Wirtschaft

DAX: Von der Wachstumseuphorie zur Inflationsangst

Starkes Wachstum in China schürt Inflationssorgen – DAX unter Druck

(hps). Gute Nachrichten aus China. Die Wirtschaft im Reich der Mitte legte im vierten Quartal um 9,8 Prozent gegenüber Vorjahr zu. Aber anstatt in Jubel auszubrechen, gewinnen die Bedenkenträger an der Börse die Oberhand. Das Parkett spielt die Inflationskarte aus.

Die Marktlage

Nachdem sich Portugal und Spanien erfolgreich mit frischem Geld eingedeckt hatten, herrschte am Parkett zunächst Erleichterung, abzulesen auch an der deutlich erholten Euronotierung. Die US-Berichtssaison trat in den Vordergrund, wobei nach Alcoa auch das Bankhaus JP Morgan, Intel, Apple und IBM mit Rekordergebnissen glänzten. Das sorgte zunächst für kräftigen Rückenwind und dem DAX gelang der Sprung über die 7100er Marke. Augenfällig ist dabei der Favoritenwechsel, mit dem der DAX ins neue Jahr startete. Gefragt sind nun vor allem jene Werte, die letztes Jahr noch ein Schattendasein fristeten. Zum Beispiel die Finanztitel, allen voran die Deutsche Börse und die Deutsche Bank. Oder die Stromversorger, die im letzten Jahr noch die Verliererliste anführten sowie die Hightechwerte SAP und Infineon. Doch den neuen Börsenlieblingen steht eine große Zahl an Werten gegenüber, die seit Anfang des Jahres auf der Stelle treten. Metro und Adidas sind sogar stark zurückgefallen, frühere Stars wie BASF, BMW, Volkswagen, Siemens oder ThyssenKrupp dümpeln nur noch vor sich hin. Einige Experten schließen daraus, dass der Markt müde und reif für eine Korrektur sei.

Und diese könnte sogar bereits eingeläutet worden sein, denn die Berichte der Citigroup, der Vorzeigebank Wells Fargo und des Investmenthauses Goldman Sachs blieben hinter den Analystenschätzungen zurück und unterbrachen die Gewinnserie beim DAX. Außerdem kristallisiert sich langsam heraus, dass das Thema Inflation für das Parkett richtungweisend werden könnte. Die Importpreise der USA zogen kräftig an und das starke Wachstum in China dürfte eine weitere Straffung der Geldpolitik nach sich ziehen. Das sieht man gerade bei den deutschen Exportwerten mit Sorge, der DAX legt den Rückwärtsgang ein. Handelt es sich dabei nun um Gewinnmitnahmen oder ist das der Auftakt zu einer Korrektur? Vieles spricht dafür, dass eher Letzteres der Fall ist.

Bulle & Bär

Die Berichtssaison werde auch in diesem Jahr überwiegend positiv überraschen, für den DAX gebe es daher weiter Luft nach oben, davon sind die meisten Analysten überzeugt. Das meint zum Beispiel auch das Bankhaus Hauck & Aufhäuser. Hier erwarten die Experten insbesondere von der "heißen Phase" der Berichtssaison in Deutschland Anfang Februar gute Zahlen, die die Kurse der DAX-Werte weiter steigen lassen sollten. Das Problem: Steigende Unternehmensgewinne und eine Fortsetzung der Hausse erwarten inzwischen fast alle. Das lässt nur noch wenig Raum für positive Überraschungen. Der Grund, warum an dieser Stelle bereits letzte Woche zur Vorsicht gemahnt wurde, lag außerdem in den wankelmütigen Rohstoffpreisen, was auf Bedenken hinsichtlich des globalen Wachstums schließen lässt. Zudem erwies sich der Anleihenmarkt auffällig stabil, so dass von vorneherein wenig Hoffnung auf größere Umschichtungsbewegungen zugunsten von Aktien bestand. An dieser Situation hat sich auch diese Woche nichts geändert. Im Gegenteil. Die Lage bei den Rohstoffen verschärft sich derzeit eher noch. Es sollten sich daher noch ein paar schwächere Tage anschließen. Die größte Gefahr lauert unterdessen an der Inflationsfront. Sollte sich der jüngste weltweite Trend verstetigen, werden auch gute Unternehmenszahlen nichts mehr nützen. Nichts wäre schlimmer, als steigende Preise, die auf Schuldnerländer und Notenbanken einen unglaublichen Druck ausüben würden. Dieses Szenario könnten auch die Börse nicht ignorieren.

Eckdaten zum 20. Januar 2011 (alle Angaben ohne Gewähr)
DAX (20. 1., 13.00 h)
7029 Punkte
Dow Jones (19. 1. Schluss)
11.825 Punkte
Gold (Feinunze)
1363,90 Dollar
Tagesgeld 5000 € (Durchschnitt)
1,12%
Festgeld 3 Monate (Durchschnitt)
Bester überregionaler Anbieter mit Einlagensicherung*
0,89%
1,30% (ING-DiBa)
Festgeld 12 Monate (Durchschnitt)
Bester überregionaler Anbieter mit Einlagensicherung*
1,43%
2,00% (SWK-Bank)

*Quelle: www.festgeld.de



AZ 2011, Nr. 4, S. 5

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.