Gesundheitspolitik

2,4 Mio. illegale Tabletten sichergestellt

Internationale Operation gegen illegale Internetvertreiber führt zu Verhaftungen

Wiesbaden/Lyon (dpa/az). Im Kampf gegen den Internet-Handel mit illegalen Medikamenten haben internationale Behörden Produkte im Wert von 6,3 Millionen US-Dollar (4,6 Millionen Euro) beschlagnahmt. Im Ausland wurden 55 Tatverdächtige ermittelt, einige von ihnen festgenommen, teilte Interpol am 30. September in Lyon mit.

An der Operation "Pangea IV", die zwischen dem 20. und dem 27. September durchgeführt wurde, beteiligten sich Ermittler aus 81 Ländern. Neben der Polizei halfen die Weltzollorganisation und die nationalen Arzneimittelüberwachungsbehörden, aber auch die pharmazeutische Industrie und Internet-Zahlungsabwickler. Es sei die bislang größte Aktion dieser Art gewesen. 13.500 Internetseiten seien abgeschaltet und 2,4 Millionen illegale Tabletten sichergestellt worden.

Allein in Deutschland zog der Zoll 1132 Briefe oder Pakete mit rund 53.500 Tabletten, Kapseln und Ampullen aus dem Verkehr, teilten das Bundeskriminalamt (BKA) und das Zollkriminalamt in Köln mit. Dabei handelte es sich zu 80 Prozent um Potenzmittel aus dem Ausland. Doch auch Schlaf-, Schmerz- und Diätmittel sowie Herzpräparate, Anabolika und Wachstumshormone wurden ausgemacht. Festnahmen habe es in Deutschland nicht gegeben.

"Illegale Händler nutzen die Unbefangenheit der Patienten aus und bieten nicht zugelassene, gefälschte und gesundheitlich bedenkliche Arzneimittel zum Kauf an", sagte BKA-Chef Jörg Ziercke. Dadurch werde die Gesundheit von Menschen "in rücksichtsloser Weise gefährdet". Die professionelle Aufmachung der entsprechenden Internetseiten erschwere es den Kunden, seriöse von unseriösen Angeboten zu unterscheiden. Überdies bestehe das Risiko, dass persönliche Daten der Käufer missbraucht werden. "Patienten können sich schützen, indem sie Arzneimittel – auch über das Internet – nur bei zugelassenen Apotheken beziehen", sagte Ziercke. Der Präsident des Zollkriminalamts, Dr. Paul Wamers ergänzte: "Dem Handel mit illegalen, zum Teil äußerst gefährlichen Arzneimitteln, die von skrupellosen Händlern via Internet vertrieben werden, muss endlich Einhalt geboten werden."

BKA und Zollkriminalamt betonten, sie seien sich einig mit der ABDA, dem Bundesverband Deutscher Versandapotheken, dem BfArM und dem Landesinstitut für Gesundheit und Arbeit des Landes Nordrhein-Westfalen (LIGA): Diesem Phänomen könne nur durch ein gemeinsames Vorgehen entgegengewirkt werden.



AZ 2011, Nr. 40, S. 8

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