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Generikamarkt

Alliance-Boots mit eigener Generikalinie in Deutschland

DÜSSELDORF (ks). Während deutsche Generikahersteller über gesetzgeberische Gängelung und sinkende Umsätze klagen, drängt die ausländische Konkurrenz mehr und mehr in den deutschen Markt. Zum Jahresende will Almus Pharmaceuticals – die Generikalinie des britischen Pharmahändlers Alliance Boots – seine Produkte in Deutschland einführen. Gestartet wird mit einem Portfolio von zunächst acht Wirkstoffen – langfristig sollen 80 Prozent des Generikapotenzials abgedeckt werden.

Die Geschäftsleitung der neuen Almus Deutschland GmbH stellte ihre Produktlinie am 27. September im Rahmen der Expopharm in Düsseldorf vor. "Die derzeitige Marktentwicklung in Deutschland bietet eine sehr gute Möglichkeit für den Markteintritt", erklärte Geschäftsführer János Váczi. Das moderne Geschäftsmodell von Almus erlaube es, Preisvorteile direkt an die Kunden weiterzugeben. Das "moderne Geschäftsmodell" besteht insbesondere in der außerordentlich schlanken Organisation des Unternehmens: Neben Váczi – der 2005 bei Alliance Boots eintrat und zuvor für die Einführung der Marke Ratiopharm in Ungarn verantwortlich war – ist Achim Schiller als Marketing and Sales Director für Almus Deutschland tätig. Neben den beiden Medizinern bedarf es kaum weiterer Mitarbeiter. Denn Almus ist ein "virtueller Hersteller" und muss keine Produktionsstätten unterhalten: Das Unternehmen kauft seine Präparate bei anderen großen Herstellern, etwa Sandoz, Actavis oder dem kroatischen Konzern Pliva. Verpackt werden die Pillen wiederum von einem anderen Unternehmen. Dass das recht preisgünstig funktioniert, ist nicht zuletzt auf die Verbindung mit Alliance Boots zurückzuführen. Das führende britische Pharmahandelsunternehmen, das als Arzneimittelhersteller, Großhändler und Betreiber von Apotheken im Geschäft ist, verhilft auch Almus Deutschland zu günstigen Einkaufskonditionen. "Wir können die besten Wirkstoffe zu besten Preisen erhalten", freut sich Schiller.

Doch Almus will in Deutschland nicht nur damit punkten, billig und uneingeschränkt lieferfähig zu sein. Auch in Sachen Patientenfreundlichkeit und Sicherheit will man sich von der Konkurrenz differenzieren: Ein "innovatives Verpackungskonzept" soll Apothekern und Patienten helfen, zwischen den Produkten und den verschiedenen Wirkstärken leichter zu unterscheiden. So werden die einzelnen Präparate durch kräftige Grundfarben der Verpackung differenziert, kontrastierende Farbstreifen unterscheiden die verschiedenen Wirkstärken. Auf jeder Packung ist das Einzelmedikament in Originalgröße abgebildet, zudem informieren einfache Symbole schnell über Anwendungs- und Warnhinweise. Auf der Packungsrückseite findet sich Raum für Vermerke des Apothekers – etwa zu Zeit, Dauer und Art der Einnahme. Was die aus Patientensicht vielbeklagte Packungsbeilage betrifft, hat allerdings auch Almus das Patentrezept noch nicht gefunden – sie wird sich nicht von den hierzulande bekannten "Waschzetteln" abheben.

AOK-Rabattverträge als Sprungbrett

Seit seiner Gründung im Jahr 2003 ist Almus in Großbritannien bereits zum größten Generikaanbieter avanciert – was in dem von Boots-Apotheken übersäten Lande allerdings kaum wundern kann. Im April 2006 trat das Unternehmen in den französischen, einen Monat später in den italienischen Markt ein. Tony Foreman, CEO von Pharmaceuticals in Großbritannien, hat als nächstes den US-amerikanischen Markt anvisiert. Doch zunächst freut sich Foreman auf Deutschland. Anders als noch vor zwei Jahren ist er nun der Überzeugung, dass der "perfekte Zeitpunkt" für den Markteintritt gekommen ist. Dies dürfte nicht zuletzt an den AOK-Rabattverträgen liegen. An der zweiten Ausschreibungsrunde der AOK hat sich das Unternehmen bereits beteiligt – auch wenn man sich hierzu nicht äußern will. Weil man es nicht darf, sagt Foreman. Es ist somit damit zu rechnen, dass Almus keine größeren Marketingaktivitäten an den Tag legen muss, wenn seine Produkte im kommenden Jahr auf den Markt kommen – als AOK-Partner sind die Marktanteile automatisch gesichert. Vorausgesetzt, die AOK bekommt nicht noch größere Probleme mit dem Kartellamt. Dass der Markteintritt mit Erwartungen an einen etwaigen Fall des Fremd- und Mehrbesitzverbotes für Apotheken in Deutschland zusammenhängt, weist Foreman zurück. "Wir sind Almus und nicht Alliance Boots", betonte er gegenüber der DAZ. "Wir machen nichts, was der Markt nicht zulässt."

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