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- AZ 36/2010
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Gesundheitspolitik
Impfstoffversorgung: Kaum Einsparpotenzial bei Apotheken
Das umfangreiche Gutachten (443 Seiten) wurde unter anderem vom Lehrstuhl für Medizinmanagement an der Universität Duisburg-Essen und dem Berliner IGES-Institut erstellt. Für die Identifizierung von Wirtschaftlichkeitspotenzialen wurden dabei grundsätzlich zwei Bereiche unterschieden: zum einen die Preise von Impfstoffen bzw. die Preisbildung, zum anderen die Organisation der Versorgung mit Impfstoffen, insbesondere Logistikleistungen und ihre Vergütungen (Apothekenvertrieb). Dabei werden auch internationale Vergleiche gezogen.
Das Fazit der Autoren: Wirtschaftlichkeitspotenziale der Impfstoffversorgung lassen sich in erster Linie im Bereich der Preisbildung auf Herstellerebene ausmachen. Aufgrund der in den meisten Teilmärkten sehr begrenzten Anbieterzahl kämen dabei als Instrument zur Erschließung vornehmlich Preisverhandlungen infrage, die sich auf internationale Preisvergleiche und perspektivisch auf Ergebnisse von Kosten-Nutzen-Bewertungen stützen könnten. Für den Bereich der Impfstoffe gegen saisonale Influenza scheinen für die Gutachter die Grundvoraussetzungen erfüllt, Preiswettbewerb durch Ausschreibungen durch die Krankenkassen nachhaltig zu fördern. Dagegen berge die Organisation der Versorgung mit Impfstoffen, insbesondere die Vertriebsleistungen der Apotheken, allenfalls "sehr begrenzte Wirtschaftlichkeitspotenziale".
1,26 Euro für eine Impfdosis im Sprechstundenbedarf
In dem Gutachten führen die Autoren aus, dass von rund 1,5 Mrd. Euro, die die Krankenkassen für Impfstoffe ausgeben, knapp 4,6 Prozent (67 Mio. Euro) auf die Honorierung der Apothekenleistungen entfallen. In der Individualversorgung bekommt die Apotheke für eine Impfdosis durchschnittlich 8,82 Euro, für Belieferungen im Rahmen des Sprechstundenbedarfs sind es lediglich 1,26 Euro. Letzterer hatte im Jahr 2008 einen Anteil von 96,8 Prozent. Damit entfielen lediglich rund 13 Mio. Euro auf Individualverordnungen. Insoweit die packungsgrößenbedingten Kostenvorteile innerhalb des Sprechstundenbedarfs noch nicht umfassend ausgeschöpft werden, könne prinzipiell eine konsequentere Auseinzelung von Impfstoffdosen aus Großpackungen zu einer erhöhten Wirtschaftlichkeit beitragen. Doch seien auch hier die Wirtschaftlichkeitspotenziale begrenzt, da Großpackungen bereits heute den Sprechstundenbedarf dominieren. Ebenso dürften nach Ansicht der Gutachter die Wirtschaftlichkeitspotenziale einer verstärkten Abgabe reimportierter Impfstoffe im Rahmen des Sprechstundenbedarfs begrenzt sein.
Im Gegensatz zur Vertriebsstruktur sehen die Gutachter bei der Preisbildung für Impfstoffe in Deutschland durchaus Wirtschaftlichkeitspotenziale. Schon die im internationalen Vergleich höchst unterschiedlichen Preise für einige Impfstoffe deuten darauf hin. Durch den Einsatz der Kosten-Nutzen-Bewertung verspricht man sich jedoch kaum signifikante Kosteneinsparungen bei Impfstoffen, insbesondere wenn sie nur neu auf dem Markt angebotene Impfstoffe betrifft. Vielmehr verweisen die Autoren auf die Initiierung bzw. Intensivierung des Preiswettbewerbs zwischen den Herstellern bzw. Anbietern von Impfstoffen. Öffentliche Ausschreibungen durch die Krankenkassen werden in diesem Zusammenhang als zunehmend genutztes wettbewerbsorientiertes Instrument angesehen, das auch einen Preiswettbewerb unter den Impfstoffanbietern fördern könnte. Angesichts der gegenwärtigen Angebotsstruktur auf dem Impfstoffmarkt in Deutschland erscheine dieses Instrument jedoch lediglich für Impfstoffe gegen saisonale Influenza geeignet zu sein. Auf den anderen Teilmärkten mit nur wenigen Anbietern wären Preisverhandlungen vorzuziehen.
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