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Interpharm 2012
Organ des "guten Geschmacks"
Der Mensch besteht aus anthroposophischer Sicht aus vier Wesensgliedern: Der Stoffleib gibt dem Körper seine physische, stoffliche Gestalt. Der Lebensleib sorgt für das Befinden, Lebens- und Wachstumskraft im Menschen. Durch den Seelenleib erhält er sein Bewusstsein, seine Triebe und Begierden. Die vierte Ebene, die Ich-Organisation, vervollständigt das Menschsein. Durch sie kann er denken, sprechen und kreativ handeln. Die Wesensglieder und die Dreigliederung des Menschen in Leib, Seele und Geist befinden sich beim Gesunden im Gleichgewicht. Jedes Organ repräsentiert die vier Wesensglieder auf seine eigene Weise. Für die Leber bedeutet das laut Fintelmann Folgendes:
Die Leber wandelt körperfremde in körpereigene Stoffe um, scheidet nicht mehr benötigte Stoffwechselprodukte aus und ist Speicherort vieler Substanzen wie Eisen, Blutgerinnungshemmstoffen und Glucagon. Diese Aufgaben erfüllt der Stoffleib.
Der Lebensleib gibt dem Körper einen "Auftrieb", der der Schwerkraft entgegenwirkt. Gesunde spüren das Gewicht ihrer Arme und Beine nicht, wenn sie sich bewegen. Leberkranke hingegen, bei denen die "Auftriebskraft" nachlässt, fühlen die Last ihrer Gliedmaßen, werden schwerfällig und schwermütig. So sorgt die Leber auch für die Befindlichkeit des Menschen.
Der menschliche Wille konzentriert sich im Seelenleib. Patienten, deren Seelenleib aus dem Gleichgewicht geraten ist, fehlt es an Eigeninitiative und Willensbildung – sie werden oft depressiv. Wie die Zunge kann die Leber "schmecken", ob ein Stoff gut für den Körper ist oder nicht. Durch diesen Geschmackssinn erkennt sie schädliche Stoffe und kann sie vor der Aufnahme in den Körperkreislauf abfangen und ausschleusen.
Der Ich-Leib hat eine geistige Natur, die sich jeder stofflichen und materiellen Betrachtung entzieht, erklärte Fintelmann. Beim Gesunden geht vom Ich-Leib jede Aktion im menschlichen Organismus aus. Er ist der Resonanzboden des Selbstbewusstseins.
Ganzheitliche Wirkung
Der Effekt anthroposophischer Arzneimittel begrenzt sich nicht auf ein bestimmtes Organ. Die Mittel beeinflussen durch ihre Wirkung (z. B. auf die Leber) die Gesundheit des gesamten Menschen.
Treten Symptome wie Antriebsarmut oder Depression auf, deutet das auf eine mangelhafte Funktion des Seelenleibes hin. In diesem Fall rät Fintelmann Hepar-Magnesium D4 oder D6 zu injizieren.
Wenn die lokalen Abwehrkräfte der Leber geschädigt sind, können Viren in die Leberzellen dringen. Der Organismus reagiert auf die Fremdkörper mit einer heftigen Abwehrreaktion, eine akute Entzündung entwickelt sich. In der Folge kann die Leber nicht mehr genug Bilirubin, ein Hämoglobin-Abbauprodukt, und Gallensäuren ausscheiden, schlimmstenfalls entsteht eine Gelbsucht. Ein wichtiges anthroposophisches Mittel zur Behandlung einer akuten Hepatitis ist Zinn (Stannum), das in einer Potenz D8 injiziert wird. Da Eisen die Ausscheidungsprozesse der Galle unterstützt, kann es zusätzlich gegeben werden (Ferrum sidereum D6 bis D10).
Heilt die akute Hepatitis nicht aus, entwickelt sich oft eine chronische Entzündung. Dann dominieren in der Leber sklerotische Prozesse, bei denen sich vermehrt Bindegewebe bildet. Die Tomate (Solanum lycopersicum D2 bis D6) aktiviert die gegen Viren wirksamen Entzündungsprozesse und stabilisiert so die Leberimmunität.
Zinn ist nicht nur bei einer akuten, sondern auch bei einer chronischen Hepatitis hilfreich. Die Lösung (Hepar-Stannum D4 oder D6 Ampullen) wird in den rechten Oberbauch gespritzt.
Rudolf Steiner, der Begründer der Anthroposophie, fand ein Mittel, das bei "Lebererkrankungen aller Art" eingesetzt werden kann: Hepatodoron® ist eine Kombination aus getrockneten Blättern der Walderdbeere (Fragaria vesca) und der Weinrebe (Vistis vinifera). Die Tabletten unterstützen Regenerationsvorgänge in der Leber und helfen bei Ein- und Durchschlafstörungen sowie bei venösen Stauungen.
svs
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DAZ 2012, Nr. 12, S. 95
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