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Prisma
Neuer antibiotischer Wirkstoff aus dem Meer
Forscher um William Fenical an der Scripps Institution of Oceanography in San Diego, Kalifornien, hatten das Aktinobakterium Streptomyces sp. in Sedimenten entdeckt, die sie letztes Jahr an der Küste von Santa Barbara gesammelt hatten. Sie kultivierten den Mikroorganismus und analysierten seine Inhaltsstoffe, wobei sie auch eine neue Substanz isolierten, die sie nach experimentellen Versuchen Anthracimycin nannten. Sie ist – wie das ebenfalls aus einer Streptomyces-Art gewonnene Erythromycin – ein Makrolid mit 14-gliedrigem Lactonring, besitzt jedoch keine Zuckerreste und keinen Stickstoff; zudem ist es ein β-Hydroxyketon. Fenical spricht von einer für Antibiotika „einzigartigen chemischen Struktur“. Nicht ungewöhnlich für Moleküle dieser Größe ist die Anzahl von sieben Asymmetriezentren.
Anthracimycin erwies sich in ersten In-vitro-Tests u.a. als wirksam gegen den Milzbrandbazillus Bacillus anthracis (daher der Name) und gegen Methicillin-resistente Stämme von Staphylococcus aureus (MRSA), die insbesondere in Krankenhäusern eine tödliche Gefahr darstellen. Chemische Abwandlungen des Moleküls, z.B. durch Chlorierung, zeigten ebenfalls beachtliche bakterizide Wirkungen.
Es könnte sein, dass die kalifornische Entdeckung zur Entwicklung eines neuen Reserve-Antibiotikums führt. In jedem Fall hat sie wieder einmal die alte Vermutung bestärkt, dass im Meer noch mancher ungehobene Arzneimittelschatz schlummert.
Quelle: Jang KH, et al. Anthracimycin, a potent anthrax antibiotic from a marine-derived actinomycete. Angew Chem Int Ed Engl 2013;52(30): 7822–7824.
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