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Dieses ist der zweite Streich …
Das war dem DocMorris-Chef Ralf Däinghaus am vergangenen Montag (8. Januar) eine ganzseitige (!) Anzeige in allen großen Tageszeitungen wert (und damit hat er wohl erstmals so richtig bezahlte Werbung gemacht): Er gratuliert der Apothekerin Frau Angel zur ersten DocMorris Markenpartner-Apotheke in Deutschland. Frau Angel hat ihre Luisen-Apotheke in St. Wendel, gelegen im Saarland (wo sonst), umbenennen dürfen in eine DocMorris-Apotheke, genauer gesagt, in eine Markenpartner-Apotheke.
Däinghaus hat dazu gelernt. Nachdem er gemerkt hat, dass es doch nicht so einfach ist, das deutsche Fremdbesitzverbot – selbst nicht mit ministerieller Hilfe – auszuhebeln, und nachdem es ihm nicht gelungen war, mit seiner Kapitalgesellschaft selbst als Besitzer aufzutreten, verkauft er nun gegen eine Lizenzgebühr und mit entsprechenden Vorgaben das Recht, das DocMorris-Logo und -Konzept zu imitieren und von einer "starken Marke" zu profitieren. Die Apotheke, die den Vertrag mit DocMorris unterschreibt, hat das Recht, "die Marke und das Fachwissen von DocMorris zu nutzen und sich DocMorris-Apotheke zu nennen". Sie erhält, so ist es auf seiner "Partnerschaftsseite" im Internet zu lesen, Einkaufsvorteile bei Waren und Dienstleistungen, Gebietsschutz, Zugang zu Krankenkassen und Gesundheitspartnern, Einbindung in die Bewerbung und Erfahrungsaustausch mit anderen DocMorris-Partnern.
Die Meldung verbreitete sich wie ein Lauffeuer in den Medien, die der niederländischen Versandapotheke ohnehin sehr zugetan sind. Fünf Kamerateams von TV-Sendern und zahlreiche Journalisten sollen der Eröffnung beigewohnt haben. DocMorris hat einen Weg gefunden, das deutsche Apothekenrecht zu umgehen, triumphierte "Spiegel online", der erste von 500 geplanten Billig-Medikamenten-Shops wird eröffnet.
Rechtlich lässt sich diese Geschäftsidee, "DocMorris-Lizenzshops" zu eröffnen, wohl kaum angreifen. Avie-Apotheken oder andere Franchise-Systeme praktizieren dies schon. Dennoch sollten sich die Behörden die Verträge genau ansehen! Und man könnte noch damit leben, wenn nicht im Vordergrund dieser Aktivitäten eine Billigheimer-Strategie stünde: OTC-Arzneimittel sollen bis zu 30 Prozent günstiger verkauft werden. So jedenfalls die Meldungen. Ähnlich wie bestimmte Elektronik-Märkte hat DocMorris bei vielen Kunden den Ruf, man könne bei dieser grün-weißen Apotheke Arzneimittel günstiger erwerben. Wer sich die Preisstruktur bei diesem Versender genauer anschaut, stellt fest, dass die Einsparungen nur bei bestimmten wenigen Präparaten bis zu 30 Prozent betragen (Lockvogelangebote), die Ersparnis macht de facto oft nur wenige Cents aus.
Vollmundig kündigt der DocMorris-Chef an, Deutschland in den nächsten drei bis fünf Jahren mit 500 solcher Kooperationen überziehen zu wollen. Angeblich laufen ihm die Apotheker, die bei ihm mitmachen wollen, "die Bude ein", in den nächsten Wochen sollen schon weitere Apotheken eröffnet werden. Wollen sich unsere Kolleginnen und Kollegen wirklich dem grün-weißen Kreuz unterwerfen und ihr rotes Apotheken-A abschrauben? Natürlich mag es die eine oder den anderen geben, der sein Heil unter Däinghaus’ Fittichen sucht. Aber gleich 500? Ich glaube es nicht.
Wer es nicht lassen kann, findet als Selbstaufgabe- und Übergabewilliger im Internet schon den DocMorris-Fragebogen, mit dem er sich bei seinem neuen Meister bewerben darf. Er muss ihm dann allerdings schon mal vorab seine Lage, Umsatz und Rendite verraten. Wird er als passend ausgewählt, darf er seine Apotheke grün-weiß umgestalten, muss die OTCs mit kräftigem Rabatt verkaufen und brav Lizenzgebühren zahlen. Und wenn er dann das Soll nicht erfüllt (oder erfüllen kann)…?
Ich halte die Entwicklung der Apotheke hin zu einem Billig-Pillenshop, wie diese neuen Abverkaufsstätten für Arzneimittel in den Medien genannt werden, für äußerst bedenklich. Easy-Discount-Apotheken und der Preiskrieg in Hamburg haben es vorgemacht – letztendlich werden die Preiskämpfe keinem nützen. Kurz gesagt: Apotheken, die nicht mithalten können, werden schließen müssen, die Beratung und andere Dienstleistungen bleiben auf der Strecke – und am Ende gehen die Preise wieder hoch. Wenn ABDA-Präsident Wolf der Ansicht ist, dass ihm das neue Geschäftsmodell von Däinghaus "keine Angst macht", wie er in der Süddeutschen Zeitung zitiert wird, dann möchte ich dem widersprechen. Mir macht diese Entwicklung durchaus Angst. Und ich wünsche ihm nicht, dass sich eine grün-weiße Apotheke oder andere Billig-Apotheke in der Nähe seiner Apotheke niederlässt. Diese Billigshops schaden dem Image des Arzneimittels und dem ethischen Bild der Apotheke, sie laufen dem Heilberufsanspruch des Apothekers zuwider.
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