DAZ aktuell

Praxisärzte drohen mit flächendeckendem Streik

GKV und Ärzteverbände streiten über Ärztehonorar

BERLIN (jz). Während die Apothekerschaft noch darüber diskutiert, ob ein Streik der richtige Weg zur Durchsetzung der eigenen Honorarforderungen ist, drohen niedergelassene Ärzte bereits mit flächendeckenden Praxisschließungen im September. Laut einer gemeinsamen Erklärung von zwölf Ärzteverbänden wollen die Ärzte sich damit gegen die von den Gesetzlichen Krankenkassen geforderten Honorarkürzungen um rund sieben Prozent (2,2 Milliarden Euro) wehren. Die Kassenärzte fordern für die bevorstehenden Verhandlungen dagegen eine Erhöhung ihrer Honorare um elf Prozent (3,5 Milliarden Euro).
Dr. Wolfgang Wesiack nennt das Vorgehen der Kassen skandalös und rechtswidrig. Foto: BDI

Hintergrund ist ein aktuelles Gutachten, das der GKV-Spitzenverband beim Forschungsinstitut Prognos in Auftrag gegeben hatte. Es soll belegen, dass die Einkommen in deutschen Arztpraxen seit 2008 zu stark gestiegen sind. Als Konsequenz forderten die Krankenkassen eine Absenkung der ärztlichen Vergütung. „Wir halten das Vorgehen der Krankenkassen nicht nur für skandalös, sondern auch für rechtswidrig“, erklärte Dr. Wolfgang Wesiack, Präsident des Berufsverbandes Deutscher Internisten (BDI). Bereits jetzt investierten viele Ärzte deutlich mehr Zeit in die Behandlung ihrer Patienten, als im Budget vorgesehen.

Dr. Burkhard Zwerenz, Landesvorsitzender des Hausärzteverbandes in Rheinland-Pfalz warnt daher: „Den Verantwortlichen im Erweiterten Bewertungsausschuss muss klar sein, dass die niedergelassenen Ärzte in Deutschland gemeinsam protestieren werden, sollten die rechtswidrigen Forderungen der Kassen Gehör finden.“ Die beabsichtigte Honorarsenkung bringe mit sich, dass eine flächendeckende hausärztliche Versorgung nicht mehr möglich sei und konterkariere alle Anstrengungen, eine Niederlassung in unterversorgten Strukturgebieten attraktiv zu machen.

Unterzeichner der gemeinsamen Erklärung sind elf große Berufsverbände (Berufsverband Deutscher Internisten, Berufsverband der Frauenärzte, Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte, Berufsverband der HNO-Ärzte, Berufsverband Deutscher Nervenärzte, Berufsverband Deutscher Neurologen, Berufsverband Deutscher Psychiater, Berufsverband der Augenärzte Deutschlands, Bundesverband der Pneumologen, Bundesverband Niedergelassener Kardiologen, Berufsverband Deutscher Rheumatologen) und der Hausärzteverband Rheinland- Pfalz.



DAZ 2012, Nr. 35, S. 26

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