Deutscher Apothekertag 2009

Demografie und Fortschritt bedingen höhere Kosten

Die Bedeutung der Arzneimitteltherapie wird auch in den nächsten Jahren zunehmen. Dafür sorgen die demografische Entwicklung in Deutschland (immer mehr Ältere) und die Fortschritte in der Entwicklung neuer Arzneimittel. Da neue Arzneimittel immer komplexer werden, bedingt dies einen hohen Beratungsbedarf und große Anforderungen an die Compliance. Elisabeth Beck, Vorsitzende der Geschäftsführung der IMS Health, sieht darin eine Herausforderung und Chancen für Apotheker, beispielsweise dazu beizutragen, die Compliance zu stärken.
Elisabeth Beck Nachfrage und Kosten in der Arzneimitteltherapie in Einklang bringen.

Die demografische Entwicklung in Deutschland hinterlässt bereits heute deutliche Spuren: es gibt immer mehr ältere Menschen, die Morbidität steigt. Ein überproportional hoher Anteil der Verordnungen entfällt auf alte Patienten über 65, viele von ihnen mit Krebs- und chronischen Leiden. Vor allem in den neuen Bundesländern wird ein starker Anstieg der älteren Bevölkerung erwartet. Der demografische Wandel führt zu komplexen Krankheitsbildern mit einem erhöhten Bedarf an Arzneimitteln.

Für die Krankenversicherung bedeutet dies höhere Ausgaben und sinkende Einnahmen. Experten befürchten vor diesem Hintergrund eine Reduktion des Leistungsspektrums, weitere finanzielle Belastungen der Patienten mit der Folge einer deutlichen Zwei-Klassen-Medizin. So könnte die demografische Entwicklung mittelfristig sogar den Weg in einen zweiten oder dritten Gesundheitsmarkt öffnen, wie Beck es formulierte.

Auf Seiten der Pharmaindustrie werden innovative Arzneimittel für Wachstum sorgen. Im Bereich der onkologischen Arzneimittel beispielsweise meldet die Pharmaindustrie gut gefüllte Pipelines, aber auch auf den Gebieten der Atemwegserkrankungen, der Arzneimittel gegen HIV und bei Antidiabetika ist mit zahlreichen Innovationen in den nächsten Jahren zu rechnen. Für den Apotheker bedeutet dies steigende Anforderungen in Richtung Spezialisierung.

Aber auch die Stärkung der Patienten-Compliance wird in Zukunft vermehrt ein Betätigungsfeld des Apothekers sein. 10 bis 15 Milliarden Euro jährlich entstehen an Kosten durch Noncompliance. Je länger eine Therapie dauert, umso stärker fällt die Compliance ab (ein Beispiel hierfür ist die antihypertensive Therapie). Wie Beck anführte, hat auch der sozioökonomische Hintergrund Einfluss auf die Therapietreue. Beispielsweise gibt es Unterschiede bei der Compliance zwischen GKV- und PKV-Patienten.

Becks Ausblick: Deutschland muss einen Weg finden, Bedarf, Nachfrage und Kosten in der Arzneimitteltherapie in Einklang zu bringen. Potenzial sieht sie in der Stärkung der Compliance, ein Gebiet, wo der Apotheker auch in Zukunft immer mehr gefordert wird.

diz

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