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Die Seite 3
Studieren für die Apotheke
Es ist eine alte Forderung: Das Pharmaziestudium muss praxisnäher werden. Das Gegenargument ist genauso alt: Die Universität macht berufsfähig, nicht berufsfertig. Und außerdem gibt es ja den Dritten Ausbildungsabschnitt, dort findet die praktische Ausbildung statt.
Auch der Präsident der DPhG, Professor Dieter Steinhilber, verweist im Gespräch mit der DAZ (s. S. 22) auf das Praktische Jahr und die Verantwortung der Kammern für den praktikumsbegleitenden Unterricht. Und damit hat er ja recht. Schenkt man den Erzählungen von Pharmazeuten im Praktikum (PhiP) und jungen Apothekern Glauben, liegt hier (immer noch) vieles im Argen.
Auf der anderen Seite machen es sich die Hochschullehrer mit diesem Argument zu einfach. Der Dritte Abschnitt kann keine Entschuldigung dafür sein, in den beiden Ausbildungsabschnitten zuvor den eigenen Marotten zu frönen anstatt praktisch relevanten Stoff zu vermitteln! Das Auswendiglernen der Synthesen mehrerer hundert teils obsoleter Wirkstoffe ist für zukünftige Apotheker ungefähr genauso sinnvoll wie wochenlanges Erlernen veralteter biochemischer Methoden an Geräten aus den 1980er Jahren.
Professor Steinhilber ist uneingeschränkt recht zu geben, wenn er sagt, es sei nicht die Aufgabe der Universitäten, nur für die Offizin auszubilden. Es würde völlig ausreichen, wenn endlich alle Pharmazie-Professoren aus Überzeugung und mit Engagement auch für die öffentliche Apotheke ausbildeten. Aktuell sind über 80 Prozent der Apotheker in der öffentlichen Apotheke tätig. Auch wenn dieser Anteil (langsam!) schrumpft, sollte sich das Studium doch an den Bedürfnissen dieser 80 Prozent orientieren, nicht an den nicht einmal 10 Prozent, die später in der pharmazeutischen Industrie arbeiten werden oder gar den 2,2 Prozent, die an der Hochschule bleiben.
Mit einer Orientierung an den späteren Aufgaben eines Offizinapothekers ist in keiner Weise eine „Entwissenschaftlichung“ des Studiums gemeint – ganz im Gegenteil! Es ist unerlässlich, dass den Pharmaziestudierenden das wissenschaftliche Arbeiten in viel stärkerem Maße vermittelt wird, als das heute der Fall ist. Das von Studenten sehr treffend „Wissens-Bulimie“ genannte Auswendiglernen riesiger Faktenmengen in kürzester Zeit, das das Studium immer noch prägt, verhindert geradezu ein echtes Verständnis des Stoffs und jede kritische Auseinandersetzung – die aber Voraussetzung für Wissenschaft sind.
Die Apotheker diskutieren, welche Aufgaben die Gesellschaft von ihnen erwartet und in welche Richtung sich ihr Beruf entwickeln soll. Daran sollten sich die pharmazeutischen Hochschullehrer ein Beispiel nehmen und diskutieren, welche Ausbildungsinhalte der Beruf des Apothekers erfordert – und das Studium dann in diese Richtung weiterentwickeln. Die Frage dabei ist nicht, ob man etwas weniger Pharmakognosie lehrt, damit die Biotechnologie mehr Raum bekommt – die Frage ist, wie ein echtes wissenschaftliches Studium aussehen könnte, das auf die Apotheke von heute und morgen vorbereitet.
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