Prisma

Spinnengift OAIP-1

Ersatz für Pyrethroide?

cae | Ein neu entdecktes Peptid im Gift einer australischen Vogelspinne könnte die Schädlingsbekämpfung im Ackerbau revolutionieren.
Struktur von OAIP-1 mit Disulfidbrücken (rot).

Spinnengifte setzen sich – je nach der Spezies – überwiegend aus niedemolekularen Polyaminen oder aus höhermolekularen Peptiden zusammen. Da Peptide nach oraler Aufnahme in der Regel abgebaut werden, bevor sie resorbiert werden können, sind sie von Forschern auf der Suche nach Fraßgiften für die Schädlingsbekämpfung bisher weitgehend ignoriert worden. Umso mehr waren australische Forscher von der University of Queensland überrascht, als sie entdeckten, dass die in Queensland endemische Vogelspinne Selenotypus plumipes („gefiederter Fuß“) in ihrem Gift ein relativ stabiles Peptid enthält, das Insekten nach oraler Aufnahme tötet; sie nannten es nach diesen Eigenschaften „orally active insecticidal peptide 1 (OAIP-1)“. Es handelt sich um eine Verbindung mit 34 Aminosäuren, deren Stabilität auf einem „Cystin-Knoten“ mit drei Sulfidbrücken beruht.

Den potenziellen Nutzen von OAIP-1 in der Landwirtschaft haben die Forscher durch Toxizitätstests mit dem Schädling Baumwoll-Kapseleule (Helicoverpa armigera) nachgewiesen, wobei sie eine LD50 von 104 pmol/g beobachtet haben. Sie halten OAIP-1, das sich leicht synthetisch produzieren ließe, für gleichwertig mit Pyrethroiden, sodass es diese ersetzen könnte. Zudem könnte es aufgrund eines Synergismus zusammen mit Neonicotinoiden eingesetzt werden. Die Forscher sehen auch die Möglichkeit, gentechnisch veränderte Pflanzen zu schaffen, die selbst OAIP-1 synthetisieren, analog zur Synthese von Bt-Toxin in dem gentechnisch veränderten Bt-Mais.

Da OAIP-1 nicht selektiv auf bestimmte Schadinsekten wirkt, dürften seinem kommerziellen Einsatz dennoch hohe Hürden entgegenstehen. 

Quelle: Hardy MC, et al. Isolation of an Orally Active Insecticidal Toxin from the Venom of an Australian Tarantula. PLoS One 2013;8(9):e73136.

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