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DAZ aktuell
Kostendämpfungspolitik und Apotheke
Lob und Last
FREISING (bra). Die Instrumente der Kostendämpfung sind inzwischen weitgehend ausgereizt. Zukünftig wird es verstärkt darum gehen, mit Arzneimitteln zu sparen, nicht mehr nur an Arzneimitteln – so Dr. Roland Jopp, Apotheker und Referent im Bundesministerium für Gesundheit (Referat Arzneimittelversorgung in der GKV). Auf einer Euroforum-Konferenz, die am 22./23. Mai in Freising stattfand, lobte Jopp die Apotheker ausdrücklich für ihre Engagement und ihre Leistungen bei der Umsetzung der Kostendämpfungsgesetze, zuletzt des AVWG und des GKV-WSG.
Die konstruktive Mitarbeit der Apotheker bei der Umsetzung von Kostendämpfungsgesetzen – zuletzt der vielfältigen Rabattverträge zwischen Herstellern und Krankenkassen – sei keinesfalls selbstverständlich, besonders wenn man sich anschaue, wie Ärzte mit EDV ausgestattet seien. Es sei ein Zeichen der Wertschätzung und des Vertrauens in die Apotheker, dass der Gesetzgeber ihnen die Möglichkeit und Verantwortung übertragen habe zu entscheiden, wann ein nicht mehr benötigtes Arzneimittel für eine Wiederverwendung in Frage komme. Ähnliches gelte auch für die Regelungen zum (Neu-)Verblistern. Hier habe der Gesetzgeber eine Möglichkeit zu vertraglichen Vereinbarungen eröffnet, keinesfalls aber eine Verpflichtung.
Dass all dies durchaus zweischneidig für die Apothekerschaft ist, machte Dr. Eckart Bauer deutlich, der auf der Konferenz für die ABDA sprach. Das zum April 2006 in Kraft getretene AVWG habe deutliche Wirkungen gezeigt – bei den Arzneimittelausgaben der GKV, aber auch hinsichtlich der Erträge der Apotheken. Der Wertschöpfungsanteil der Apotheken sei in den letzten Jahren von 18,4 % (2002) auf 16,4 % (2006) gesunken. Verschärfend für die Apotheken kommt hinzu, dass auch der Wertschöpfungsanteil des Großhandels – und damit der Spielraum, den Apotheken Rabatte zu gewähren – drastisch abgenommen hat (von 8,5% in 2002 auf 4,1% in 2006). Nachdem die Apotheken im Gefolge des seit Anfang 2004 geltenden GMG durch die Änderung der Arzneimittelpreisverordnung im Verkauf preisneutral gestellt worden seien, habe das AVWG durch seine Rabatteverbote bzw. -beschränkungen bewirkt, das ihre Möglichkeiten nun auch im Einkauf neutralisiert worden seien. Als "Positives im Negativen" könne man sehen, dass dadurch zugleich die heilberufliche Funktion der Apotheker (gegenüber ihrer kaufmännischen) gestärkt worden sei. Der Apotheker habe nun eine ideale Grundlage, um als neutraler Makler im Auftrag von Patient und Krankenkassen aktives Arzneimittelmanagement betreiben zu können
Dezidiert skeptisch äußerte sich Bauer zur industriellen Verblisterung. Ihr durch das GKV-WSG ermöglichter Ausbau sei per se mit erheblichen Mehrkosten verbunden. Deren Amortisation könne nicht gelingen. Viele der vermeintlichen Vorteile der Verblisterung seien in Wahrheit nicht Folge der Verblisterung. Sie kämen durch das Zusammenführen der Medikationsdaten zustande. Die Erstellung und Überwachung der Medikationsprofile bringe wirkliche Vorteile. Das darauf basierende Medikationsmanagement habe zunächst einmal nichts mit dem Neuverblistern zu tun. Die industrielle Verblisterung lasse neben erheblichen Mehrkosten auch einen Verlust an therapeutischer und galenischer Vielfalt erwarten. Die bevorzugte Umstellung auf feste, orale Darreichungsformen – weil nur diese für die Verblisterung infrage kommen – sei gerade für ältere Menschen oft von Nachteil. Eingebettet in eine pharmazeutische Gesamtbetreuung könnten die Apotheker für den kleinen Personenkreis, für den dies pharmazeutisch-therapeutisch wirklich Vorteile bringe, Arzneimittel patientenindividuell stellen.
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