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Aus Kammern und Verbänden
Existenzgründer-Workshop
"… besser als die typische Apotheke"
Der Referent der Geschäftsführung und des Vorstands beim LAV Baden-Württemberg, Frank Eickmann, sagte: "Wer jetzt eine Apotheke neu eröffnet oder übernimmt, hat Zukunft." An der Gesetzgebung habe sich nichts geändert: "Der Gesetzgeber betraut die Apotheken auch in Zukunft mit einer verantwortungsvollen Aufgabe. Sie müssen sicherstellen, dass die Bevölkerung ordnungsgemäß mit Arzneimitteln versorgt wird." Eickmann ordnete die Apotheken rechtlich, makroökonomisch, betriebswirtschaftlich und politisch ein. So haben die Apotheken in Deutschland mit ihren täglich über vier Millionen Kundenkontakten einen festen Platz im sich positiv entwickelnden Gesundheitswesen, doch gehen ihre Gewinnmargen seit Jahren stark zurück.
Es sei der politische Wille, dass die Apotheken immer mehr finanzielle Belastungen schultern müssen. Deshalb gehe es für Apothekenleiter darum, besser zu sein als der Durchschnitt oder die "typische" Apotheke. Dies erfordere sorgfältige Überlegungen und eine gute Strategie: "Jeder von Ihnen sollte mir auf Anhieb zehn Gründe nennen können, warum ein Kunde gerade in Ihre Apotheke gehen sollte und nicht zu einer nebenan", riet Eickmann den künftigen Apothekenleitern.
Durchblick durch das Dickicht der Verträge
Die Vertragslandschaft rund um die Apotheke erläuterte LAV-Rechtsanwalt Frank Dambacher. So muss der Existenzgründer wissen, welche Versorgungsverträge die Apothekerverbände mit den gesetzlichen Krankenkassen geschlossen haben. Eine große Rolle spielen auch die Rabattverträge. Zudem muss der Apotheker seine Rechte und Pflichten bei der Arzneimittelversorgung kennen, denn bei Verstößen kann er von den Krankenkassen mit Vertragsstrafen belegt werden.
Dambacher ging auch Sonderverträge mit den Krankenkassen ein, die dem Apotheker eine Vergütung für pharmazeutische Beratungsleistungen bei der Blutdruckmessung oder bei der homöopathischen Versorgung zumessen. Bei der Vielfalt der Verträge gehe es darum, den Überblick zu behalten und sich in die Dinge einzuarbeiten. "Der Verband lässt Sie hier nicht alleine", bewarb Dambacher das juristische Angebot des LAV, das auch das Arbeitsrecht umfasst. "Wir stoßen Türen für Sie auf, aber durchgehen müssen Sie schon selbst", fasste Dambacher zusammen.
Betriebswirtschaftliche Analyse – ein Muss
Mit Rentabilitäts- und Verfügungsrechnungen bei der Apothekenübernahme beschäftigte sich der Diplom-Ökonom Stephan Gommert von der Treuhand Hannover. Wer eine Apotheke übernehmen will, muss sie betriebswirtschaftlich durchleuchten; dazu gehört eine genaue Analyse der vorhandenen Unterlagen einschließlich der Mietverträge sowie eine Analyse des Apothekenstandortes, der entscheidend für den Umsatz sei. Danach sind die Investitionen sorgfältig zu planen.
Kundenberater Andreas Sagert von der apoBank stellte sein Kreditinstitut vor, das im Jahr 2010 an mehr als jeder zweiten Existenzgründung im Apothekenbereich beteiligt gewesen sei. Die Bank verfüge nicht nur über allgemeines Beratungs-Know-how, sondern könne aufgrund ihrer Branchenkenntnisse gerade bei der Übernahme oder Neugründung einer Apotheke sachkundig beraten. Einen Ausblick auf die laufende Buchführung, die Erstellung des Jahresabschlusses und steuerrechtliche Besonderheiten nach der Apothekenübernahme gab abschließend der Stuttgarter Niederlassungsleiter der Treuhand Hannover, Steuerberater Johann Marxt.
Zukunft ja, aber wie?
Die Apotheke habe in jedem Fall Zukunft, nur wisse man nicht, wie rosig sie aussehe, so die einhellige Meinung der Referenten in der Schlussrunde, die Patrick Schäfer (LAK Baden-Württemberg) moderierte. Vieles hänge von politischen Entscheidungen und Verhandlungsergebnissen ab. Mit Unvorhersehbarem müsse man immer rechnen. Was am Ende zählt, sei das Jetzt und Hier.
Quelle: LAV BW
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