Kommentar
Unsere Zukunft beginnt täglich
Die Apothekenzukunft wird pharmazeutisch entschieden - diese Aussage kommt, einem Glaubensbekenntnis gleich, aus dem Mund aller unserer Berufspolitiker. Natürlich, auch ich wünsche mir, dass der Apothekerberuf weiterhin bei der Bevölkerung angesehen bleibt, als vertrauenswürdig und unverzichtbar gilt. Doch wir müssen wissen: So weitermachen wie bisher wird in Zukunft zu wenig sein. Erst einmal muss sich die pharmazeutische Qualität im Wettbewerb mit den Billigheimern einen Vorsprung erarbeiten. Die Kundenschlangen gibt es augenblicklich dort, wo OTC-Arzneimittel billig, billiger, am billigsten zu haben sind.
Die von der Bundesapothekerkammer in Gang gesetzte Qualitätsoffensive spiegelte sich auch in einigen Anträgen des Apothekertags. Man bot dem Gesetzgeber die Mitwirkung in der Prävention an, sprach sich für eine aktive Rolle des Apothekers in der Palliativmedizin aus und beschloss, sich in die Versorgungsforschung einzubringen. Die ABDA wurde aufgefordert, wirksame Instrumente zur Beobachtung und Bewertung des Selbstmedikationsmarktes zu entwickeln. Zweifellos Schritte in die richtige, pharmazeutische Richtung.
Doch wir sollten uns nicht allzu viel Zeit lassen und nicht auf Konzepte von "oben" warten. Unsere Zukunft beginnt in jedem Augenblick. Die Krankenkassen und unsere Kunden entscheiden täglich (und immer wieder neu), wer wie viel Geld für welche Leistungen erhält. Es liegt an uns und an jedem Einzelnen, sein unverwechselbares, pharmazeutisches Fachwissen überzeugend einzubringen. Konzentrieren Sie sich auf Ihre Stärken und haben Sie offene Augen und Ohren für die Bedürfnisse Ihrer Kunden. So bietet etwa der große Markt der Naturheilkunde und der Nahrungsergänzung noch jede Mengen Chancen für die Apotheken. Ebenso der beratungsbedürftige Bereich der Hautpflege und Dermokosmetik, speziell der Naturkosmetik. Wer sein Know-How hier professionell einbringt, wird sich morgen vielleicht über ähnliche Kundenschlangen freuen wie heute die Billigheimer.
Doch auch der klassische OTC-Markt sollte noch stärker als bisher von den Apotheken als Kundenbindungsinstrument genutzt werden. Die erkennbar diskrete Beratung, wie sie auch auf der Expopharm ein Thema war (siehe dazu Seite 36) muss zur Selbstverständlichkeit werden. Denn nicht wenige Menschen bestellen ihre Arzneimittel nicht wegen der Preise über den Versandhandel, sondern weil ihnen ein Einkauf in der Apotheke schlichtweg peinlich ist.
Es gibt noch sehr, sehr viel zu tun, will man die Zukunft pharmazeutisch entscheiden! Wer sich einen Marsch in diese Richtung zutraut, muss spätestens jetzt hochmotiviert und positiv gestimmt durchstarten. Wer erstmal abwartet, was Ausschüsse der ABDA erarbeiten werden (oder auch nicht), wird ziemlich sicher nicht ans Ziel kommen.
Reinhild Berger
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