Gesundheitspolitik

Nach Pleite: Sanicare-Zukunft im Dunkeln

Investor gesucht – Betrieb soll vorerst weiterlaufen – ADKA: Gefahr für Klinikversorgung

Bad LAER (lk). Nach der Einleitung des Insolvenzverfahrens ist die Zukunft von Deutschlands größter Versandapotheke Sanicare ungewiss. Die Erben haben vorsorglich ein Nachlass-Insolvenzverfahren eingeleitet, um nicht auf den Schulden in noch unbekannter Höhe sitzen zu bleiben. Insolvenzverwalter Ralph Bünning will den Geschäftsbetrieb aufrecht erhalten und einen Investor suchen.

Von der Insolvenz betroffen ist die Sanicare-Versandapotheke sowie die vom kürzlich verstorbenen Firmengründer Johannes Mönter ebenfalls als Alleinkaufmann geführten drei Apotheken in Osnabrück, Versmold und Bielefeld. Nach Angaben des Insolvenzverwalters wurden von Sanicare circa 50 Krankenhäuser, mehrere 100 Pflegeeinrichtungen und zahlreiche Arztpraxen mit Arzneimitteln beliefert. Sein Ziel ist nun, den Geschäftsbetrieb und damit auch die Klinikversorgung aufrechtzuerhalten. Dazu liefen aktuell Gespräche mit dem Großhandel, anderen Lieferanten und Banken. Derzeit seien keine Unterbrechungen der Lieferkette aufgetreten. Nach Angaben Bünnings sollen zunächst der Geschäftsablauf und damit auch die Klinikversorgung stabilisiert werden. Dazu liefen aktuell Gespräche mit dem Großhandel, anderen Lieferanten und Banken. Unklarheit herrscht in dem verschachtelten Unternehmen noch über die Höhe der aufgelaufenen Verbindlichkeiten. Die Prüfung der Bücher ist noch nicht abgeschlossen. Betroffen von der Insolvenz sind danach 342 der über 800 Mitarbeiter der gesamten Sanicare-Gruppe. Deren Bezahlung läuft nach Angaben des Insolvenzverwalters über die Bundesagentur für Arbeit bis Ende November ungekürzt weiter. Schwierigkeiten bei der Insolvenzabwicklung könnte – ähnlich wie bei Schlecker – die Unternehmenskonstruktion bereiten. Sanicare wird in der Rechtsform des eingetragenen Kaufmanns betrieben.

Letzten Donnerstag wurden die Mitarbeiter am Standort Bad Laer informiert. "Wir sind alle ziemlich geschockt. Das haben wir nicht erwartet", sagte eine Angestellte der "Osnabrücker Zeitung". Insgesamt herrschte in Bad Laer eine bedrückte Stimmung. Bünning kündigte an, eng mit dem Betriebsrat des Unternehmens zusammenzuarbeiten.

Noch im August teilte die Unternehmensgruppe mit, den Gesamtumsatz um 13 Mio. Euro auf 220,5 Mio. Euro gesteigert zu haben. Seinen Gewinn gab Sanicare nicht bekannt, schrieb nach eigenen Angaben aber schwarze Zahlen. Doch dann ging alles ganz schnell: Nach kurzer Krankheit starb Mönter am 4. September; am 25. September wurde Insolvenzantrag beim Amtsgericht Osnabrück gestellt.

Der Bundesverband Deutscher Krankenhausapotheker (ADKA) sieht durch die Sanicare-Pleite die Versorgung der angeschlossenen Kliniken gefährdet und übt nun grundsätzliche Kritik an der Unternehmenskonstruktion: Sanicare habe in den letzten Jahren "durch eine aggressive Markt- und Preispolitik eine Reihe von bestehenden Krankenhausapotheken, auch solche mit größerem Versorgungsumfang, aus dem Krankenhausmarkt verdrängt" so ADKA-Geschäftsführer Klaus Tönne. "Dies hat funktionierende Strukturen zerstört, was sich jetzt rächt." Der plötzliche Ausfall von Sanicare als Versorger stelle die Krankenhäuser, die sich damals für Mönter entschieden haben, jetzt vor das große Problem, sich womöglich kurzfristig um einen neuen Lieferanten kümmern zu müssen.



AZ 2012, Nr. 40, S. 1

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