Selbstmedikation

Bessere Versorgung bei Onychomykosen

Nagellack häufiger applizieren?

Für eine bessere Aufklärung und Versorgung von Patienten mit Onychomykose will sich ein neu gegründeter Nagelpilzverein einsetzen. Dazu gehört auch die Bewertung aktueller klinischer Studien, etwa zu antimykotischen Lacken. Ein erstes Ergebnis: Um die Wirksamkeit von Amorolfin-Nagellack zu verbessern und Wirkstofflücken zu vermeiden, sollte eine Erhöhung der Applikationsfrequenz überlegt werden.
Eine Nagelpilzinfektion kann wieder ausbrechen, wenn die Behandlung zukurz durchgeführt oder zu früh beendet wird. Angewendet werden Breitbandantimykotika,die tief genug in die Nagelschicht eindringen können, bevorzugt als Lack, Creme oder Lösung.  Foto: Svenni – Fotolia.com

Onychomykosen stärker ins Bewusstsein zu rücken ist das Ziel des neu gegründeten Nagelpilzverein e.V., zu dem sich Dermatologen und Wissenschaftler unter der Führung von Prof. Dr. Ulrich Hengge vom Hautzentrum Düsseldorf zusammengefunden haben. Neben der Aufklärung der Patienten über die weit verbreitete Infektionskrankheit haben sich die Wissenschaftler auch die Auseinandersetzung mit relevanten klinischen Studien zur Aufgabe gemacht. Auf einem Pressegespräch am Rand der Fortbildungswoche Dermatologie im Juli 2012 in München standen Untersuchungen zum Nutzen antimykotischer Nagellacke im Mittelpunkt. Elewski et al. verglichen eine Terbinafin-Nagellösung (TNS) in zwei doppelblinden Studien (n = 1044) mit dem Vehikel sowie in einer offenen Studie (n = 1029) mit einem handelsüblichen Amorolfin 5% Nagellack bei Patienten mit milder bis moderater Großzehennagel-Onychomykose und mykologisch bestätigtem Dermatophytenbefall in der Pilzkultur. Komplettheilungen (Nagel komplett gesund plus negative Mykologie) wurden kaum erreicht. Die Rate nach 48-wöchiger Therapie unterschied sich unter Terbinafin-Nagellösung weder von Placebo (2,2% vs 0%) noch von Amorolfin (1,2% vs 0,96%). Etwas besser, aber noch immer nicht zufriedenstellend war die mykologische Heilung, bei der Terbinafin-Nagellösung Placebo überlegen war (12,7% vs. 6,2%) und mit Amorolfin gleich zog (16,2% vs. 15,7%). Ebenfalls nicht signifikant war der Unterschied zwischen Terbinafin-Nagellösung und Amorolfin hinsichtlich der klinischen Wirksamkeit (4,5% vs. 3,8%). Die unzureichende Wirksamkeit von Amorolfin steht allerdings im Kontrast zu früheren Veröffentlichungen, in denen mit Amorolfin höhere Heilungsraten erzielt wurden. Dies könnte, so wird vermutet, mit einer fehlenden Placebokontrolle, weniger strikt definierten Endpunkten sowie dem Einschluss von Onychomykosen an Finger- und Zehennägeln zu tun haben.

Wirkstoffmenge im Nagel: Ciclopirox versus Amorolfin

In einer randomisierten, monozentrischen offenen Studie von Monti et al. über 28 Tage wurde ein handelsüblicher Amorolfin (MRF)-Lack 5% mit wasserlöslichem Ciclopirox(CPX)-Lack verglichen. Die 24 Probanden trugen auf den Fingernägeln der einen Hand einmal täglich Ciclopirox-Lack auf, auf den Fingernägeln der anderen Hand zweimal wöchentlich Amorolfin-Lack. Mit beiden Therapien ließen sich ausreichend hohe Wirkstoffkonzentrationen im Nagel erzielen. Unter der Therapie mit Ciclopirox-Lack waren sie allerdings höher (2,82 µg/mg nach 15 Tagen) und blieben über den gesamten Beobachtungszeitraum konstant. Die Amorolfin-Konzentrationen im Nagel lagen deutlich niedriger (0,64 µg/mg) und sanken im Verlauf um etwa 80% ab. "Sie lagen aber noch immer über der antimykotischen Konzentration", so Hengge. Der mykologische Effizienz-Koeffizient für die Pilzerreger T. rubrum und C. parapsilosis war unter Ciclopirox-Lack ebenfalls besser. Angesichts der Daten empfehlen die Autoren, das ein- bis zweimalige wöchentliche Anwendungsschema von Amorolfin 5% Nagellack in Richtung einer häufigeren Applikation zu verändern, um entstehende Wirkstofflücken aufzufüllen.


Quelle

Elewski B.E.; et al.: Efficacy, safety and tolerability of topical terbinafine nail solution in patients with mild-to-moderate toenail onychomycosis: results from three randomized studies using double-blind vehicle-controlled and open-label active-controlled designs. J Eur Acad Derm Venereol (2011) doi: 10.1111/j.1468-3083.2011.04373.x.

Monti D.; et al.: Nail penetration and predicted mycological efficacy of an innovative hydrosoluble ciclopirox nail lacquer vs. a standard amorolfine lacquer in healthy subjects. J Eur Acad Derm Venereol (2012) doi: 10.1111/j.1468-3083.2012.04529.x.


Apothekerin Dr. Beate Fessler



DAZ 2012, Nr. 39, S. 56

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