Kind und Apotheke

Wenn bei Kindern Bauch und Haut rebellieren

Der Magen-Darm-Trakt und die Haut von kleineren und größeren Kindern reagieren sehr schnell auf Umwelteinflüsse und Krankheitserreger. Das Spektrum reicht dabei von unkomplizierten Erkrankungen bis zu Tumoren des Magen-Darm-Trakts. Oft sind es funktionelle Bauchschmerzen, das heißt es findet sich keine erkennbare Ursache. Ob es sich bei Bauchschmerzen um harmlose Ursachen, wie Blähungen oder Verstopfung, oder um lebensbedrohliche Erkrankungen handelt, ist nicht immer einfach zu unterscheiden und bedarf häufig der ärztlichen Abklärung. Bauchschmerzen und eine Neurodermitis können aber auch psychologisch beeinflusst oder ausgelöst werden. Hier gilt es, den zeitlichen Zusammenhang der Beschwerden mit zu beobachten.
Kleine Schürfwunden Oft reicht bei Abschürfungen oder kleineren Verletzungen der Haut ein Pflaster. Allerdings sollte zuvor die Wunde gründlich mit physiologischer Kochsalzlösung, klarem Wasser oder antiseptischen Lösungen gereinigt werden.
Foto: Bilderbox.com

Plötzlich auftretende (akute) Schmerzen können ernährungsbedingt sein (z. B. schwerverdauliche Mahlzeit) oder als Folge einer Magen-Darm-Infektion auftreten. Bei starken Schmerzen ist jedoch an eine schwerwiegendere Erkrankung zu denken (z. B. Blinddarmentzündung, Darmverschluss, Leistenbruch). Auch viele klassische Kinderkrankheiten wie Mumps oder Scharlach und Infektionskrankheiten (z. B. Harnwegsinfektionen) beginnen mit Bauchschmerzen. Kleinkinder können kaum Angaben zu Krankheitszeichen und der Schmerzart machen. Sie projizieren häufig allgemeines Unwohlsein oder Schmerzen in entfernt liegenden Organen wie Hals oder Ohren in den Bauchraum.

Rezidivierende Bauchschmerzen können

  • eine organische Ursache haben (z. B. entzündliche Darmerkrankungen),
  • durch eine Funktionsstörung (z. B. Lactoseintoleranz) bedingt sein oder
  • eine psychische Ursache haben.

Etwa 80 bis 90% der rezidivierenden Bauchschmerzen sind psychogen. Sie treten am häufigsten zwischen dem 8. bis 10. Lebensjahr und in der Pubertät und häufiger bei Mädchen als bei Jungen auf. Bauchschmerzen bei Säuglingen werden, wenn sie in den ersten Lebenswochen auftreten, häufig als Blähungen ("Dreimonatskolik") gedeutet, was jedoch nicht immer zutreffend ist. Einerseits können zu viel verschluckte Luft beim Trinken oder bestimmte Lebensmittel, die die stillende Mutter zu sich nimmt, tatsächlich Blähungen verursachen. Auch die Unreife des Verdauungssystems in diesem Alter spielt eine Rolle. Andererseits haben Untersuchungen gezeigt, dass bei unruhigen Säuglingen ("Schrei-Babys") Blähungen häufig nicht die Ursache des Schreiens sind, sondern als dessen Folge auftreten. Hier sind andere Ursachen abzuklären (z. B. traumatischer Geburtsverlauf, Störungen in der Mutter-Kind-Beziehung oder der Umgebung des Kindes).

Bei akuten oder rezidivierenden (häufiger als dreimal in drei Monaten auftretend) Bauchschmerzen ist dringend zu einem Arztbesuch zu raten.

Bei Säuglings-Koliken ist der ab der ersten Lebenswoche zugelassene Entschäumer Simeticon als Suspension Mittel der ersten Wahl. Bei gestillten Kindern wird die Zubereitung in die Wangentasche verabreicht, bei künstlich ernährten Säuglingen direkt in die Flaschennahrung gegeben. Für Kinder ab sechs Jahren sind Simeticon und darüber hinaus Dimeticon auch als Kautabletten erhältlich, die Einnahme erfolgt drei- bis viermal täglich zu den Mahlzeiten.

Auch Phytopharmaka mit Auszügen aus Fenchel, Anis, Kümmel, Kamille oder Pfefferminze sind bei Blähungen im Kindesalter empfehlenswert. Sie stehen in verschiedenen äußerlich oder innerlich anzuwendenden Darreichungsformen zur Verfügung – als Tropfen, Teemischung, Zäpfchen oder Massageöl. Die meisten Präparate können bereits ab der ersten Lebenswoche verabreicht werden, allerdings sollten dabei die Angaben es Herstellers beachtet werden.

Zusätzlich können bei Säuglingskoliken folgende nicht-medikamentöse Maßnahmen hilfreich sein:

  • Wärme (warme Bauch-Kompressen)
  • Herumtragen (bevorzugt in "Flieger-Stellung", wobei das Kind mit dem Bauch auf dem Unterarm der Pflegeperson liegt);
  • Vermeiden von Reizüberflutung (z. B. laute Umgebung während des Stillens);
  • Verzicht auf blähende Lebensmittel in der Ernährung der Mutter.

Dehydratations-Gefahr bei Durchfall

Bei Säuglingen, die gestillt werden, sind bis zu sechs Darmentleerungen pro Tag noch normal, solange kein Blut ausgeschieden wird und die Gewichtszunahme normal verläuft. Ein infektiös bedingter Durchfall ist meist von weiteren Symptomen wie Fieber, Bauchschmerzen, Erbrechen und Appetitlosigkeit begleitet (akute Gastroenteritis). Erreger sind in Europa meist Viren (Rotaviren), selten Bakterien (Salmonellen, E. coli) oder Protozoen. Die Schwere der Symptomatik hängt von der Art des Erregers und dem Alter des Kindes ab. Je jünger das Kind, umso größer ist die Gefahr einer raschen Austrocknung (Dehydratation). Durchfälle, die bei Säuglingen über sechs Stunden, bei Kleinkindern über zwölf Stunden andauern, bedürfen daher einer ärztlichen Abklärung.

Weitere Ursachen für Durchfall bei Kindern können sein:

  • Ernährungsumstellung (Abstillen)
  • Lebensmittelallergien
  • Antibiotikatherapie
  • Zöliakie.

Rehydratation ist das Wichtigste

Folgende Wirkstoffgruppen kommen bei Durchfall im Kindesalter hauptsächlich zum Einsatz:

  • Glucose-ElektrolytMischungen (orale Rehydratationslösungen, ORL)
  • Mikroorganismen zur Normalisierung der Darmflora
  • Loperamid
  • Gerbstoffe (z. B. Uzarawurzel, Tannalbuminat)

Die wichtigste Maßnahme bei Durchfall ist der möglichst schnelle Ersatz der verlorenen Flüssigkeit und Elektrolyte, daher sind orale Rehydratationslösungen immer eine gute Empfehlung. Bei künstlich ernährten Säuglingen kann die Flaschennahrung mit dieser Lösung im Verhältnis 1:1 verdünnt werden. Gestillte Säuglinge werden bei Durchfall weiter gestillt.

Sinnvoll ist eine Kombination der oralen Rehydratation mit Mikroorganismen-haltigen Präparaten (z. B. Lactobacillus-, Saccharomyces-Kulturen, E.coli) zur raschen Normalisierung der Darmflora.

Loperamid ist in der Selbstmedikation bei Kindern erst ab zwölf Jahren zugelassen und darf nicht länger als 48 Stunden angewendet werden. Kinder zwischen zwei und zwölf Jahren dürfen nur unter ärztlicher Beobachtung mit Loperamid behandelt werden.

Gerbstoffe sind ab dem Kleinkindalter anwendbar: Tanninalbuminat ist in Form von Kapseln oder Tabletten ab fünf Jahren, Uzarawurzel-Extrakt ab zwei Jahren zugelassen.

Gründliche Diagnose bei unklarem Erbrechen

Erbrechen tritt im Säuglings- und Kleinkindalter häufig auf, da das Brechzentrum in der Medulla oblongata leicht reizbar ist. Je nach Alter des Kindes, Art des Erbrechens – Aufstoßen, Spucken oder schwallartiges Erbrechen – sowie der Beschaffenheit (Geruch, Konsistenz, Blutbeimengungen) können sehr verschiedene Ursachen vorliegen. Neben Ernährungsstörungen sind dies Fehlbildungen oder angeborene Stoffwechsel-Erkrankungen. Daher ist eine gründliche Diagnose durch den Kinderarzt dringend zu empfehlen. Vom Erbrechen abzugrenzen ist das im Säuglingsalter recht häufig nach oder zwischen den Mahlzeiten auftretende Spucken oder Speien (Regurgitieren), das in den meisten Fällen harmlos ist. Eine gründliche Abklärung durch den Kinderarzt ist dann notwendig, wenn der Säugling dabei an Gewicht verliert oder nicht altersgerecht zunimmt.

Anhaltendes Erbrechen führt bei Säuglingen und Kleinkindern rasch (innerhalb von sechs bis zwölf Stunden) zu Austrocknung (Dehydratation) und Verschiebungen im Elektrolythaushalt und damit zu einem lebensbedrohlichen Zustand. Wie bei Durchfall sind daher auch bei Erbrechen eine rasche Diagnose und ein Flüssigkeits- und Elektrolytersatz notwendig.

Bei starkem Erbrechen auf Reisen Zäpfchen bevorzugen

Zum Flüssigkeits- und Elektrolytersatz können Glucose-Elektrolyt-Mischungen empfohlen werden. Wichtig ist dabei der Hinweis, diese vorsichtig zu dosieren, das heißt löffelweise zu verabreichen, um nicht erneut Brechreiz auszulösen.

Zur Vorbeugung von Übelkeit und Erbrechen während einer Reise können Ingwerwurzelstock (ab sechs Jahren), Dimenhydrinat oder Diphenhydramin empfohlen werden. Leidet das Kind auf Reisen nicht nur unter leichter Übelkeit, sondern unter starkem Erbrechen, sollten Zäpfchen mit Dimenhydrinat oder Diphenhydramin bevorzugt werden. Diese sind bereits ab dem Säuglingsalter zugelassen und in verschiedenen, auf das jeweilige Körpergewicht abgestimmten, Dosierungen auf dem Markt.

Auch an eine Vergiftung denken

Bei Magen-Darm-Symptomen wie Erbrechen, Übelkeit oder Durchfall sollte bei Kleinkindern auch an eine Vergiftung gedacht werden. Die meisten Vergiftungs-Unfälle geschehen mit Haushalts-Chemikalien, Medikamenten, Kosmetika und Pflanzen. Die erste und wichtigste Maßnahme bei Verdacht auf eine Vergiftung ist der Anruf in einer Giftnotrufzentrale (bundeseinheitliche Rufnummer: Ortsnetzvorwahl/19240). Bei vielen Vergiftungsarten kann nach Rücksprache mit dem Giftnotruf als Erstversorgung medizinische Kohle oder ein Entschäumer angewendet werden. Daher sollten entsprechende Präparate in der Hausapotheke von Familien nicht fehlen.

Lebensmittel-Unverträglichkeiten

Wenn nach dem Verzehr bestimmter Lebensmittel Symptome wie Bauchschmerzen, Erbrechen, Durchfall oder Ekzeme auftreten, kann eine Lebensmittelallergie, eine pseudoallergische Reaktion oder eine Lebensmittelvergiftung die Ursache sein. Weiterhin können Intoleranzen gegenüber bestimmten Lebensmitteln auftreten, denen jedoch keine allergische Reaktion zugrunde liegt. Dazu zählen

  • Enzymdefekte wie z. B. Lactasemangel
  • Kuhmilchproteinintoleranz
  • Zöliakie

Um die Diagnose des Arztes zu erleichtern, ist das Führen eines Ernährungs-Tagebuches sinnvoll.

Mit chronischer Verstopfung zum Arzt

Eine Verstopfung (Obstipation) liegt dann vor, wenn der Stuhlabgang seltener und/oder schwieriger (z. B. mit Bauchschmerzen) als gewöhnlich verläuft und sich die Konsistenz verhärtet. Ein Normalbereich bezüglich der Stuhlfrequenz lässt sich bei Kindern nur sehr schwer festlegen, da sie großen interindividuellen Schwankungen unterliegt. Als Anhaltspunkt können gelten:

  • Säuglinge: ein- bis dreimal pro Tag, bei gestillten Säuglingen eventuell nur alle sieben bis zehn Tage
  • Kleinkinder: von ein- bis zweimal pro Tag bis alle zwei Tage
  • Schulkinder: ein- bis zweimal pro Tag

Eine vorübergehende Obstipation ist meist ernährungsbedingt. Bei chronischer Obstipation sind jedoch folgende Erkrankungen in Betracht zu ziehen:

  • mechanische Behinderungen (z. B. angeborener Dickdarmverschluss)
  • Störungen des Defäkationsmechanismus (z. B. bei Innervationsstörungen)
  • Störungen der Darmmotilität (z. B. bei Hypothyreose)
  • psychische Ursachen (Angst vor der Toilettenbenutzung, Zwangsmaßnahmen bei der Sauberkeitserziehung, Schmerzen durch Analfissuren).

Eine chronische Obstipation muss wegen der Möglichkeit schwerwiegender organischer Ursachen vom Arzt untersucht werden. Zur Behandlung vorübergehender, mäßiger Obstipation können folgende Wirkstoffe empfohlen werden:

  • Bisacodyl
  • Lactulose
  • Macrogole
  • CO2 -freisetzende Zäpfchen
  • Klysmen mit Glycerol oder Sorbitol

Bisacodyl kann bei Kindern ab zwei Jahren eingesetzt werden. Bei Bisacodyl-Zäpfchen ist der Wirkungseintritt sehr rasch (innerhalb von 15 bis 60 min), Dragees sollten dagegen abends eingenommen werden, die Darmentleerung erfolgt dann am nächsten Morgen.

Miniklistiere mit Glycerol oder Sorbitol eignen sich bereits für die Anwendung bei Säuglingen. Soll nur eine halbe Rectiole verabreicht werden, so ist die Hälfte des Inhalts vor der Anwendung auszudrücken.

Lactulose-Sirup ist ab dem Kleinkindalter zugelassen und kann mit Flüssigkeit (Tee, Wasser) oder Nahrungsmitteln (Joghurt, Müsli) vermischt verabreicht werden.

Bei Kindern ab dem vollendeten 1. Lebensjahr kann auch dickflüssiges Paraffin bei Obstipation eingesetzt werden. Allerdings besteht hier die Gefahr der verminderten Resorption fettlöslicher Vitamine bei Einnahme mit einer Mahlzeit.

Macrogole sind erst ab dem 12. Lebensjahr rezeptfrei erhältlich, Sie sind gut wirksam bei chronischer Obstipation, jedoch für diese Indikation erst ab dem 2. Lebensjahr zugelassen und verschreibungspflichtig.

Neurodermitis – der Juckreiz ist am schlimmsten

Die Neurodermitis (atopisches Ekzem, atopische Dermatitis) ist eine chronische, stark juckende entzündliche Hauterkrankung. Bei 60% der Patienten tritt die Erkrankung im ersten und bei 85% bis zum fünften Lebensjahr auf. Bei etwa 80% der Betroffenen besteht eine ererbte atopische Veranlagung. Die Erkrankung ist durch trockene, gerötete, schuppige und stark juckende Haut, nässende Areale und Bläschen- bzw. Krustenbildung gekennzeichnet, die Verteilung der Ekzeme ist altersabhängig. Bei Säuglingen und Kleinkindern sind vorwiegend Wangen und Kinn, der behaarte Kopf, der Körperstamm und die Streckseiten der Extremitäten betroffen, bei älteren Kindern und Jugendlichen die Ellen- und Kniebeugen, Hand- und Fußgelenke sowie der Hals.

Das Therapieziel besteht im Erreichen eines Haut-Zustandes, der eine größtmögliche Lebensqualität sowohl des Kindes als auch der übrigen Familienmitglieder (z. B. ungestörte Nachtruhe) garantiert. Die Behandlung der Neurodermitis beinhaltet

  • eine Pflege der trockenen, juckenden Haut mit rückfettenden Salben, Cremes und Ölbädern, auch in beschwerdefreien Zeiten
  • eine medikamentöse Therapie im akuten Schub sowie
  • adjuvante Therapieverfahren (z. B. Phototherapie)

Wichtig ist es, Auslösen (sogenannten Trigger- oder Provokationsfaktoren) zu meiden, die zur Verschlechterung der Symptomatik der Neurodermitis beitragen können. Dazu gehören vor allem:

  • Tierhaare
  • Pollen
  • Bekleidung aus synthetischen Stoffen
  • Tenside (z. B. seifenhaltige Kosmetika, Waschmittelrückstände)
  • heißes Duschen
  • Nahrungsmittel wie Hühnereiweiß, Erdnüsse, Fisch, Soja, Kuhmilch, Weizen

Basispflege hat große Bedeutung

Die Hautpflege mit rückfettenden Salben, Cremes und Ölbädern hat bei Neurodermitis – auch in beschwerdefreien Zeiten – eine herausragende Bedeutung. Das bedeutet: Es muss täglich gecremt werden, auch wenn die Haut in Ordnung ist. Dabei gilt die Regel: "Feucht auf feucht, fett auf trocken!", das heißt je stärker die Haut entzündet ist, desto weniger Fett, aber umso mehr Feuchtigkeit sollte in der Basispflege enthalten sein.

In der Regel kann jedoch eine einmal gefundene, gut verträgliche Basispflege nicht für alle Zeiten beibehalten werden. Im Sommer muss die Haut anders gepflegt werden als im Winter. Bei Kindern kann es außerdem vorkommen, dass die verordnete Basiscreme aus unerklärlichen Gründen einfach abgelehnt wird und deshalb nach einer Alternative gesucht werden muss. Hilfreich ist in diesen Fällen, in der Apotheke eine Liste mit erprobten Präparaten oder Rezepturen zur Hand zu haben.

Die "Cortison-Angst" ernst nehmen

Auch nach Zulassung der Immunsuppressiva Tacrolimus und Pimecrolimus zur lokalen Therapie der Neurodermitis sind Cortisone noch Mittel der ersten Wahl für den akuten Schub. Dabei ist eine korrekte Anwendung sehr wichtig. Folgende Hinweise sollten im Beratungsgespräch nicht fehlen:

  • Die Anwendung soll kurzfristig und keinesfalls prophylaktisch erfolgen.
  • Die Anweisung des Arztes (z. B. einmal täglich morgens) ist genau zu befolgen.
  • Das Cortison ersetzt nicht die Basispflege.

Nach wie vor besteht eine große "Cortison-Angst", vor allem bei den Eltern sehr junger Neurodermitis-Patienten. Folgende Argumente können hier zur Beruhigung der Eltern dienen:

  • Da die Anwendung nur kurzfristig und lokal erfolgt, treten Nebenwirkungen wie z. B. Hautatrophie praktisch nicht auf.
  • Hydrocortison (Cortisol) ist eine körpereigene Substanz, die z. B. beim Erwachsenen täglich in Mengen von 15 bis 60 mg von der Nebennierenrinde produziert wird.

Arzneimittelexanthem – Symptome verschwinden nach Absetzen

Nach oraler oder parenteraler Anwendung von Arzneimitteln können allergische und nichtallergische Reaktionen auftreten. Zu den nicht-allergischen Reaktionen gehören toxische Effekte nach Überdosierung eines Arzneimittels oder pseudoallergische Reaktionen auf Acetylsalicylsäure.

Arzneimittel, die allergische Hautreaktionen auslösen können, sind

  • Penicilline
  • Tetracycline
  • Sulfonamide
  • Heparin
  • Benzodiazepine

Die Symptome lassen sich oft von anderen Hauterkrankungen und den Exanthemen der klassischen Kinderkrankheiten (Masern, Scharlach) nur schwer unterscheiden. Hinweisend sind lediglich ein Auftreten in zeitlichem Zusammenhang mit einer medikamentösen Therapie (meist am 2. bis 3. oder 9. bis 18. Tag nach Einnahmebeginn) und das Abklingen nach Absetzen des verdächtigten Arzneimittels. Meist beginnen die Exantheme an den Extremitäten, im Gesicht treten Ödeme und Rötungen auf. Ein besonders schwer verlaufendes Arzneimittelexanthem ist das Lyell-Syndrom mit großflächigem Exanthem, das wie verbrühte Haut aussieht und bei dem eine stationäre Behandlung notwendig ist. Das sogenannte fixe Arzneimittelexanthem hat dagegen seinen Namen, weil es nach dem Absetzen des auslösenden Arzneimittels nicht vollständig wieder verschwindet. Es ist durch erythematöse, rundliche Herde gekennzeichnet, die mit Vesikeln besetzt sein können. Sie sind bevorzugt an Händen, Füßen, Genitalien und im Gesicht zu finden. Juckreiz tritt gewöhnlich nicht auf.

Die wichtigste Maßnahme ist das Absetzen des auslösenden Arzneimittels. Bei schweren Reaktionen werden Glucocorticoide (z. B. Prednisolon) verabreicht.

Urtikaria kann vieleUrsachen haben

Die Ursachen für eine Urtikaria ("Nesselfieber") sind sehr vielfältig und meistens nicht bestimmbar. Häufig liegt eine allergische Rektion auf Lebensmittel, Medikamente oder Insektenstiche vor. Bei einigen Krankheiten (Hepatitis, Röteln) tritt eine Urtikaria als Begleiterscheinung auf. Auch physikalische Reize (Kälte, Wärme) können die Erkrankung auslösen. Das erste Symptom ist Juckreiz, nach kurzer Zeit bilden sich kleinere Quaddeln unterschiedlicher Größe. In der Regel verschwindet eine Urtikaria nach ein bis sieben Tagen von selbst, daher erfolgt meist nur eine symptomatische Therapie mit Antihistaminika (z. B. Dimetinden, Loratadin, Desloratadin). Bei stärkeren Symptomen werden Adrenalin oder Glucocorticoide verabreicht.

Kontaktekzem nicht selten bei Jugendlichen

Bei den Kontaktekzemen unterscheidet man zwischen allergischen und nichtallergischen Formen. Nichtallergische Kontaktekzeme entstehen z. B. durch Langzeiteinwirkung von schädigenden Substanzen, wodurch die Regenerationsfähigkeit der Haut überfordert ist (z. B. Windeldermatitis).

Allergische Kontaktekzeme treten in der frühen Kindheit eher selten, dafür häufig bei Jugendlichen auf (z. B. Nickelallergie durch Modeschmuck). Neben Nickel kommen Kobalt, Chromatsalze, Duft- und Konservierungsstoffe (in Kosmetika), Chemikalien (in Schuhen und Kleidung) und Pflanzeninhaltsstoffe (z. B. Pfingstrose) als auslösende Substanzen in Frage. Die Hauterscheinungen (Erytheme, Ödeme, papulöse Vesikel, nässende Erscheinungen, Krustenbildungen) beschränken sich zunächst auf die Hautbereiche, in denen der Allergenkontakt erfolgt ist, können nach wiederholter Exposition jedoch auch in entfernteren Hautbezirken auftreten ("Streuung").

Die wichtigste Maßnahme ist, wenn möglich, das Vermeiden des Kontakts mit der schädigenden Substanz. Bei großflächigem Auftreten kommen Glucocorticoide zum Einsatz.

Viel frische Luft bei Windeldermatitis

Eine Windeldermatitis entsteht als Reaktion auf lang andauernde Einwirkung von Urin, Stuhl oder Detergenzienresten auf die Haut im Windelbereich, durch mechanische Reizungen (Falten der Windel) oder andere Pflegefehler. Es kommt zu großflächiger Rötung der Haut (auch über den Windelbereich hinaus), Bläschenbildung, Nässen und Schuppung. Auf der vorgeschädigten Haut entsteht häufig eine Superinfektion mit dem Hefepilz Candida albicans (Windelsoor), meist erkennbar an kleinen Pusteln auf gerötetem Grund. Auch die Mundschleimhaut kann befallen sein (weißliche Beläge).

Folgende pflegerische Maßnahmen können bei Windeldermatitis empfohlen werden:

  • häufiger Windelwechsel
  • Haut trocken halten, z. B. auch durch leichtes Föhnen, Weglassen der Windel über längere Zeit
  • Waschungen mit Schwarzem Tee, Gerbstoff-haltige Bäder

Führen diese Maßnahmen nicht zum Erfolg, werden antimykotische Pflegesalben (Wirkstoffe: Nystatin, Miconazol) angewendet.

Virusinfektionen mit Manifestation an der Haut

Die Erstinfektion mit dem sehr ansteckenden Herpesvirus HSV-1 erfolgt meist zwischen dem ersten und fünften Lebensjahr. Danach persistiert das Virus lebenslang in Ganglienzellen und kann durch verschiedene Faktoren (Stress, Infektionen, Immunsuppression) reaktiviert werden. Eine HSV-1-Erstinfektion ist erkennbar an einer intensiven, schmerzhaften Rötung der Mund-, Lippen- und Zungenschleimhaut mit Bläschen, die sich zu Aphten entwickeln (Stomatitis aphtosa, Gingivostomatitis, "Mundfäule"). Es treten hohes Fieber, Abgeschlagenheit und Lymphknotenschwellungen am Hals auf. Das Allgemeinbefinden ist meist stark beeinträchtigt, wegen der Schmerzen im Mundbereich wird die Nahrung häufig verweigert. Rezidive treten später in Form des Herpes labialis (Lippenherpes) mit Spannungsgefühl, Rötung, Brennen und Bläschenbildung auf. Eine Herpesinfektion des Auges (HSV-Keratokonjunktivitis) kommt gelegentlich bei Neugeborenen vor. Genitale HSV-Infektionen durch HSV-2 (Herpes genitalis) finden sich vor allem bei Jugendlichen. Charakteristisch sind Bläschen und Ulzerationen im Bereich von Vulva, Zervix oder Penisschaft und Vorhaut, manchmal verbunden mit Fieber und Lymphknotenschwellungen. HSV-2-Viren können auch während des Geburtsvorganges übertragen werden (Herpes neonatorum). Nach einer oder auch mehreren Wochen kommt es dann zum Befall von Haut, Schleimhäuten und Auge, zu einer Erkrankung des ZNS oder zu einer systemischen Infektion mit Befall von Organen wie Lunge, Leber oder ZNS.

Lippenherpes schon im Anfangsstadium bekämpfen

Eine Stomatitis aphtosa wird vom Arzt oral mit Aciclovir und Analgetika (Paracetamol oder Diclofenac) behandelt. Ab einem Alter von sechs Jahren können Pinselungen oder Mundspülungen zum Einsatz kommen (z. B. mit Myrrhentinktur, Lösung mit Rhabarberwurzelextrakt).

Bei Lippenherpes sollte schon im Anfangsstadium (Brennen, Rötung) behandelt werden, um die Krankheitsdauer zu verkürzen. Pflanzliche Präparate enthalten Melissen- oder Salbeiextrakt, Zinksulfat wird ab einem Alter von sechs Jahren eingesetzt. Eine lokale virustatische Therapie des Herpes labialis bzw. genitalis erfolgt mit Aciclovir. Penciclovir gegen Lippenherpes ist bei Kindern erst ab zwölf Jahren zugelassen.

Warzen

Warzen bei Kindern werden bevorzugt durch humane Papilloma-Viren (HPV) der Typen I bis III oder durch ein DNA-Virus (Poxvirus mollusci) verursacht. Feigwarzen (Condylomata acuminata) treten im Kindesalter nur sehr selten, gelegentlich bei Jugendlichen auf (Übertragung durch Sexualkontakt).

Warzen heilen häufig spontan ab – damit ist auch der gelegentliche Erfolg einer Suggestiv-Therapie ("Besprechen") erklärbar. Eine lokale medikamentöse Therapie z. B. mit Salicylsäure ist häufig sehr langwierig. Bei einer Entfernung mit physikalischen Methoden (Kürettage, Kryotherapie, Lasertherapie) kommt es häufig zu Rezidiven, da in der Umgebung der zerstörten Warzen virusinfizierte Zellen zurückbleiben können, die erneut proliferieren.

Schrammen und Wunden bei Sport und Spiel

Bei Bagatellverletzungen ist ein Wundschnellverband (Pflaster), bei großflächigeren Wunden eine Kompresse, fixiert mit einer Mullbinde, meist ausreichend. Da jedoch bei Kindern Wunden oft stark verschmutzt oder die Wundränder gequetscht sind, empfiehlt sich vor Anlegen des Verbandes eine gründliche Wundreinigung beispielsweise mit physiologischer Kochsalzlösung, klarem Wasser oder antiseptischen Lösungen. Die meisten Präparate zur Therapie von oberflächlichen Hautverletzungen enthalten Povidon-Jod, Chlorhexidindigluconat, Isopropanol oder Octenidin und sollten nur kurzfristig angewendet werden. Das Antiseptikum kann auch direkt in der Wundauflage des Pflasters enthalten sein.

Für kleine, trockene und saubere Hautverletzungen eignen sich Sprüh-Pflaster. Sie sollen jedoch nicht im Bereich von Augen und Schleimhäuten, bei infizierten, nässenden oder großflächigen Wunden angewendet werden. Manche Kinder reagieren empfindlich, da bei Aufsprühen ein leichtes Brennen auftreten kann. Empfehlenswert sind Gel-Pflaster, die wie eine zweite Haut sitzen und sich daher jeder Bewegung anpassen.

Tetanus-Auffrischung nicht vergessen

Wird eine Wund- und Heilsalbe gewünscht, empfehlen sich Zubereitungen mit Dexpanthenol oder pflanzlichen Inhaltsstoffen (Arnika-, Kamillen-, Hamamelis-, Calendula-Extrakt, Presssaft aus frischem Purpursonnenhutkraut). Sie sollten nicht in offene Wunden gebracht werden. Wundpuder sind nicht empfehlenswert, da sich in der Wunde schwer entfernbare Rückstände ablagern können. Selbst harmlose Wunden können mit Clostridium tetani, dem Erreger des Wundstarrkrampfes, infiziert sein. Besonders groß ist die Gefahr bei Bisswunden. Daher sollte bei jeder Wundbehandlung überprüft werden, ob noch ein aktueller Tetanus-Impfschutz besteht.

Literatur bei der Verfasserin

Dr. Claudia Bruhn

Ahornstr.

12163 Berlin
Die Giftnotruf-Zentralen haben eine informative und beratende Funktion für Patienten, Ärzte und medizinisches Hilfspersonal gleichermaßen.
Serie Kind und Apotheke
Teil 1: Sichere Arzneimittel für Kinder. DAZ 2007, Nr. 16, S. 63 – 66.

Teil 2: Arzneiformen richtig anwenden. DAZ 2007, Nr. 19, S. 68 – 73.

Teil 3: Die klassischen Kinderkrankheiten. DAZ 2007, Nr. 21, S. 48 – 54.

Teil 4: Eine sinnvolle Reiseapotheke speziell für Reisen mit Kindern DAZ 2007, Nr. 23, S. 56 –63.

Teil 5: Impfungen als wirksame und wichtige präventive Maßnahme. DAZ 2007, Nr. 27, S. 62 –70

Teil 6: Schmerzen, Fieber und Co. altersgerecht behandeln DAZ 2007, Nr. 32, S. 55 - 60

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