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- AZ 36/2007
- Drei Tage warten
Drei Tage warten …
Mit Erlaubnis eines hohen deutschen Gerichts darf die Drogeriekette dm seit November letzten Jahres offiziell als Rezeptsammelstelle für eine niederländische Versandapotheke handeln. Von dieser Möglichkeit will dm nun in großem Stil Gebrauch machen, zunächst in 80 Filialen im Ruhrgebiet. Das Angebot soll dann "so rasch wie möglich" auf die 900 Filialen bundesweit ausgedehnt werden.
Der Kunde soll für diesen phantastischen Drogerieservice – immerhin kann die Lieferung bis zu drei Tage dauern! – mit einem Bonus zwischen 2,50 und 15 Euro pro verschreibungspflichtigem Präparat und einer Ersparnis bei OTC-Präparaten "bis zu 40%" begeistert werden. Der dm-Kunde geht auf dem Weg zur Drogeriefiliale womöglich an ein, zwei Apotheken vorbei, wo er seine Präparate in aller Regel sofort, mit kostenloser Beratung und Serviceleistungen, hätte bekommen können – oft sogar ohne Zuzahlung, da heutzutage viele Generika bereits zuzahlungsfrei sind. Und die OTC-Preise der "Indikator-Präparate" sind in den meisten Apotheken eh gleich günstig oder mitunter billiger als bei den Niederländern oder den Versendern. In der Drogerie muss er dann erst umständlich einen Bestellschein ausfüllen und ihn mit dem Rezept einwerfen. Holt er seine Arzneimittel nach drei Tagen ab, können ihm die Drogeriemitarbeiter nichts dazu erklären. Sollte etwas nicht richtig geliefert worden sein (könnte durchaus vorkommen), kann ich mir den Ärger im dm-Laden schon jetzt bildlich vorstellen. Spätestens dann wird der eine oder andere Kunde, schneller als es dm lieb sein kann, merken, dass dieser "Service" Humbug ist.
Was man deutlich sehen muss: Dieses dm-Geschäftsmodell ist aufgebaut auf der von der Bundesregierung erteilten Erlaubnis des Versandhandels, auf dem Urteil eines deutschen Gerichts und auf dem Mehrwertsteuerunterschied zu den Niederlanden (dort 6%, hier 19%). Dreimal Dank an unseren Staat!
Wie wär’s mit Gegenstrategien? Vielleicht sollten wir Rezeptsammelboxen bei anderen Händlern aufstellen? Die bestellten Arzneimittel und abgegebenen Rezepte dann kostenlos nach Hause liefern? Höchste Zeit ist es jetzt auch, über eine Beratungsgebühr nachzudenken für alle Arzneimittel, die nicht in der eigenen Apotheke erworben wurden. Denn bald könnte es vorkommen, dass Kunden mit der dm/Europa-Apotheek-Tüte in Ihre Apotheke kommen und sich die Einnahmehinweise erklären lassen wollen. Erklären wir doch gerne, für 8,10 Euro pro Arzneimittel.
Peter Ditzel
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