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Fortbildungskongress
Betrachtungen aus demographischer, soziologischer und ökonomischer Sicht
"Wir werden weniger, bunter und älter." Mit diesen Worten charakterisierte Friese den demographischen und soziologischen Wandel in Deutschland. Dem Geburtenrückgang steht die steigende Lebenserwartung gegenüber, und die Gesellschaft wird durch einen hohen Anteil an Zuwanderern oder Menschen mit Migrationshintergrund geprägt. Hinzu kommen neue Lebensformen, die Tendenz zur Singularisierung und Feminisierung sowie die Multikulturalität. Diese Veränderungen machen sich auch in den einzelnen Lebensabschnitten und innerhalb der Familienstruktur bemerkbar. Umfasste früher eine Lebensspanne drei Generationen, so sind es heute vier, und ein heute Siebzigjähriger ist nicht mehr vergleichbar mit einem Siebzigjährigen vor 50 Jahren. Auch Pflege und Betreuung der Senioren haben sich geändert. Die heute Sechzigjährigen sind – zumindest in der Theorie – für die Pflege der Achtzig- und Neunzigjährigen verantwortlich. Die vier Altersstufen innerhalb einer Generation wirken sich zusätzlich auf die jüngeren Frauen aus, die neben der beruflichen Karriere und der Kindererziehung mit der Versorgung und Pflege von zwei älteren Generationen konfrontiert werden.
Aus ökonomischer Sicht fallen in westlichen Industriegesellschaften zwei Dinge auf: Das sind zum einen die Senioren als begehrte Zielgruppe für die Wirtschaft und zum andern die Tätigkeit älterer Menschen in karitativen oder ehrenamtlichen Bereichen. Produkte und Dienstleistungen werden den Malaisen des Alters angepasst, der Markt für Seniorenprodukte ist nicht mehr überschaubar und stetig im Wachsen. Neben dem Angebot an sinnvollen und nützlichen Produkten werden auch unsinnige Bedürfnisse geweckt und vor allem im Gesundheitsbereich tummeln sich zahlreiche unseriöse Anbieter. Der ältere Mensch ist aber nicht nur als Konsument, sondern auch als aktiv Tätiger gefragt, und die beratende oder unterstützende Tätigkeit pensionierter Menschen ist keine Seltenheit. Hinzu kommen zahlreiche ehrenamtliche Aufgaben, die ohne den Einsatz älterer Mitarbeiter nicht erledigt werden könnten.
Individuelle Herausforderung
Wie das Alter von dem Einzelnen erlebt wird, hängt auch mit der individuellen Lebensführung und Geisteshaltung des älteren Menschen zusammen. Um mit den altersbedingten Einschränkungen zurechtzukommen, sollten die eigenen Fähigkeiten konzentriert und koordiniert werden. Zur Erhaltung der körperlichen Vitalität sind moderate Sportarten, die kognitive und motorische Aufmerksamkeit verlangen, besonders geeignet. Das emotionale Erleben des Alters wird durch die persönliche Geisteshaltung und die Bereitschaft, den Altersprozess aktiv zu gestalten, wesentlich geprägt. Zusätzlich beeinflusst das familiäre und soziale Milieu das Empfinden des eigenen Alters. Das Eingebundensein und die Beanspruchung sind unabdingbar zur Befriedigung intellektueller und emotionaler Bedürfnisse, oder mit den Worten von Friese "Beanspruchung ist ein Privileg".
pj
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