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Arzneimittel und Therapie
Dirofilaria repens in Brandenburger Mücken gefunden
Filarien sind Nematoden (Fadenwürmer), die das Bindegewebe oder das Gefäßsystem befallen. Gefürchtet ist der kanine und feline "Herzwurm" Dirofilaria immitis, der bei Hunden und Katzen zu schweren chronischen und potenziell tödlichen Erkrankungen führen kann. Die Würmer befallen primär Pulmonalarterien und in einem späten Stadium oft auch das rechte Herz, womit sie zu Herzinsuffizienz führen können.
Im Vergleich dazu ist die Infektion mit dem nahe verwandten, jetzt in Deutschland gefundenen "Hundehautwurm" Dirofilaria repens weniger bedrohlich. Der Wurm kann bei Hunden und Katzen zu schmerzlosen, subkutan liegenden verschiebbaren Knoten führen, die eher zufällig entdeckt werden und adulte Würmer und Mikrofilarien enthalten (kutane Dirofilariose). Selten kommt es bei Hunden zu pustulären Ausschlägen, ulzerösen Läsionen oder räudeähnlichen Hautentzündungen. Im Gegensatz zu Hunden und Katzen ist der Mensch ein Fehlwirt. Die Mikrofilarien entwickeln sich daher im Menschen typischerweise nicht zur Geschlechtsreife und sterben spontan ab. Doch ist Dirofilaria repens in Europa der häufigste Erreger von humanen Filarien-Infektionen. Meist bleiben diese symptomlos und bedürfen keiner Therapie. Vielfach wird die Infektion erst nach Entfernung eines wurmhaltigen Knotens entdeckt. Typisch sind solitäre Lungenknoten oder wandernde Schwellungen unter der Haut. Möglich sind aber auch Knoten im Auge oder in tiefen Körpergeweben, die einen Tumor vortäuschen können. In Einzelfällen kommen generalisierte Symptome bis zur Hirnhautentzündung vor.
Klimaabhängiger Infektionszyklus
Der Entwicklungszyklus beider Dirofilarienarten beginnt mit Mikrofilarien im Uterus adulter Wurmweibchen, die in die Blutbahn des Wirtes abgegeben werden und von dort in blutsaugende Stechmücken der Gattungen Culex, Aedes oder Anopheles als Zwischenwirte gelangen. In den Mücken entwickeln sich die Mikrofilarien zu Larven, die einen anderen Wirt infizieren können. Die Ausbreitung der Erkrankung ist daher vom Vorkommen der übertragenden Mücken und damit von den klimatischen Bedingungen abhängig. In Süd- und Osteuropa sind die Infektionen weit verbreitet. In Deutschland galten sie bisher als Reiseinfektion bei Hunden, aber seit einigen Jahren wird aus Deutschland, Österreich, Tschechien oder Polen über einzelne Hunde berichtet, die mit Dirofilaria repens infiziert wurden, obwohl sie nie gereist sind. Die Erklärung hat nun das BNI mit dem ersten Nachweis der Wurmlarven aus Mücken in Deutschland geliefert. Im Rahmen eines bundesweiten Mückenprojekts mit 75.000 Mücken von 55 Fangorten wurde in Stechmücken dreier Arten aus Brandenburg wiederholt Dirofilaria repens identifiziert.
Als Reservoir kommen neben Hunden auch Wildtiere, z. B. Marder oder Füchse, in Betracht. Nach Einschätzung des Bernhard-Nocht-Instituts haben Klimaveränderungen und die erleichterte Einfuhr potenziell infizierter Hunde aus Südeuropa die Etablierung der Infektion hierzulande begünstigt. Die Entwicklung infektiöser Larven in Stechmücken dauert je nach Temperatur zwischen zehn und 30 Tagen. Da Stechmücken durchschnittlich weniger als 30 Tage leben, galt Deutschland bisher als nicht gefährdet, aber zumindest bei hohen Temperaturen im Juli und August dürften sich die Larven nun auch hier schnell genug für eine Infektion entwickeln. Da das BNI die Larven in zwei aufeinander folgenden Jahren gefunden hat, liege zumindest für Brandenburg der Verdacht auf eine stabile Übertragung nahe, so das Bernhard-Nocht-Institut.
Tab. 1: Präparate mit repellierender Wirksamkeit für Hunde. Alle diese Präparate sind für Katzen toxisch und dürfen nicht bei ihnen angewendet werden! | ||||
Wirkstoff |
Handelsname |
Darreichungsform |
Wirkungsdauer gegen Stechmücken |
Wirkungseintritt nach |
Deltamethrin |
Scalibor®
|
medizinisches Halsband |
5 bis 6 Monate |
2 Wochen |
Permethrin |
Exspot®
|
Lösung zum Auftropfen (Spot on) |
2 bis 4 Wochen |
24 Stunden |
Permethrin und Imidacloprid |
Advantix®
|
Lösung zum Auftropfen (Spot on) |
2 bis 4 Wochen |
24 Stunden |
Quelle: Vetidata-Liste: Zugelassene Ektoparasitika für Hunde und Katzen (Stand Januar 2013). |
Prophylaxe und Therapie
Die meist unauffälligen, milden klinischen Symptome sind ein Grund dafür, dass die kutane Dirofilariose oft nicht als solche erkannt wird. In Endemiegebieten ist die Prophylaxe daher besonders wichtig. Repellenzien (siehe Tabelle 1) können den Anflug potenziell infizierter Mücken nicht vollständig verhindern, aber massiv verringern. Da unbehandelte Tiere die Filarien bis zu sieben Jahre in sich tragen und damit die Infektionskette weiterführen können, sollten Hunde und Katzen in infektionsgefährdeten Gebieten im Sommer monatlich mit makrozyklischen Laktonen behandelt werden (z. B. Moxidectin, Milbemyxinoxim, Selamectin, siehe Tabelle 2). Diese können zwar eine Infektion nicht verhindern, töten aber wandernde Larven, bevor sie ihren endgültigen Ansiedlungsort erreichen und zu adulten Würmern werden. Außerdem können parasitäre Knoten chirurgisch entfernt werden. Importierte Hunde sollten routinemäßig auf eine Infektion hin untersucht werden. Dazu bieten sich unterschiedliche Verfahren an, z. B. Antigen-Test oder Blutausstrich. Infizierte Tiere sollten anschließend in monatlichen Abständen mit makrozyklischen Laktonen behandelt werden.
Tab. 2: Präparate mit makrozyklischen Laktonen für Hunde und Katzen zur Prophylaxe und Therapie von Dirofilaria-repens-Infektionen. | ||||
Wirkstoffe |
Handelsname |
Darreichungsform |
Tierart |
außerdem wirksam gegen |
Moxidectin, Imidacloprid |
Advocate®
|
Lösung zum Auftragen (Spot on) |
Hund, Katze |
Flöhe, Haarlinge, Milben, Nematoden |
Milbemyxinoxim, Lufenuron |
Program Plus®
|
Filmtablette |
Hund |
Flöhe, Nematoden |
Milbemyxinoxim, Praziquantel |
Milbemax®
|
Tablette |
Hund, Katze |
Nematoden, Bandwürmer |
Selamectin |
Stronghold®
|
Lösung zum Auftragen (Spot on) |
Hund, Katze |
Flöhe, Haarlinge, Milben, Nematoden |
Quelle: Vetidata-Liste: Zugelassene Anthelmintika für Hunde und Katzen (Stand Januar 2013). |
Quelle Pressemitteilung des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin (BNI) vom 9. Juli 2013. Hundehautwurm Dirofilaria repens erstmals in deutschen Stechmücken nachgewiesen.ESCCAP-Empfehlung Nr. 5. Bekämpfung von durch Vektoren übertragenen Krankheiten bei Hunden und Katzen. April 2011.Funk B. Vektoren-übertragene Erkrankungen breiten sich weiter aus. In: team.konkret. Enke-Verlag. 2/2013.
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