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DAZ aktuell
Kritik an Arzneimittelmustern für Ärzte
Die Industrie hat bei der Abgabe von Arzneimustern vor allem eines vor Augen: Die Ärzte sollen sich an die Medikamente gewöhnen und fleißig verordnen. WINEG-Direktorin Dr. Eva Susanne Dietrich verweist auf amerikanische Studien, denen zufolge Ärzte Präparate häufiger verschreiben, wenn sie von diesen zuvor Muster erhalten haben. Durch den Zugang zu Ärztemustern habe sich der Verordnungsanteil der so beworbenen Präparate, die meist überdurchschnittlich teuer sind, um 8,5 Prozent erhöht. Seit die Musterabgabe in den USA verboten ist, habe die Therapie mit Mitteln der ersten Wahl um 33 Prozent zugenommen. Die WINEG-Experten halten die amerikanischen Studien für auf Deutschland übertragbar. Darüber hinaus sehen sie durch die Muster Probleme bei der Arzneimittelsicherheit: Die Gratispackungen werden meist von Pharmavertretern in die Praxen geliefert und unterliegen damit nicht den üblichen Qualitätsvorgaben wie etwa einer Lagerungskontrolle oder einem kontrollierten Rückrufsystem. "Viele Wirkstoffe sind auch temperaturempfindlich und überstehen eine Lagerung oder einen Transport in untemperierter Umgebung nicht unbeschadet", erklärt Dietrich.
KBV begrüßt Vorschlag
Das WINEG schlägt daher vor, die Musterabgabe auf die ersten zwölf Monate nach der Zulassung eines Medikamentes zu beschränken. Anschließend sollte auf wirkstofffreie Muster umgestellt werden. Mit ihnen könne sich der Arzt ausreichend über das Präparat informieren. Auch lasse sich so bei speziellen Präparaten – zum Beispiel zur Inhalation oder zur Injektion – der Umgang erlernen. Schließlich, so das WINEG, diene die Verteilung von Arzneimittelmustern an Ärzte in erster Linie der Information über das Arzneimittel an sich und nicht dazu, Arzneimittel am Patienten zu testen. Dr. Carl-Heinz Müller, Vorstand der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, begrüßt den Vorschlag: "Dadurch wäre sichergestellt, dass die Information statt des Pharmamarketings im Vordergrund steht. Und wir Ärzte müssten uns nicht länger des Vorwurfs erwehren, von der Industrie auf diesem Wege beeinflusst zu werden und die Gratispackungen der Pharmareferenten an unsere Patienten weiterzugeben."
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