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- DAZ 13/2012
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Arzneimittel und Therapie
Aktualisierte Leitlinie zum Typ-1-Diabetes mellitus: Langfristig den Blutzucker stabilisieren
Beim Typ-1-Diabetes mellitus, einer Autoimmunerkrankung, zerstört das körpereigene Immunsystem durch eine Entzündungsreaktion (Insulitis) die Insulin produzierenden B-Zellen der Bauchspeicheldrüse. Dieser Verlust der Betazellen führt zu einem zunehmenden Insulinmangel. Der Typ-1-Diabetes manifestiert sich, nachdem etwa 90% der B-Zellen zerstört sind. Im Rahmen der Insulintherapie muss das fehlende Hormon dann künstlich in Form von Insulinpräparaten kontinuierlich bis zum Lebensende zugeführt werden, da eine Therapie zur Heilung nicht verfügbar ist. Von der Erkrankung sind allein in Deutschland 300.000 Menschen betroffen. Als Ursache werden genetische Faktoren (Veränderungen des Chromosoms 6 in der MHC-Region) diskutiert, möglicherweise können auch bestimmte Umweltfaktoren (z. B. frühzeitiger Kontakt mit Kuhmilch) oder Virusinfektionen die Entstehung eines Typ-1-Diabetes fördern.
Neue Leitlinie wendet sich an Ärzte und Patienten
Als Folge des Typ-1-Diabetes können verschiedene Schäden an Augen, Nerven und Nieren auftreten, die sich auch langfristig durch eine gute Kontrolle des Blutzuckers vermeiden lassen. Um dieses Ziel zu erreichen, hat die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) eine neue, komplett überarbeitete und den höchsten Standards der Leitlinienerstellung entsprechende Leitlinie zur "Therapie des Typ-1-Diabetes" veröffentlicht. Die Leitlinie richtet sich nicht nur an Ärzte und andere Berufsgruppen, die Menschen mit Typ-1-Diabetes betreuen, sondern vor allem an die Patienten mit einem Typ-1-Diabetes. Die intensivierte Insulintherapie hat zwar den Patienten in den letzten Jahren viele Freiheiten zurückgegeben, sie verpflichtet allerdings auch zu regelmäßigen Blutzuckermessungen. Ziel ist eine langfristige Stabilisierung des Langzeitblutzuckers mit einem HbA1c -Wert von unter 7,5%. Dieser Wert "sei wissenschaftlich gut belegt, was sich in einem Empfehlungsgrad A ausdrückt, der höchsten Stufe einer evidenzbasierten Medizin" so die Deutsche Diabetes Gesellschaft. Dieser HbA1c -Zielwert soll aber nicht rigoros vorgegeben, sondern individuell mit dem Patienten besprochen werden, da zu niedrige HbA1c -Werte das Risiko von schweren Unterzuckerungen steigern können, wie Studien gezeigt haben. Symptome einer Unterzuckerung können Schweißausbrüche, Schwäche oder Herzklopfen, Seh- und Sprachstörungen, Angst und Heißhunger sein, die bis zur Bewusstlosigkeit und Krampfanfällen führen können. Nach der neuen Leitlinie zählt daher die konsequente Vermeidung von Hypoglykämien zu den wichtigsten Zielen der Therapie. Die individuelle Einstellung des HbA1c -Werts hilft den Patienten, diese Komplikation frühzeitig wahrzunehmen und durch die rechtzeitige Einnahme von Zucker zu vermeiden.
Die Leitlinie soll eine wichtige Informationsquelle zur Umsetzung der Therapiemöglichkeiten sein. Vorgestellt werden nicht nur die verschiedenen Insulinarten und ihre Anwendung, sondern auch Ernährung, psychosoziale Betreuung und die Behandlung in Sondersituationen wie Operationen oder Reisen. "Wir berücksichtigen heute mehr denn je die Bedürfnisse unserer Patienten und loten mit ihnen gemeinsam die Möglichkeiten aus, die vorgeschlagene Therapie auch umzusetzen", so Prof. Dr. A. Fritsche, Pressesprecher der Deutschen Diabetes Gesellschaft.
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