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Chancengleichheit bei Karriere und Einkommen

Frauen sind besser qualifiziert als je zuvor: So stieg der Anteil an Hochschulabsolventinnen mittlerweile auf 59 Prozent. Dennoch verdienen Frauen durchschnittlich 23 Prozent weniger als Männer in vergleichbaren Branchen – in kaum einem EU-Land klafft ein derart großer Lohnunterschied zwischen den Geschlechtern. Von den Parteien werden Lösungen erwartet, die auch das Thema Familienpolitik mit aufgreifen. ADEXA hat nachgefragt:

Keine Wahlempfehlung

Die Serie "Wahlprüfsteine" ist als Orientierungshilfe für unsere Mitglieder gedacht. ADEXA gibt aber bewusst keine Empfehlung für eine bestimmte Partei oder ein politisches Lager.
Teil 1: DAZ 33, S. 65
Teil 2: DAZ 34, S. 69
Teil 3: DAZ 35, S. 63

Um die Chancengleichheit umzusetzen, empfiehlt die CDU/CSU , nach Schweizer Vorbild freiwillige Lohntests einzuführen. Grundvoraussetzung für wachsende Entgeltgleichheit sei aber "die Akzeptanz, dass Kindererziehung und die Pflege von Angehörigen ebenso Aufgabe von Männern wie von Frauen ist". Dementsprechend müssten Unternehmen ihre Arbeits- und Karrierestruktur anpassen; der Staat habe qualitativ hochwertige Angebote zur Kinderbetreuung und zur Tagespflege älterer Menschen bereitzustellen. Von Unternehmen fordert die Union eine "höhere Repräsentanz von Frauen im Aufsichtsrat und auch im Vorstand" ein, wobei es hier beim Appell an die Verantwortlichen bleibt.

Daneben sollen Familien auch materiell bessergestellt werden. Im Sinne eines realen Familiensplittings möchte die CDU/CSU den Grundfreibetrag für Kinder auf den für Erwachsene geltenden Betrag in Höhe von 8004 Euro anheben. Ab dem dritten Kind soll zudem das Kindergeld angehoben werden. Ein Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz ab dem ersten Jahr ist in Planung – oder alternativ ein monatliches Betreuungsgeld für Eltern.

Gleichstellungspolitik ist für die SPD ein Querschnittsthema, zu dem neben familienpolitischen Ansätzen vor allem die Chancengleichheit am Arbeitsplatz gehört. Sie will verbindliche Regelungen einführen, um für gleichwertige Arbeit auch gleiche Löhne festzuklopfen, gerade auch bei Angestellten in Teilzeit. Anderen Ländern folgend wollen die Sozialdemokraten auch in den Aufsichtsgremien von Unternehmen eine Frauenquote von 40 Prozent einführen.

Unter dem Motto "Familien stärken – gleiche Chancen für jedes Kind schaffen" ist geplant, ein familienfreundlicheres Umfeld am Arbeitsplatz und in der Wohnumgebung zu schaffen. Dazu braucht die Gesellschaft bessere Betreuungsangebote: Vorgesehen ist ein Rechtsanspruch ab dem ersten Geburtstag, mehr Handlungsspielraum durch Elterngeld und Elternzeit und eine gezielte Unterstützung für Alleinerziehende. Zum Aktionsplan gegen Kinderarmut gehört neben Einmalzahlungen vor allem die Grundsicherung durch einen bedarfsorientierten Regelsatz.

Nach dem Programm der FDP sollen Eltern künftig mehr Möglichkeiten bekommen, Familienleben und Erwerbstätigkeit für Frauen und Männer in Einklang zu bringen. Das bedeutet zum Beispiel den Ausbau von qualitativ hochwertigen Betreuungsangeboten für Kinder durch staatliche und private Träger. Dieser Service soll auf lange Sicht kostenfrei angeboten werden und als Rechtsanspruch für alle Kinder ab dem vollendeten ersten Lebensjahr verankert werden. Spezielle Dienstleistungen wie Betreuungsangebote in den Ferien und an Wochenenden sollen Alleinerziehende ermutigen, stärker am Arbeitsleben teilzunehmen.

Andererseits wollen die Liberalen Familien stärker als bisher finanziell entlasten, etwa durch die Erhöhung des Kindergelds, durch die Anhebung des Kinderfreibetrags auf den Wert von Erwachsenen oder durch die Einführung einer Kindergrundsicherung.

Zur Verbesserung der Chancengleichheit haben Bündnis 90/Die Grünen den Antrag "Gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit" in den deutschen Bundestag eingebracht. Zentrale Handlungsfelder sind die Bildungspolitik (Berufswahl, Abbau von Rollenklischees), Arbeitsmarkt- und Wirtschaftspolitik (familienfreundliche Personalpolitik, flexiblere Arbeitsbedingungen, Entgeltgerechtigkeit) und Familienpolitik (Betreuungsangebote, Unterstützung Alleinerziehender). Neben verstärkten Fortbildungsangeboten sprechen sich die Liberalen für Teilzeitlösungen von weiblichen Führungskräften aus, um diese nicht – wie momentan – vom Karriereaufstieg auszuschließen.

Außerdem fordern die Grünen ein "echtes Verbandsklagerecht, damit Frauen nicht allein gegen Firmen klagen müssen". Um mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen, ist geplant, dass Aufsichtsräte zu mindestens 50 Prozent mit Frauen besetzt werden und Firmen mit konsequenter Chancengleichheit bei der öffentlichen Auftragsvergabe zu bevorzugen sind.

Für Die Linke beginnt die Vereinbarkeit von Beruf und Familie direkt am Arbeitsplatz. Viele Alleinerziehende, aber auch Familien, in denen beide Partner arbeiten, stoßen durch mangelnde Flexibilität schnell an ihre Grenzen. Individuelle Angebote wie familienfreundliche Arbeitszeiten, einen Rechtsanspruch auf Ganztagskitas bzw. Betreuungsplätze und ein verbesserter Kündigungsschutz sollen Abhilfe schaffen. Weitere Schwerpunkte sind ein Unterhaltsrecht, das "in erster Linie den Kindern dient" – egal ob ehelich oder nicht. Hinzu kommt, die Grundsicherung "Hartz IV" sofort anzuheben und langfristig an den tatsächlichen Bedarf der Menschen anzupassen.

Ohne Druck läuft nach Aussage der Linkspartei nichts bei der finanziellen Gleichstellung. Die Partei regt Gesetze bzw. Novellierungen im Steuerrecht sowie eine Verfahrensvorschrift zur Umsetzung der europäischen Richtlinie "Gleicher Lohn für gleiche Arbeit" an.

Michael van den Heuvel

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