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Gute Mitarbeiter gesucht

Peter Ditzel

Wir haben zwar noch keinen Mangel an Apothekerinnen und Apothekern in Deutschland, doch bei Weitem auch kein Überangebot. Wer heute neue Mitarbeiter sucht, kennt das Problem. Schreibt man eine freie Stelle aus, treffen die Bewerbungen nicht stapelweise ein, aus denen man großzügig auswählen könnte. Man kann froh sein, wenn sich überhaupt jemand meldet.

Ein ähnliches Bild zeichnet sich beim Nachwuchs ab. Auch hier deutet die Tendenz eher in Richtung Nachwuchsmangel. Schon seit Jahren ist die Zahl derer, die das Pharmaziestudium beginnen, leicht rückläufig. Dieses naturwissenschaftliche Studium scheint an Attraktivität abgenommen zu haben, zumindest für Männer. Etwa 70 bis 80 Prozent der Pharmaziestudierenden sind Frauen. Finden männliche Studienbeginner die Berufsaussichten in der Pharmazie nicht mehr so lukrativ oder interessant? Hat es sich herumgesprochen, dass es sich kaum noch lohnt, eine Apotheke zu eröffnen?

Dagegen scheinen viele Frauen in der Wahl dieses Berufs wohl nach wie vor einen guten Weg zu sehen, nach dem Studium eine berufliche (Teilzeit-)Tätigkeit, Kindererziehung und Haushalt unter einen Hut zu bringen. Solche Gründe jedenfalls hört man immer wieder, wenn man sich mit Studienbeginnern in der Pharmazie unterhält. Wie frischgebackene Pharmazeuten den Berufsmarkt einschätzen – dazu wäre eine Umfrage unter Pharmaziestudierenden interessant.

Ein Hauptgrund, warum der Pool an Mitarbeitern auf dem Arbeitsmarkt relativ klein ist, dürfte in der Tat darauf zurückzuführen sein, dass viele Apothekerinnen so nach und nach aus dem Berufsleben ausscheiden oder – aus persönlichen Gründen – dem Markt nur noch als Teilzeitkräfte zur Verfügung stehen.

Für Apotheken kann dies langfristig gesehen zu einem Problem werden. Um sich von Discount-Apotheken und Versandapotheken abzuheben, steht für eine Apotheke heute mehr denn je an erster Stelle, gutes, beratungsaktives und motiviertes Personal in ausreichender Zahl zu haben. Das ist bereits heute nicht einfach. Und die Personalsituation dürfte sich in den nächsten Jahren verschärfen. Unterstellt man, dass sich die Apothekenlandschaft in Deutschland in Richtung Kette entwickelt (sollte der EuGH so entscheiden und die Bundesregierung die entsprechenden Weichen stellen), würden Expansionsgelüste der Kettenbetreiber aufgrund fehlenden Personals rasch gedämpft. Denn auch bei einer Zulassung von Fremd- und Mehrbesitz dürfte sich an der Vorschrift nichts ändern, dass in einer Apotheke eine bestimmte Zahl an pharmazeutischem Personal vorhanden sein muss und dass Arzneimittel nur durch solches abgegeben werden darf. Die Zahl der Apotheken könnte also kaum ansteigen, da das erforderliche Personal fehlte.

Schon heute haben Apothekenleiter massive Probleme, leitende Mitarbeiter, beispielsweise als Filialleiter, zu finden.

Daher gilt mehr denn je: Wer heute gutes Personal hat, sollte sich bemühen, es zu halten – und zu fördern. Wie man das macht? Ein gutes Gehalt – ja sicher, das gehört dazu. Wer gute Leistung bringt, hat auch gutes Geld verdient. Aber ebenso an erster Stelle steht der Appell: Machen Sie eine gute Pharmazie, die für alle nachvollziehbar ist, und ein Marketing, das alle mittragen können. Zur guten Pharmazie gehören zum Beispiel die Beratung, die Fortbildung, der fachliche Gedankenaustausch und die Einhaltung der Vorschriften. PTA samstags allein oder die PKA im Handverkauf signalisieren den Mitarbeitern nicht unbedingt, dass es der Leiter mit der Einhaltung der Vorschriften, mit dem Berufsethos, ernst nimmt. Das färbt auch bei Mitarbeitern ab.

Und ein gutes Marketing fängt bei der Freundlichkeit gegenüber Kunden an und setzt sich fort bis hin zu einer aktiven Sortimentspolitik, ohne aber den billigen Jakob abzugeben. Wenn Mitarbeiter gelernt haben, dass es der Kunde ist, der ihr Gehalt bezahlt, dann dürften Marketingmaßnahmen schnell von allen mitgetragen werden bis hin zu sinnvollen Zusatzverkäufen.

Beides zusammen, die gute Pharmazie und das gute Marketing, spiegeln eine aktive Apotheke wider, in der es Freude macht zu arbeiten, es schafft ein gutes Betriebsklima, in dem sich jeder Mitarbeiter wohlfühlt – eine gute Voraussetzung für ein gutes Team, für wenig Fluktuation im Betrieb.

Ganz wichtig: Unterstützen Sie den Fortbildungswillen Ihrer Mitarbeiter – das zahlt sich für die gesamte Apotheke aus. Ermöglichen Sie den Besuch von Kongressen wie Interpharm oder Pharmacon oder von einem der zahlreichen Wochenendkongressen auf regionaler Kammerebene.

Die Apotheke, die dieses Thema aktiv angeht, wird keine guten Mitarbeiter suchen müssen – sie hat sie.


Peter Ditzel

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