Arzneimittel und Therapie

IQWiG sieht keinen belegbaren Nutzen von Ginkgo biloba

Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hat seinen Vorbericht zur Nutzenbewertung von Ginkgo-haltigen Präparaten bei Patienten mit Alzheimer Demenz, auch im Vergleich mit anderen Therapieoptionen, veröffentlicht: Ob Alzheimer-Patienten von Medikamenten profitieren, die Ginkgo-biloba-Extrakt enthalten, bleibt eine ungeklärte Frage. Derzeit verfügbare Studien liefern widersprüchliche Ergebnisse, so die vorläufige Schlussfolgerung des IQWiG.
Nutzen Ginkgo-haltige Präparate? Die Ergebnisse der Studien, die das IQWiG hinsichtlich der Nutzenbewertung Ginkgo-haltiger Präparate ausgewertet hat, sind sehr unterschiedlich, zum Teil sogar gegenläufig. Sie lassen keine generellen Aussagen zum Nutzen von Ginkgo biloba zu.

Bei dem am 29. Februar 2008 publizierten Vorbericht handelt es sich um eine vorläufige Nutzenbewertung von Ginkgo-haltigen Präparaten bei Alzheimer Demenz. Zu diesem Bericht können von interessierten Personen und Institutionen innerhalb von vier Wochen schriftliche Stellungnahmen abgegeben werden, die gegebenenfalls zu einer Ergänzung und Überarbeitung des Berichts führen können. Im Anschluss an die wissenschaftliche Erörterung wird das IQWiG vorraussichtlich im 2. Quartal 2008 einen Abschlussbericht erstellen, der an den G-BA übermittelt und acht Wochen später im Internet veröffentlicht wird.

Nicht zufrieden­stellende Studienlage

Die Ziele der Untersuchung ergaben sich aus der Auftragsformulierung des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) sowie aus der Verfügbarkeit und dem Zulassungsstatus von Ginkgo-haltigen Präparaten in Deutschland:

  • die Nutzenbewertung einer langfristigen Behandlung mit Ginkgo-haltigen Präparaten bei Alzheimer Demenz im Vergleich zu einer Placebogabe hinsichtlich patientenrelevanter Therapieziele sowie
  • die Nutzenbewertung einer langfristigen Behandlung mit Ginkgo-haltigen Präparaten bei Alzheimer Demenz im Vergleich zu einer Behandlung mit einer anderen medikamentösen oder nicht-medikamentösen Therapieoption hinsichtlich patientenrelevanter Therapieziele.

Generell schätzt das IQWiG die Studienlage als unzureichend ein: Eine elektronische Literaturrecherche in den relevanten bibliografischen Datenbanken, die Suche in den Literaturverzeichnissen von Sekundärpublikationen sowie der Kontakt zu Herstellern und Autoren ermöglichten die Identifizierung von sechs vollständig abgeschlossenen und größtenteils publizierten Studien, die die für den vorliegenden Bericht definierten Einschlusskriterien erfüllten. Alle eingeschlossenen Studien verwendeten den standardisierten Ginkgo-biloba-Extrakt EGb 761 des deutschen Herstellers Dr. Willmar Schwabe Arzneimittel & Co. KG, bis auf eine Studie wurden alle Studien auch von diesem Hersteller finanziert. In fünf der eingeschlossenen Studien wurde Ginkgo biloba mit einem Placebo verglichen, in einer Studie wurde ein aktiver Vergleich mit Donepezil und einer Kombination aus Donepezil und Ginkgo biloba untersucht. In den sechs Studien wurden die Ergebnisse von insgesamt 1384 Patienten mit einer Demenz vom Alzheimer-Typ berichtet, die in die Nutzenbewertung einflossen. Dabei waren die Studienpopulationen, d. h. die Zusammensetzung der einbezogenen Patienten, sehr verschieden. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass dies ein Grund für die sehr heterogenen Ergebnisse sein könnte. In jedem Fall hält das IQWiG weitere Studien für notwendig. Diese sollten möglichst auf einzelne Subgruppen von Patienten ausgerichtet sein. Nur so ließe sich herausfinden, ob beispielsweise Patienten in einem bestimmten Alter oder mit einer bestimmten begleitenden Symptomatik von Ginkgo biloba profitieren könnten.

Keine generelle Aussagen zum Nutzen möglich

Vorliegende Studien liefern zwar Hinweise, dass Demenzpatienten, die mindestens 16 Wochen mit Ginkgo-haltigen Präparaten behandelt wurden, die Aktivitäten des täglichen Lebens etwas besser bewältigen können und seltener unter einer begleitenden Depression leiden als Patienten, die ein Placebo erhielten. Allerdings sind die Studienergebnisse sehr unterschiedlich, zum Teil sogar gegenläufig. Sie sind deshalb auch nicht hinreichend sicher interpretierbar und lassen keine generellen Aussagen zum Nutzen von Ginkgo biloba zu. Das betrifft insbesondere die Größe der möglichen Effekte des Wirkstoffs. Auch zu anderen, für Patienten oder Angehörige bedeutsamen Therapiezielen wie etwa Lebensqualität, unerwünschten Nebenwirkungen oder Betreuungsaufwand finden sich in den Studien keine Hinweise auf eine positive oder negative Beeinflussung durch Ginkgo biloba im Vergleich zu Placebo, so das Fazit des IQWiG. Weitere Studien, die speziell auf einzelne Subgruppen von Patienten mit einer Alzheimer Demenz ausgerichtet werden, sind nötig, um subgruppenspezifische Aussagen zu ermöglichen. Nur so ließe sich herausfinden, ob beispielsweise Patienten in einem bestimmten Alter oder mit einer bestimmten begleitenden Symptomatik von Ginkgo biloba profitieren könnten.

 

Quelle

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen. Ginkgohaltige Präparate bei Alzheimer Demenz. Vorbericht A05-19B . Köln: IQWiG; 2008.

 


ck

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