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- AZ 19/2007
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Wie Celesio sein Imperium ausbaut
Wie es in der vorliegenden Musterkalkulation heißt, ist Sinn der Umgestaltung eine maximale Außenwirkung zu erreichen. Mit welchen Maßnahmen das DocMorris-Image erzielt werden soll, darüber gibt das Lizenzpapier detailliert Auskunft: angefangen bei der Leuchtwerbung über Malerarbeiten bis hin zur sonstigen Geschäftsausstattung und Werbemitteln muss die Apotheke locker zwischen 15.000 und 33.000 Euro berappen, wobei es im Einzelfall, je nach Aufwand, nach oben keine Grenzen gibt.
Apotheken, die sich in die Franchise-Abhängigkeit begeben, müssen einen Kooperationsvertrag und einen Lizenzvertrag schließen. Letzterer regelt die Verwendung der grün-weißen Marke. So wird beispielsweise vorgeschrieben, dass die Marke DocMorris nicht in der Außen- und Innendarstellung in Kombination mit dem deutschen, roten Apotheken-A genutzt werden darf. Im Klartext: die Apotheke muss das Apotheken-A abmontieren und auf das Wahrzeichen der deutschen Apotheke, das in der Bevölkerung äußerst positive Attribute besitzt und einen sehr hohen Bekanntheitsgrad hat, verzichten.
Die Überlassung der Lizenz lässt sich DocMorris nicht gering bezahlen: monatlich fallen 1200 Euro an, die Aufnahmegebühr beträgt 5000 Euro, hinzu kommt noch die monatliche Kooperationsgebühr von 300 Euro. Das bedeutet, dass sich dieser Spaß im ersten Jahr einschließlich der oben genannten Umbaukosten locker auf über 50.000 Euro belaufen kann – Kosten, die erwirtschaftet sein wollen.
Selbst wenn man sich einen gewissen Kundenzulauf und Mehrumsatz verspricht: so leicht werden diese Kosten nicht hereingespielt. Denn es dürfte sich auch herumgesprochen haben, dass man eine weit größere Menge an Packungen mit einem günstigen Preis verkaufen muss, um denselben Ertrag zu erwirtschaften, den man erzielen würde, wenn man die unverbindliche Preisempfehlung verlangt. Selbst wenn dann der beliefernde Großhandel, der Gehe heißen wird, finanziell unter die Arme greifen sollte: die Abhängigkeit, in die sich die Apotheke begibt, ist dramatisch und nimmt drastisch zu.
Und wenn der Zulauf an Kunden dann doch nicht mehr so groß sein sollte? Oder was ist, wenn man aus dem Franchise-Konzept aussteigen möchte? Oder wenn man den Großhandel wechseln möchte? Ein Apotheker, der nach der Ankündigung der DocMorris-Übernahme seinem Zweitlieferanten Gehe den Laufpass geben wollte, sah sich umgehend mit deutlichen Hinweisen und Warnungen vonseiten des Gehe-Außendienstes konfrontiert, er solle sich diesen Schritt doch genau überlegen. "Aus einer großen Familie geht man nicht so einfach weg", hieß es da mit klaren Hinweisen auf die Möglichkeit, gegebenenfalls für Mitbewerber zu sorgen.
Aus dem hessischen Umfeld schrieb uns ein Apotheker, dass Apotheken – nach einem Briefing der Außendienstler – von Gehe regelrecht gezwungen werden sollen, in eine sogenannte DocMorris-Apotheke umzufirmieren. Sollte sich die Apotheke weigern, so hieß es, sollen benachbarte Apotheken gefragt werden.
Wer mit dem Gedanken spielt, sich dem Gehe/DocMorris-Vertrag zu unterwerfen, sollte sich auch klar darüber sein, dass man mit dem Einstieg in dieses Konzept die DocMorris-Versandapotheke stärkt – quasi seinen eigenen Konkurrenten.
Letztendlich arbeitet man daran mit, in Deutschland die Bemühungen von Celesio voranzutreiben, das Fremd- und Mehrbesitzverbot zu Fall zu bringen und Kettenapotheken einzuführen. Selbst wenn Oesterle immer wieder betont, dass er in seinen Kettenapotheken für mehr Serviceleistungen für die Kunden sorgen möchte – was ist da so Besonderes dran? Blutdruck und Blutwerte misst fast jede Apotheke im Land. Es ist Fakt: Wenn man sich einem Franchise-Konzept unterwirft, arbeitet man gegen die Individualapotheke mit einer für Patienten und Kunden hervorragenden Versorgungsleistung. Sage keiner, er habe es nicht gewusst. .
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