.

Der Rotbuschtee besteht aus Blättern und Triebspitzen des ungefähr 1,5 Meter hoch werdenden Rotbusches. Die Ernte der Zweige erfolgt in der Wachstumsruhephase des Strauches vom Sommer bis zum Frühherbst. Zum Einsatz kommen Maschinen, überwiegend wird aber von Hand mit der Sichel geerntet.

Die Zweige werden nach dem Schneiden gebündelt zur Sammelstelle gebracht. Danach werden sie geschnitten, gequetscht und mit Wasser befeuchtet. Anschließend lässt man die Pflanzenteile 8 bis 24 Stunden ruhen. In dieser Zeit findet – begünstigt durch das warme Klima – eine Fermentation statt. Bei diesem oxidativen Prozess werden Inhaltsstoffe zum Teil zersetzt und zum Teil auch neu gebildet. Der milde und doch intensive, an Vanille erinnernde Geschmack und die rot-braune Farbe des Tees entwickeln sich bei der Fermentation – ganz ähnlich wie beim Schwarztee. Die Fermentation wird beendet, indem der Tee in der Sonne dünn ausgebreitet, mehrmals gewendet und dabei schnell getrocknet wird. Nach der Trocknung erfolgt dann in Spezialbetrieben noch die Reinigung mittels Sieben, die Pasteurisation mit Wasserdampf und abschließend der Verpackungsvorgang.

Ursprünglich nahm man an, dass für die charakteristische Verfärbung des Tees UV-Licht notwendig ist. Studien ergaben jedoch, dass lediglich die zum Fermentieren benötigte Wärme für diesen Prozess verantwortlich ist. Daher ist es heute möglich, Rotbuschtee unter kontrollierten Bedingungen herzustellen.

Breites Wirkspektrum

Dem afrikanischen Nationalgetränk Rotbuschtee werden zahlreiche gesundheitsfördernde Wirkungen zugesprochen. Er enthält Vitamin C und in geringen Mengen auch Eisen, Magnesium, Phosphor, Natrium, Chlorid und Kalium sowie sekundäre Pflanzenstoffe wie Phenolsäuren, Querzetin, Querzitrin, Rutin und weitere ca. 200 Einzelsubstanzen.

Viele der physiologisch günstigen Wirkungen sind auf den hohen Gehalt an sekundären Pflanzenstoffen wie den antioxidativ wirkenden Flavonoiden zurückzuführen, die als Radikalenfänger Alterungsprozesse und degenerative Erkrankungen verzögern und das Immunsystem stärken können. Ein ähnliches Wirkungsspektrum also, wie es auch schwarzem und Grüntee zugesprochen wird.

Ausgedehnte Untersuchungen existieren über das antioxidative Potential des Rotbuschtees. In Experimenten an Tieren und standardisierten Zellkulturen konnten Effekte bezüglich der Lipidperoxidation im Gehirn sowie der antimutagenen und antioxidativen Wirkung gezeigt werden.

In Japan, dem Land der Teetrinker, ist das "Wellnessgetränk" aus Afrika mittlerweile sehr beliebt. Hier ist es auch ins medizinische Interesse gerückt. So haben japanische Wissenschaftler inzwischen wohltuende Effekte von Rotbuschtee bei Arteriosklerose, Hautkrankheiten, Allergien, Hypertonie und Diabetes nachgewiesen.

Der Rotbuschtee enthält kein Koffein und weniger Gerbstoffe als schwarzer Tee. In Südafrika wird dieser Tee deshalb gerne Kindern als Milchersatz bei Magen- und Darmverstimmungen gegeben. Tatsächlich enthält der Tee krampflösende und besänftigende Substanzen. In der Volksmedizin gilt er außerdem als Heilmittel gegen unterschiedlichste Gebrechen und Unpässlichkeiten, unter anderem gegen Schlaflosigkeit, Hautekzeme, Entzündungen und Allergien. Zur Behandlung wird er teilweise auch äußerlich angewendet.

Ein Getränk für jede Tageszeit

Rotbuschtee hat auf Grund seiner Inhaltsstoffe also zahlreiche gesundheitliche Vorzüge, die ihn zu einem wertvollen Alltagsgetränk machen. Er ist durch den geringen Tanningehalt und das fehlende Koffein ein guter Durstlöscher, kann Tag und Nacht getrunken werden und ist besonders auch für Kinder geeignet. Selbst für Säuglinge, z.B. bei den sogenannten "Dreimonatskoliken", wird Rotbuschtee in seiner Heimat mit gutem Erfolg eingesetzt. Auch als Fitnessgetränk für Sportler ist der Tee aus Südafrika geradezu ideal. Rotbuschtee ist wohlschmeckend mit einer natürlichen Süße und kann bedenkenlos auch in größeren Mengen getrunken werden.

Pur oder verfeinert

Neben dem reinen Rotbuschtee gibt es im Lebensmittel- und Teefachhandel auch eine Reihe von aromatisierten Rotbuschtees, die durch Hinzufügen von Blüten, Fruchtstückchen und Aromen verfeinert wurden. Zum Apothekensortiment gehören darüber hinaus auch funktional angereicherte Teespezialitäten, die u.a. mit L-Carnitin zur Figurpflege oder Frischpflanzenextrakt der Artischocke zur Verdauungsförderung versetzt sind (z.B. L-Carnitin-Aktivtee oder Cynarin-Artischocke-Tee). Für den Apotheker sind diese Tees auf Rotbuschbasis, die zu den apothekenüblichen Freiwahlspezialitäten zählen, ein guter Zusatzverkauf mit Benefit für den Kunden. Dr. Eva-Maria Schröder, Tutzing

Teezubereitung

Man brüht einen Teelöffel Rotbuschtee pro Tasse mit heißem Wasser auf und lässt ihn etwa 2 bis 7 Minuten ziehen. Danach gießt man ihn ab. Auch ein 2. und 3. Aufguss ist, wie beim Grüntee, möglich. Der Tee kann mit Zucker, Honig, Milch oder Zitrone verfeinert oder sogar zu Suppe gekocht oder zum Mixen von Cocktails verwendet werden. Darüber hinaus ist Rotbuschtee als Eistee ein erfrischender Durstlöscher. Als Kaltgetränk kann er mit Säften gemischt werden. Rotbuschtee sollte kühl und trocken in Dosen oder Gläsern aufbewahrt werden.

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.