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Arzneimittel und Therapie
Dimebon bessert Symptome einer Alzheimer-Demenz
Sollten sich die Ergebnisse in der bereits angekündigten weiteren Phase-III-Studie bestätigen, stünde mit Dimebon eine effektive und vor allem kostengünstige Alternative zu den bislang eingesetzten Antidementiva zur Verfügung, wenngleich es sich auch bei Dimebon nicht um die ersehnte kausale Therapie handelt. In den USA befindet sich der Wirkstoff für die Indikation Huntingtons Disease in der Zulassung.
Die zweite Karriere eines Antihistaminikums
Der Wirkstoff Dimebon war ab 1983 in Russland als orales Antihistaminikum zur Heuschnupfenbehandlung im Handel, nach der Zulassung von antihistaminischen Wirkstoffen der nächsten Generation verschwand er jedoch aus kommerziellen Gründen wieder vom Markt. Jetzt wurde Dimebon im Hinblick auf seine Wirksamkeit bei neurodegenerativen Erkrankungen getestet. Zwar ist der Wirkmechanismus noch nicht abschließend geklärt, Untersuchungen zeigen jedoch, dass die Substanz sowohl die Cholinesterase als auch die Signalkaskade der N-Methyl-D-Aspartat-Rezeptoren hemmt. Sie vereint somit die Wirkprinzipien von Cholinesterasehemmern wie Rivastigmin oder Donepezil, die gegenwärtig bereits zur Behandlung neurodegenerativer Erkrankungen eingesetzt werden, mit denen des NMDA-Blockers Memantin. Mutmaßlich stabilisiert Dimebon auch die Mitochondrien und zögert so den Untergang von Gehirnzellen hinaus.
Erste Studie bei Alzheimer-Patienten
Eine Arbeitsgruppe am in Houston untersuchte die Wirksamkeit von Dimebon bei milden bis moderaten Alzheimer-Formen in einer randomisierten, placebokontrollierten Studie mit 183 Probanden. Ihre kognitive Leistungsfähigkeit wurde in regelmäßigen Abständen anhand der Alzheimer-Disease Assessment Scale cognitive subscale (ADAS-cog-Skala), sowie vier weiteren Demenztests beurteilt. 155 Patienten beendeten die Studie nach sechs Monaten und zeigten durchgehend positive Ergebnisse. In der Verumgruppe verbesserte sich der ADAS-cog-Wert um zwei Punkte, wohingegen er sich in der Placebo-Gruppe um zwei Einheiten verschlechterte. Zum Vergleich: 2007 gab das IQWiG die Wirkung des Cholinesterasehemmers Donepezil, ebenfalls mit einer Verbesserung von zwei bis drei Punkten auf der ADAS-cog-Skala an.
Positiver Effekt in Extensionsphase bestätigt
134 Patienten entschieden sich nach Beendigung des ersten Studienabschnitts, an einer, weitere sechs Monate dauernden, Extensionsphase teilzunehmen. Zunächst hielt die Verbesserung an, erst ab der 39. Woche war eine allmähliche Verschlechterung zu beobachten. Allerdings waren die Ergebnisse auch nach einem Jahr noch immer besser als zu Beginn der Studie. Die Differenz zwischen der Verum- und der Placebo-Gruppe stieg während des gesamten Studienverlaufs kontinuierlich an. Das ist laut den Autoren besonders bemerkenswert, da dies mit keiner anderen gegenwärtig zugelassenen Alzheimer-Therapie erreicht wird. Insbesondere vor dem Hintergrund der bei Demenz üblicherweise ausgeprägten positiven Placeboreaktion erscheint die Differenz von 6,9 ADAS-cog-Punkten am Ende der Extensionsphase recht beachtlich. Die Verträglichkeit von Dimebon erwies sich insgesamt als gut. Allerdings traten Mundtrockenheit sowie Depressionen während der Dimebon-Behandlung deutlich häufiger (18% bzw. 15%) auf als unter Placebo (1% bzw. 5%), ansonsten war die Inzidenz unerwünschter Ereignisse in beiden Gruppen vergleichbar.
Quelle
Rachelle, S.D.; et al.: Effect of dimebon on cognition, activities of daily living, behaviour, and global function in patients with mild-to-moderate Alzheimer‘s disease. Lancet 2008; 372: 207-215
Apotheker Dr. Andreas Ziegler
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