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Apotheker rechnen mit Liberalisierung
Der Umfrage zufolge gehen 45 Prozent der Apotheker davon aus, dass es jedoch erst in einigen Jahren zu einer Marktöffnung kommen wird; 38 Prozent der Befragten meinen dagegen, dass eine Liberalisierung unmittelbar bevorsteht. Nur 13 Prozent rechnen damit, dass alles bleibt wie es ist. Konkret erwarten die Apothekenleiter, dass der Fremd- und unbeschränkte Mehrbesitz zugelassen wird (jeweils 68 Prozent). Drei von vier Befragten gehen davon aus, dass es in der Folge zu einer Vertikalisierung kommen wird, 89 Prozent rechnen damit, dass sich auf Dauer Oligopole bilden werden. Ein gutes Drittel meint überdies, dass der Versandhandel mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln wieder verboten wird. 38 Prozent erwarten, dass die Apothekenpflicht für OTC-Produkte aufgehoben wird.
Trübe Stimmung
Die erwartete Liberalisierung sehen die Apotheker zu 77 Prozent negativ. Die übrigen Befragten halten das Thema "Kette" für überbewertet, der Rest sieht es ausgewogen oder hat keine Meinung – ein eindeutig positives Votum gab kein Apothekenleiter ab. Das schlägt sich auf die Stimmung nieder: 60 Prozent der Befragten berichteten von einem Gefühl der Angst und Hilflosigkeit, 23 Prozent von Aggressivität. Jeder Vierte – vor allem jüngere Apothekenleiter – verspürt aber auch eine gewisse Aufbruchstimmung. Zugleich sieht die Mehrheit der Befragten die Bevölkerung auf ihrer Seite: 71 Prozent meinen, dass immer mehr Menschen erkennen, dass die unabhängige Apotheke die Arzneimittelversorgung sichert. 97 Prozent sind jedoch der Auffassung, dass vor allem interessierte Kreise für eine Liberalisierung Stimmung machen: Neben den Handelskonzernen (82 Prozent) treiben demnach Medien (53 Prozent) und Politik (39 Prozent) die Liberalisierungsdebatte am meisten voran.
Sorge um Versorgungsqualität
Den Verbrauchern wird eine Liberalisierung nach Ansicht von 92 Prozent der Befragten eher schaden; jeder Zweite meint auch, dass die Krankenkassen keinen Nutzen aus ihr ziehen werden. Kurz- und mittelfristig werde die Qualität der Versorgung (82 Prozent) und die Angebots- und Versorgungsvielfalt (60 Prozent) sinken. 60 Prozent gehen davon aus, dass die Apothekenanzahl sinken wird, wenn große Player in den Markt eintreten; 84 Prozent rechnen damit, dass es zunehmend Löcher in der flächendeckenden Versorgung geben wird.
Bei aller Unsicherheit bleibt doch eine gewisse Zuversicht unter den Pharmazeuten: Knapp die Hälfte der Apotheker, vor allem solche mit approbierten Kindern und Verwandten, würde eigenen Angaben zufolge jungen Menschen nach wie vor empfehlen, Pharmazie zu studieren.
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