Gesundheitspolitik

Weitere Lieferengpässe

HAV: Problem nimmt immer dramatischere Ausmaße an

BERLIN (ks) | Der stellvertretende Vorsitzende des Hessischen Apothekerverbandes (HAV), Hans Rudolf Diefenbach, wird nicht müde, auf die weiterhin bestehenden Lieferprobleme bei einigen Arzneimitteln hinzuweisen. Die Zahl der betroffenen Präparate werde sogar größer, mahnte er vergangene Woche. Diefenbach forderte Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe auf, gegen diesen „unhaltbaren Zustand“ aktiv zu werden.

Bereits letzten Oktober hatte der HAV wegen massiver Lieferprobleme bei Schilddrüsen-Arzneimitteln Alarm geschlagen. Auch in der Publikumspresse und im Fernsehen wurde dieser Hilferuf aufgegriffen –so auch dieses Mal. Geändert hat sich seitdem jedoch nichts. Bis heute sei es den Herstellern dieser Produkte nicht gelungen, diese Problematik zu beheben, so der HAV. Insbesondere vermisst Diefenbach von ihnen eine plausible Erklärung, „wie es in einem hoch entwickelten Land wie Deutschland dazu kommen kann, dass es monatelang nicht möglich ist, die Apotheken mit bestimmten Wirkstärken dieser Arzneimittel zu beliefern“. Die Leidtragenden seien die betroffenen Patienten, so der HAV-Vize. Den Apothekern falle es zunehmend schwer, bei ihnen Verständnis zu finden.

Der HAV betont, dass es auch bei immer mehr anderen Arzneimitteln Lieferschwierigkeiten gebe. So seien seit Wochen bestimmte Hormonpflaster nicht bei den Herstellern erhältlich. Aber auch gängige Schmerzmittel, etwa Lyrica oder Novaminsulfon-Tabletten, seien betroffen. Ebenso Antibiotika, Diabetes-Medikamente und Blutdrucksenker. Diefenbach ist empört: „Jetzt ist es schon so weit, dass wir ein Kortison-Präparat zur Injektion, das gemäß Apothekenbetriebsordnung im Notfallsortiment jeder Apotheke sein muss, nicht mehr bekommen. Das ist einfach nur noch skandalös.“

Der HAV vermutet als Grund für die Lieferprobleme die zahlreichen Rabattverträge, die die Arzneimittelpreise immer weiter nach unten treiben. Da könne es schon vorkommen, dass andere Märkte, wo höhere Verkaufspreise als in Deutschland erzielt werden könnten, bevorzugt beliefert würden.

Diefenbach appelliert daher an Gröhe: Auch wenn er sich derzeit noch nicht als „ausgewiesenen Gesundheitspolitiker“ bezeichne, werde es für ihn leicht nachvollziehbar sein, dass dies unhaltbare Zustände seien. „Deshalb fordere ich ihn auf, schnellstens dafür Sorge zu tragen, dass der Bevölkerung ihre dringend benötigten Arzneimittel wieder zur Verfügung stehen“, so der HAV-Vize. 

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