Arzneimittel und Therapie

Levofloxacin gegen die Pest: Schutz vor einer fast ausgerotteten Infektionskrankheit

Ende April 2012 hat die US-amerikanische Arzneibehörde FDA den Gyrasehemmer Levofloxacin zur Behandlung der Pest zugelassen.

Levofloxacin kann auch prophylaktisch eingesetzt werden, um nach einem Kontakt mit dem Erreger die Gefahr einer Infektion zu reduzieren. Weitere Antibiotika, die zur Behandlung der Pest eingesetzt werden können, sind Streptomycin und Tetracycline wie Doxycyclin.

In Deutschland ist Levofloxacin seit 1998 zur Behandlung bakterieller Erkrankungen auf dem Markt. Wie andere Fluorchinolone hemmt es das Enzym Gyrase, das für das Verdrillen der DNA in Bakterien während deren Vermehrungszyklus verantwortlich ist. Levofloxacin wirkt bakterizid.

Tödliche Infektion

Die Pest ist eine potenziell tödliche Infektion mit dem bakteriellen Erreger Yersinia pestis. Wildlebende Nagetiere und deren Flöhe bilden das primäre Erregerreservoir der Pest, praktisch wichtig sind vor allem Ratten im Wohnumfeld. Die Zoonose kommt in Abhängigkeit von Naturherden, die die Erreger im Tierreservoir beherbergen, heute noch in begrenzten Endemiegebieten in Asien, Afrika, im tropischen Mittel- und Südamerika sowie in Nordamerika vor. In Europa spielt die Pest seit Längerem keine Rolle mehr. In Deutschland werden importierte Fälle extrem selten beobachtet. Jährlich treten weltweit nur 1000 bis 2000 Fälle auf. Die drei häufigsten Formen der Pest sind die Beulenpest (Infektion der Lymphknoten), die Lungenpest und die Pestsepsis (Infektion des Blutes). Die Übertragung erfolgt durch den Stich eines infizierten Rattenflohs. Auch bei direktem Kontakt mit infizierten Nagern oder durch Verzehr des Fleisches infizierter Tiere kann eine Übertragung stattfinden. Lungenpest wird durch Tröpfcheninfektion direkt von Mensch zu Mensch übertragen. Als andere mögliche Infektionsquelle werden auch Forschungslaboratorien gesehen. Außerdem besteht die Gefahr, dass der Yersinia-pestis -Erreger für bioterroristische Anschläge eingesetzt wird. Die Weltgesundheitsorganisation WHO zählt Yersinia pestis sogar zum "dreckigen Dutzend" potenzieller biologischer Waffen. Das ist auch mit ein Grund, warum der Hersteller Raritan Pharmaceuticals diese Zulassung angestrebt hat. Die Hoffnung geht dahin, dass vielleicht einige Staaten bereit sind, sich mit dem Präparat zu bevorraten. Die Zulassung als Pest-Antibiotikum hat Raritan Pharmaceuticals relativ leicht erhalten.

Test an Affen

Die Zulassung von Levofloxacin basiert auf einer Wirksamkeitsstudie mit afrikanischen Grünen Meerkatzen, die im Laborexperiment mit Pestbakterien infiziert wurden. Studien mit Menschen waren in diesem Fall wegen der geringen Patientenzahl nicht machbar und aus ethischen Gründen nicht möglich. Die Tiere wurden randomisiert und erhielten innerhalb von sechs Stunden nach Fieberbeginn eine zehntägige Behandlung mit entweder Levofloxacin oder Placebo. Der primäre Endpunkt war das Überleben am Ende der Studie. Von den 17 Affen, die mit Levofloxacin behandelt worden waren, überlebten 94%, während alle sieben Affen in der Placebogruppe starben.


Quelle

FDA approves new antibacterial treatment for plague. Mitteilung der FDA vom 27. April 2012, www.fda.gov.


hel



DAZ 2012, Nr. 19, S. 41

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